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Landeshauptstadt: Schlösserstiftung und Stadt klagen über Müllproblem Picknicker vermüllen Parks und Wiesenflächen. Wilde Bader im Neuen Garten gefährden Biotope

Sie machen sich einen schönen Nachmittag im Grünen – sorgen aber mit zurückgelassenem Müll in Schlösserparks und auf den städtischen Grünflächen für Entsorgungs-Rechnungen, die für die öffentlichen Kassen mittlerweile in die Zehntausende Euro gehen. Schlösserstiftung und Stadt beklagen die zunehmende Vermüllung der Grünflächen und einiger Parkbereiche.

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Sie machen sich einen schönen Nachmittag im Grünen – sorgen aber mit zurückgelassenem Müll in Schlösserparks und auf den städtischen Grünflächen für Entsorgungs-Rechnungen, die für die öffentlichen Kassen mittlerweile in die Zehntausende Euro gehen. Schlösserstiftung und Stadt beklagen die zunehmende Vermüllung der Grünflächen und einiger Parkbereiche. Ein Überblick über besonders betroffene Stellen.

Neuer Garten

Der Heilige See im Neuen Garten hat sich seit der Wende zum Lieblingsbadeort für viele Potsdamer entwickelt – nach anfänglichem Widerstand aus Angst um das gärtnerische Weltkulturerbe duldet die Stiftung seit Ende der 1990er-Jahre bekanntlich die Badestelle am Nordostufer des Sees. Allein dort falle aber mittlerweile so viel Müll an, dass die Stiftung für 18 000 Euro eine Extra-Firma mit der Beseitigung beauftragt hat, wie Sven Kerschek, der Bereichsleiter des Neuen Gartens, am Montag bei einem Vororttermin erklärte: „Die Badestelle wird von Mai bis September dreimal pro Woche gereinigt.“ Insgesamt koste der Betrieb der geduldeten Badestelle sogar 70 000 Euro pro Jahr – das Geld gehe unter anderem für Vandalismus-Schäden und die Toiletten drauf.

Größere Sorgen bereiten der Stiftung allerdings Badegäste, die an der Westseite des Sees, also zwischen Gotischer Bibliothek, Marmorpalais und Rotem Haus, lagern. Hier will die Stiftung künftig wieder stärker kontrollieren, dass das Badeverbot eingehalten wird. Denn die Flächen – es handelt sich laut Kerschek vorwiegend um Trockenrasenbiotope, auf denen deutschlandweit geschützte Arten wie Grasnelke, Körnchen-Steinbrech oder Sandstrohblume wachsen – seien durch in Gefahr. „Eine einzelne Person auf dem Rasen ist kein Problem, aber wenn es hunderte sind, führt das langfristig zur Versteppung“, erklärt Kerschek.

Ein weiteres Problem: Die Ufer des Heiligen Sees brechen durch die vielen Bader zunehmend ab. Um bis zu fünf Meter hat sich das Seeufer an den am stärksten frequentierten Badestellen in den vergangenen zehn Jahren schon verschoben, wie Kerschek anhand der Holzstäbe der alten Uferbefestigung zeigen kann – sie stehen teils schon mehrere Schritte weit im See. „Nicht nur Gletscher schmelzen, auch Ufer schmelzen“, fasst Michael Rohde, Gartenbaudirektor der Stiftung, die Lage zusammen. „Wir müssten eigentlich das Ufer an vielen Bereichen wieder instand setzen“, sagt er. Aber das ist eine Geldfrage: Allein die Sanierung eines 100 Meter langen Uferstückes zwischen Rotem und Grünem Haus kostete 100 000 Euro – die Stiftung konnte die Maßnahme nur mit Geld der Deutschen Bundesstiftung Umwelt vornehmen. Der ausgebesserte Bereich ist seitdem zum Schutz mit einem Zaun abgesperrt.

Die Stiftung appelliert nicht nur an die Badegäste, sich an die erlaubten Stellen zu halten, sondern sieht auch die Stadt in der Pflicht: „Es fehlt in der Landeshauptstadt an geeigneten Badestellen, die entsprechend ausgebaut sind“, sagt Gartenbaudirektor Rohde. Wenn der Stadt der Erhalt des Weltkulturerbes am Herzen liege, müsse sie neue Badestellen einrichten. Im Rathaus hört man das nicht gern: Stadtsprecher Thomas Joerdens verweist auf die bereits bestehenden offiziellen und geduldeten Badestellen in Potsdam. „Derzeit sind keine weiteren offiziellen Badestellen geplant.“ Allerdings gibt es aktuell wie berichtet eine Initiative für ein neues Freibad in Potsdam-West.

Städtisches Grün

Liegen gelassene Fast-Food-Verpackungen und leere Coffee-to-go-Becher sind das Hauptproblem auf den städtischen Grünflächen, wie Stadtsprecher Thomas Joerdens auf PNN-Anfrage mitteilte: „Die Erfahrungen der Mitarbeiter belegen einen deutlichen Anstieg der Sammelmengen.“ Besonders schlimm sei es auf dem Platz der Einheit, das Rathaus spricht hier von „extremen Müllansammlungen“: Die Beseitigung habe allein in diesem Jahr bislang schon gut 440 Mitarbeiterstunden gekostet. Auf Platz zwei der Vermüllungsliste landet der Bassinplatz, wo die städtischen Mitarbeiter in diesem Jahr schon 246 Stunden sauber gemacht haben. Auch die Freundschaftsinsel mit 193 Mitarbeiterstunden, die Schiffbauergasse mit 168 Mitarbeiterstunden und die Flächen entlang der Alten Fahrt mit 154 Mitarbeiterstunden sind vom Müllproblem betroffen. Für die Pflege hat die Stadt auch externe Firmen engagiert: Die genauen Kosten für die Müllbeseitigung könnten nicht beziffert werden, weil sie nicht gesondert ausgewiesen werden, so Joerdens. Die Stadt setze auf möglichst frühzeitige Reinigung: „Erfahrungsgemäß vermüllt eine bereits belastete Fläche deutlich schneller und intensiver als eine im Erscheinungsbild gepflegte und saubere Fläche.“

Volkspark

Im Volkspark wurden im vergangenen Jahr für Wegereinigung und Müllbeseitigung rund 10 500 Euro ausgegeben, wie Volkspark-Sprecher Andreas Wandersleben auf PNN-Anfrage sagte. Wegen des größeren Besucherandrangs rechne man in diesem Jahr mit einer Steigerung der Ausgaben auf rund 13 500 Euro. Ein regelrechtes Müllproblem auf den öffentlichen Wiesen und Wegen im Volkspark gebe es aber nicht: „Durch die permanenten Kontrollen der Bewachungsfirma kommt es so gut wie gar nicht zu solchen Auswüchsen.“

In den letzten Jahren seien während der Saison von April bis September vor allem die Grillplätze immer besser besucht. Dort stehen mittlerweile nicht nur Extra-Tonnen für die glühenden Kohlereste, auch die Müll-Abholtakte durch die Stadtentsorgung (Step) wurden angepasst: Zweimal pro Woche wird am Wasserspielplatz und an den Grillplätzen der Müll abgeholt. Außerdem sind während der Saison mobile Reinigungskräfte am Wochenende und an Feiertagen unterwegs – besonders auf den Kinderspielplätzen. „ So kann der allgemein aufgeräumte Gesamteindruck trotz gestiegener Besucherzahlen aufrecht erhalten werden.“

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