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Landeshauptstadt: Schmutzig getanzt

In der Biosphäre wurden die besten Dirty-Dancing-Tänzer gekürt

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Sie blickt ihm tief in die Augen, dann neigt ihr Kopf sich an seine Wange, Bruchteile einer Sekunde verharren Bernd Richter und Jessica Winkler in dieser Position. Als Bill Medley beginnt, „I’ve had the time of my life“ zu schmettern, geht ein Ruck durch die beiden Tänzer. Bernd Richter wirbelt seine Partnerin einmal, zweimal, vielmal um die eigene Achse. Das rote Glitzerröckchen fliegt in die Höhe. Das Publikum beginnt zu klatschen. Dirty Dancing – schmutziges Tanzen – hat noch immer seine Fans.

Es ging am Samstagabend in der Orangerie der Biospäre zwar nicht um Moral und echte Liebe wie im Kinoknüller mit Patrick Swayze und Jennifer Grey, aber doch um den Titel „Bestes Dirty Dancing-Paar Potsdams“ nebst einer Fahrkarte zum Finale in Hamburg, wo ein Musical die Geschichte um Baby und Johnny erzählt. Der Deutsche Allgemeine Tanzlehrerverband feiert mit dem Wettbewerb das 20-jährige Jubiläum des Kultfilms. Für Berlin und Brandenburg übernahm die Potsdamer Tanzschule „Balance“ von Matthias Freydank die Arbeit zum Vorentscheid.

Die Tanz-Konkurrenz ist so groß nicht. Von den nur acht angemeldeten Paaren erscheinen lediglich sieben. Bis in die abendliche Finalrunde, in der die fünf besten Tanzduos gegeneinander antreten, tanzen sich indes auch zwei Potsdamer: Thomas Weigert und Lavinia Baumschlag vom Club Latino.

Doch die Unterschiede zwischen den Paaren sind bereits ersichtlich, ohne das ein Schritt getanzt wurde. Hier die Berliner Jessica Winkler und Bernd Richter, die perfekt aufeinander abgestimmte Kleidung mit Glitzerrändern und professionellstes Schuhwerk tragen, dort die Potsdamer, die mit viel Spaß und Aufregung in den Wettbewerb gehen, aber eben auch in Jeans und Alltagskleidung. Ist das gerecht? „Die Teilnahmebedingungen waren nicht weiter festgelegt“, sagt Club Latino-Chefin Tatjana Ranglack etwas bekümmert. So müssen sich Freizeittänzer mit Semi-Professionellen messen.

Beim Tanz ist der Spaß allen anzumerken, doch sind die Vertreter aus der Bundeshauptstadt eindeutig die Favoriten. Die drei Juroren, die Technik, Rhythmusgefühl, Ausdruck und Kreativität bewerten, sind sich nach den rund zweieinhalb Minuten langen Tänzen zu Originalmusik aus dem Film ziemlich einig: Das Paar vom Potsdamer Club Latino landet einstimmig auf dem fünften Platz. Beim Sieger von der Berliner Tanzschule „Dieter Keller“ setzt sich letztlich Professionalität und ein hoher Schwierigkeitsgrad durch. „Verdiente Gewinner“ bekundet auch die Schirmherrin des Abends, die Potsdamer Schauspielerin Doreen Jacobi. Sie habe allerdings auch den ein oder anderen Fehler der Tanzpaare verziehen, „wenn ich im Gesicht den Spaß am Tanzen sehe“, sagt die 33-Jährige, die am 1. April im ARD-Tatort „Die Anwältin“ wieder im Fernsehen zu sehen ist.

Die Ehrenrunde auf dem Parkett drehen die besten Dirty Dancer. Jessica Winkler und Bernd Richter sehen sich noch einmal schmachtend in die Augen. Dann dröhnt die Hymne „I’ve had the time of my life“ aus den Boxen.

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