Sport: Schmerzen sind kein Problem
Der Potsdamer Triathlet Matthias „Piefke“ Dietze startet am 24. Juni beim Ironman in Frankreich
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Warum viel Worten verlieren? Auf die kommt es in den entscheidenden Stunden sowieso nicht an.
Wenn Matthias Dietze in zehn Tagen um 6 Uhr am Strand von Nizza steht und aufs Mittelmeer schaut, bleiben ihm 30 Minuten, um noch einmal in sich zu gehen. Dann fällt der Startschuss und vor dem 27-Jährigen liegen exakt 225 Kilometer und 995 Meter. Es wird ein langer Tag für Matthias Dietze werden, wenn er sich in Frankreich zum ersten Mal auf die Ironman-Distanz begibt.
Zuerst 3,8 Kilometer schwimmen im Meer, dann 180 Kilometer auf dem Rad „drücken“, um abschließend einen Marathon zu laufen. Distanz: 42,195 Kilometer. Matthias Dietze, den meisten besser bekannt unter seinem Spitznamen Piefke, den er von seinem Vater übernommen hat, lässt das auf sich zukommen. Er hat keine spezielle Strategie für die Langdistanz. Auch kein besonderes Ritual vor dem Start. „Ich will ankommen und im Ziel wissen: Ich habe 100 Prozent gegeben.“ Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.
Nur ankommen? Auf der Internetseite der Triathleten des Potsdamer Zeppelin- Teams, für das Matthias Dietze seit 2000 über die olympische Distanz (1,5/40/ 10 km) startet, steht, dass er bei seinem ersten Ironman gleich unter neun Stunden bleiben will. Eine Art Schallmauer. Nicht gerade für die Profis, von denen die Besten schon mit knapp unter acht Stunden ins Ziel gekommen sind. Doch wer für den Ironman in seiner Freizeit trainiert und unter neun Stunden bleiben will, darf sich auf keinem Kilometer etwas schenken.
Von dem Projekt „Unter neun Stunden“ hat Matthias Dietze sich verabschiedet. Aber nicht, weil er sich nicht in der Lage für diese Zeit fühlen würde. „Die Strecke in Frankreich ist nicht einfach“, sagt er. Schon nach wenigen Kilometern auf der Radstrecke beginnt ein Anstieg, der sich über mehrere Kilometer auf 1200 Höhenmeter hochschraubt. Das kostet Kraft. Im vergangenen Jahr sind nur die sechs besten Männer unter neun Stunden geblieben. Ganz so vermessen mit seinen Prognosen will Dietze bei seinem Debüt auf der Langstrecke dann doch nicht sein.
Seit drei Jahren hat Matthias Dietze schon an einen Start über die Ironman-Distanz nachgedacht. In Köpenick geboren, ist er mit dem Triathlon förmlich aufgewachsen. „Mein Vater macht das schon seit Jahren.“ Über das Rudern kam er zum Triathlon und mit dem Zeppelin-Trainer Ron Schmidt im Jahr 2000 nach Potsdam. Seit dem ist Dietze in der 1. und 2. Bundesliga 50 Mal über die olympische Distanz gestartet.
Im Oktober will er eine Ausbildung als Physiotherapeut beginnen. Das Sportstudium an der Universität Potsdam wird Matthias Dietze dafür abbrechen. „Jetzt habe ich noch die Zeit, vernünftig zu trainieren. Darum habe ich mich für den Start in Frankreich entschieden.“
Das Schwimmen bezeichnet Dietze als seine „schwächste“ Disziplin. Beim Ironman in Frankreich am 24. Juni will er spätestens nach 55 Minuten auf dem Rennrad sitzen. Da fühlt er sich am wohlsten. Was ihm aber schnell gefährlich werden kann.
Beim Zeppelin-Team ist Matthias Dietze für seine Qualitäten auf dem Rad bekannt. Er ist einer, der Tempo über lange Strecken machen kann und sich dabei auch von Schmerzen nicht beeindrucken lässt. Sein Teamkollege Tobias Krisa sagt dazu: „Piefke kann fahren, bis ihm das Laktat schon in den Ohren kocht.“ Sprich, weiter über die Schmerzgrenze hinaus. Als Dietze 2004 in Kulmbach über die Mittelstrecke (2/90/ 21 km) startete, fuhr er auf dem Rad mit zwei Profis mit. Das war für ihn kein Problem. „Auf der Laufstrecke habe ich dann fünf Minuten auf die beiden kassiert.“ Er hat es trotzdem auf den 11. Platz geschafft.
In Nizza will sich Dietze solche Spielchen sparen. Doch er weiß, wenn vor ihm einer fährt, versucht er aufzuschließen. Das kann sich böse rächen. „Die meisten brechen auf der Marathonstrecke ein und dann wird es richtig brutal“, sagt Matthias Dietze. Die Strecke von 42,195 Kilometer ist er noch nie gelaufen. „Im Training maximal 25 Kilometer.“ Das soll reichen, hat sein Trainer gesagt. Darauf vertraut er. Und wenn es auf der Laufstrecke doch größere Probleme geben sollte? „Dann werde ich mich durchbeißen. Vom Kopf her bin ich immer gut dabei.“ Mehr Worte muss Dietze darüber nicht verlieren.
Dirk Becker
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