ATLAS: Schmaler Grat
Es ist ein Phänomen, das sich in den vergangenen Monaten mehrfach in Potsdam beobachten ließ: Demonstranten tragen ihren Ärger direkt zu jenen Personen, die sie für Missstände verantwortlich machen. Direkt vor deren Haustür wurde protestiert, meist in abgelegenen Wohnvierteln – statt auf einem zentralen Platz.
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Es ist ein Phänomen, das sich in den vergangenen Monaten mehrfach in Potsdam beobachten ließ: Demonstranten tragen ihren Ärger direkt zu jenen Personen, die sie für Missstände verantwortlich machen. Direkt vor deren Haustür wurde protestiert, meist in abgelegenen Wohnvierteln – statt auf einem zentralen Platz. Für die Genehmigungsbehörden und auch die Gerichte sind solche Demonstrationen freilich ein schmaler Grat. Sie müssen abwägen zwischen der Versammlungsfreiheit und dem Schutz auf Privatsphäre, der allen Menschen zusteht – auch einem gut verdienenden Chef eines Pannen-Flughafens. Natürlich lässt sich gegen das Recht auf ungestörte Sonntagsruhe einwenden, dass sich ein Mensch auch nach Feierabend nicht von seinen Entscheidungen am Tage trennen kann und er deswegen eine Demo vor seiner Wohnung aushalten muss. Doch wenn solche Beispiele Schule machen, finden Demos gegen Verantwortliche in der Stadtpolitik künftig vornehmlich in den Vororten statt – etwa in der Alexandrowka, wo der Oberbürgermeister wohnt. Dem Ziel von Demonstrationen auf großen Plätzen, die Allgemeinheit auf Forderungen aufmerksam zu machen, dienen solche Proteste aber sicher nicht. Dafür nehmen die Vor-der-Haustür-Demonstranten die Nachbarschaft in Mithaftung.
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