
© Andreas Klaer
Potsdam: Schloss Marquardt wird saniert
Das denkmalgeschützte Herrenhaus soll nach den Plänen der Eigentümer ein Veranstaltungszentrum werden. Die Verkaufspläne sind nach jahrelangem Zögern auf Eis gelegt.
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Potsdam – Neue Hoffnung für das denkmalgeschützte Schloss Marquardt: Der Eigentümer, die Münchner Penelope Immobilien GmbH, hat nach jahrelangem Zögern die Verkaufspläne für das ehemalige Herrenhaus auf Eis gelegt und selbst Sanierung und Restaurierung des Baus übernommen. Das Haus am Schlänitzsee soll nun ein Veranstaltungszentrum werden. Das bestätigte Schlosskastellan Mike Sprenger den PNN am Mittwoch auf Anfrage. Zunächst solle noch im Herbst ein Großteil des Erdgeschosses hergerichtet werden.
Die laut Sprenger Anfang des Jahres begonnene Restaurierung gibt dem Gebäude mit 2500 Quadratmetern Wohnfläche erstmals seit Jahren wieder eine langfristige Perspektive. Für den Veranstaltungsbetrieb wird vor allem Michael Schulze zuständig sein, der in Marquardt bereits den Landgasthof „Zum Alten Krug“ und zwei weitere Lokalitäten im Norden Potsdams betreibt. Mit seiner Cateringfirma wolle er weit häufiger als bisher Firmenfeste, Geburtstagsfeiern, Hochzeiten und öffentliche Veranstaltungen im Schloss ausrichten, sagte der 33-Jährige den PNN. Denn nach der Sanierung seien auch Doppelnutzungen in zwei separaten Bereichen des Schlosses möglich. Kastellan Sprenger sagte, mit den Einnahmen aus dem ausgeweiteten Veranstaltungsbetrieb solle die Sanierung des Schlosses vorangetrieben werden. In diesem Jahr sei bereits eine größere fünfstellige Summe verbaut worden. Noch geplant seien der Einbau einer Heizung und weitere Maßnahmen, sagte Sprenger.
Für das im 17. Jahrhundert errichtete und vor allem zu Beginn des 20. Jahrhunderts umgebaute und stark erweiterte Haus waren wie berichtet Sanierungskosten von bis zu 45 Millionen Euro veranschlagt worden. Über Jahre hinweg hatte es immer einmal wieder Interessenten gegeben. Zuletzt war vor zweieinhalb Jahren die Rede davon, ein Investor wolle das Schloss zu einem Hotel umbauen und auf dem zum Gelände gehörenden Gutshof eine Seniorenresidenz errichten. Sprenger sagte, von diesen Plänen sei keine Rede mehr – gerade für den mehr als einen Hektar großen Gutshof werde wieder nach finanzierbaren Vorhaben gesucht. Im eigentlichen Haus seien zunächst fünf größere Räume saniert worden – unter anderem das Foyer sowie das Herren- und das Damenzimmer im Südflügel. Dazu habe das Schloss moderne Toiletten erhalten. Sämtliche Arbeiten seien mit der Denkmalpflege abgestimmt.
Das im Internet zuletzt für 6,9 Millionen Euro angebotene Schloss hat eine wechselvolle Geschichte. In den 1930er Jahren wurde es von der Hotelkette Kempinski übernommen, nach dem Zweiten Weltkrieg okkupierte es die Rote Armee. Es folgten Nutzungen etwa als Kindererholungsheim, Gehörlosenschule und bis 1993 als Institut für Obstbau der Berliner Humboldt-Universität. Seitdem wird der Bau – mal mehr, mal weniger sporadisch – als exquisiter Veranstaltungsort sowie als Filmkulisse genutzt. Kulturhistorisch bedeutsam in dem Haus sind etwa die holzgetäfelten Räume und der große Saal. Marquardts Ortsvorsteher Wolfgang Grittner sagte den PNN, er sei erfreut, dass die Entscheidung zur schrittweisen Sanierung des Schlosses gefallen sei: „Es ist schön, dass sich was tut.“
Davon sollen sich die Potsdamer am Wochenende überzeugen können. Am Samstag und Sonntag kann das Schloss von jeweils 12 bis 18 Uhr bei einem Tag der offenen Tür besichtigt werden. Und zum Jahreswechsel plant Gastronom Schulze im Schloss einen venezianischen Maskenball: „Das wird die erste Silvesterfeier seit vielen, vielen Jahren.“
Im Internet:
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