Landeshauptstadt: Schnarchlose Nächte
Klinikum „Ernst von Bergmann“ eröffnet Zentrum für Schlafmedizin/Warnung vor Schlafapnoe-Syndrom
Stand:
Jeden Mittwoch ist ab sofort Schnarchsprechstunde im Klinikum Ernst von Bergmann: Für alle Geplagten, die mit ihren nächtlichen Knatter-Geräuschen sich und ihre Umgebung stören oder die dadurch schon spürbare gesundheitliche Beeinträchtigungen haben.
Schnarchen, sagte Lungenfacharzt Dr. Jörg Günther, sei nicht grundsätzlich ungesund, könne aber ein Zeichen einer schweren, bedrohlichen Krankheit sein. Etwa die Hälfte der deutschen Männer und ein Viertel aller Frauen im mittleren Alter „sägen“ des Nachts. Bis zu zehn Prozent von ihnen leiden unter dem sogenannten Schlafapnoe-Syndrom. Bei der Krankheit kollabierten die oberen Atemwege und es komme zu lang anhaltenden Atemaussetzern, erläuterte Dr. Hans Grundig, Facharzt für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde (HNO) und Schnarchspezialist. Diese Atemstillstände, medizinisch Apnoen genannt, hielten bis zu zehn Sekunden an und erfolgten mehr als fünf Mal in der Stunde. Mit fatalen Folgen. Es komme zu Sauerstoffabfall im Blut, auf die das Herz mit Pulsbeschleunigung und Bluthochdruck reagiere. Die Patienten würden regelmäßig um den Tiefschlaf gebracht. Das führe zu Tagesmüdigkeit (Sekundenschlaf), Konzentrationsschwäche, aber auch Bluthochdruck, Hirnschlag und Herzinfarkt. Und müsse deshalb unbedingt behandelt werden, so Lungenfacharzt Günther.
Um das Leiden diagnostizieren und passgenaue Therapien anbieten zu können, hat das Bergmann-Klinikum jetzt ein Interdisziplinäres Zentrum für Schnarchen und Schlafmedizin eröffnet. Dabei arbeiten die HNO-Ärzte mit dem Lungenzentrum und auch der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin zusammen. Das für die Feindiagnose wichtige Schlaflabor zur Überwachung der Schlafes folge Ende des Jahres. Einer Nacht im Labor sei – auch aus Kostengründen – immer erst ein Screening vorgeschaltet, sagte Prof. Dr. Markus Jungehülsing, Chefarzt der Klinik für HNO-Heilkunde. Das Gerät, das vergleichbar zum 24-Stunden-EKG einen Tag lang die Atmung des Patienten aufzeichne, liefere erste wichtige Werte. Danach würden weitere Untersuchungen erfolgen und ein Therapieplan erstellt. Die Heilungschancen bei Schlafapnoe seien sehr gering, sagte Lungenarzt Günther. Man könne nur durch eine Überdruckbeatmung dem Betroffenen – in Potsdam schätzt er deren Zahl auf knapp 3000 – Erleichterung verschaffen. Die Überdruckmaske, die beim Schlafen über die Nase gestülpt werde, sei „nicht schön, aber hilfreich“, so Chefarzt Jungehülsing. Neun von zehn seiner Patienten nutzen die künstliche Luftzufuhr „und fühlen sich wie neu geboren“, sagte Günther. Reguläres Schnarchen hingegen könne schon durch Kieferschienen oder einen an den Rachenraum angepassten medizinischen Drahtbügel abgestellt werden, erklärte Facharzt Grundig. Operativ würden auch leichte und mittelgradige Atemausfälle behandelt werden. So könne das begradigen der Nasenscheidewand oder auch die Gaumenmandelentfernung durchatmete und schnarchlose Nächte bescheren.
Spezialsprechstunde Schnarchen mittwochs von 12 bis 16 Uhr. Terminvergabe täglich zwischen 8 und 9 Uhr unter (0331) 2415703.
Nicola Klusemann
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: