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Von Henri Kramer: Schnee behindert Müllabfuhr

Großeinsatz der Stadtwerke / Ein-Euro-Jobber helfen / Stadt kündigt Bußgelder an, wenn Eigentümer Winterdienst verweigern

Stand:

Obwohl es nicht mehr schneit, halten in Potsdam die Probleme mit dem Winter an. Neben dem Abtransport der Schneemassen von allen Straßen und Plätzen müssen sich die Einsatzkräfte mit gefährlichen Eiszapfen herumschlagen. Unter dem Kampf gegen Eis und Kälte leidet inzwischen sogar die Müllabfuhr. Arbeitslose werden als Helfer eingesetzt. In dieser Situation appelliert die Potsdams Verwaltung an den Gemeinsinn der Bürger – und droht mit Bußgeldern, wenn Eigentümer an ihren Grundstücken, welche nicht von der Stadt gereinigt werden müssen, immer noch keinen Schnee geschippt haben.

So bestätigte Ordnungsbeigeordnete Elona Müller bis gestern Nachmittag 50 schriftliche Verwarnungen an Eigentümer, die ihrer Pflicht zum Winterdienst nicht nachgekommen seien. Dazu würden weit mehr als 100 gemachte Fotos möglicher Ordnungswidrigkeiten ausgewertet. „Ab sofort werden in solchen Fällen Bußgelder erhoben“, sagte Müller .

Mit dem Wintertief „Daisy“ waren am Wochenende innerhalb von einem Tag mehr als 25 Zentimeter Schnee gefallen – zuletzt hatte es im Winter 1985 so lang und heftig in Potsdam geschneit.

Fünf Tage nach diesem Einbruch hat etwa die Feuerwehr zunehmend mit dem Winter zu tun. So würden die Einsatzkräfte drei- bis fünfmal pro Tag ausrücken, um möglicherweise für Fußgänger Eiszapfen zu beseitigen, bestätigte gestern ein Sprecher der Leitstelle.

Zugleich gibt es auch neue Helfer gegen den Schnee. Laut der Potsdamer Hartz IV-Behörde sind seit Dienstag „erstmals“ 26 Ein-Euro-Jobber unterwegs, um auf freiwilliger Basis bis zum heutigen Freitag die Stadt vom Schnee zu räumen.

Auch die Potsdamer Stadtwerke haben ihrer Tochterfirma Stadtentsorgung (Step) gestern massiv beim Winterdienst geholfen. Stadtwerke-Chef Paffhausen sagte, in mehr als 15 Stadtgebieten seien rund 115 Mitarbeiter und 95 Fahrzeuge aller Partnerunternehmen im Einsatz gewesen. Bis auf Stellen, an denen parkende Autos den Einsatz behindert hätten, seien jetzt sogar mehr Straßen freigeschaufelt als vertraglich mit der Stadt vereinbart, sagte Paffhausen. Ihm zufolge sollte es zugleich „nun keine Bus- oder Bahnhaltestelle mehr geben, die nicht vernünftig begehbar ist.“ Unklar ist laut dem Stadtwerke-Chef noch, wer die zusätzlichen Kosten der Aktion trägt: „Das werden wir sehen.“ Zugleich wies Paffhausen die öffentliche Kritik am bisherigen Winterdienst der Step zurück. „Wir sind von den Schneemassen überfahren worden“, so Paffhausen. Wie berichtet wird die Stadt den Winterdienst neu ausschreiben, weil der Vertrag ausgelaufen ist.

Allerdings musste Paffhausen gestern auch einräumen, dass der Schnee die Step auch anderswo behindert: Bei der Müllabfuhr. In „ein paar Dutzend“ Straßen der Stadt sei der Inhalt der Müllcontainer noch nicht abgeholt, so Paffhausen. So könnten die Mülllaster manche ungeräumte Straßen nicht passieren. Bereits am Montag hatte Step-Chef Enrico Munder zudem darauf verwiesen, dass Anwohner und Hauseigentümer laut Satzung verpflichtet seien, Mülltonnen am Abholtag an der nächsten befahrbaren Straßenecke abzustellen.

Unterdessen hat sich Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) bei der Step für den Einsatz gegen den Schnee bedankt: „Das Wetter war eine Ausnahmesituation.“ Er dankte zugleich allen Anwohnern, „die ohne viele Worte mithalfen, den Schnee zu beseitigen. „Das nenne ich Gemeinschaftssinn!“ Und noch könne jeder, „der die Möglichkeit und einen Schneeschieber hat“, weiter mithelfen. Der Winterprobleme in Potsdam, auch das schwang in diesen Worten mit, sind es noch viele.

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