Von Henri Kramer: Schmuckhändler darf „Kongsnæs“ kaufen
Förderverein begrüßt Entscheidung der Stadtverordneten / Neuer Besitzer verspricht Zusammenarbeit
Stand:
Berliner Vorstadt - Freude bei Volker Schneeweiß: Der Chef des Fördervereins „Kongsnæs“ hat den Verkauf der königlichen Matrosenstation an den Berliner Kunsthändler Michael Linckersdorff ausdrücklich begrüßt. „Wir sind froh, dass nun jahrelange Querelen ein Ende finden“, sagte Schneeweiß den PNN am Freitag auf Anfrage. Seit drei Jahren stand das Filetgrundstück zum Verkauf.
Am späten Mittwochabend hatten die Stadtverordneten im nicht-öffentlichen Teil ihrer Parlamentssitzung endgültig den Zuschlag für Linckersdorff erteilt. Dem Vernehmen nach soll der diplomierte Betriebswirt eine Million Euro für das historische Ensemble geboten haben. Damit setzte sich Linckersdorff in einer bundesweiten Ausschreibung gegen die Brandenburgische Stadterneuerungsgesellschaft sowie Springer-Vorstand Mathias Döpfner durch, nachdem zwei andere Ausschreibungen zuvor ergebnislos verliefen.
Auf den siegreichen Bieter kommt nun viel Arbeit zu. Von der Matrosenstation in skandinavischem Baustil stehen nur noch drei holzverkleidete Wohnhäuser, die einstige „Ventehalle“, eine reich verzierte Empfangshalle, brannte 1945 ab. Linckersdorff sagte gestern auf Anfrage, er werde sich genau an den Vertrag halten, den er mit dem Kommunalen Immobilienservice (KIS) über den Verkauf und die anschließende Entwicklung des Geländes unterschrieben habe. So sollen die Häuser saniert und die „Ventehalle“ wieder aufgebaut werden. Gleichzeitig soll die Öffentlichkeit weiter Zugang zu dem historischen Hafen haben. Allerdings besteht Unklarheit, wie genau „Kongsnæs“ nach den nötigen Arbeiten genutzt werden soll. Dazu wolle er sich erst noch äußern, so Linckersdorff. Gleichwohl werde die Entwicklung des Geländes in „enger Zusammenarbeit“ mit dem Förderverein von Volker Schneeweiß passieren. Ein Kontakt bestehe schon.
Erste Telefonate konnte auch Schneeweiß bestätigen. Er sei „sehr optimistisch“, was die gemeinsame Arbeit mit Linckersdorff angehe. „Er möchte wie wir, dass aus dem Ensemble wieder die Visitenkarte Norwegens in der Potsdamer Kulturlandschaft wird“, sagte Schneeweiß. Die Art der Architektur an dieser Stelle sei „einmalig“.
Der Standort blickt auf eine interessante Geschichte voller Anekdoten zurück. Er entstand 1892, nachdem Wilhelm II. nach einer Skandinavienreise den Entschluss fasste, eine bereits geplante Matrosenstation am Jungfernsee in norwegischem Baustil errichten zu lassen. Den Auftrag erhielt der norwegische Architekt Holm Hansen Munthe. Charakteristisch für sein Werk sind beispielsweise die vielfältigen Ornamente, beispielsweise Drachenköpfe an Giebeln, Vorhallen und Pfeilern. Zudem spielte die Anlegestelle vor rund 100 Jahren eine besondere Rolle in der Technikgeschichte: Zwischen dem Turm der Heilandskirche in Sacrow und der Matrosenstation fanden 1897 die ersten erfolgreichen Versuche eines drahtlosen Funkverkehrs statt. Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde „Kongsnæs“ gewissermaßen privatisiert, Sportvereine nutzten Empfangshalle, Bootshaus und Hafen, Bürger mieteten sich in den Nebengebäuden ein. Zwischen 1961 und 1989 führte die Berliner Mauer direkt über die Grundmauern der „Ventehalle“. Seit der Wende gehört „Kongsnæs“ zum Weltkulturerbe.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: