Landeshauptstadt: Schneegestöber aus Stärke

Bornstedt - Wie gut, wenn man nicht vom Wetter abhängig ist: Trotz der frühlingshaften Temperaturen hatte es zur Eröffnung des Weihnachtsmarktes im Krongut kräftig geschneit. Und die Illusion war so perfekt, dass viele Besucher sofort fröstelnd feststellten: „Hier ist es aber kalt“. Obwohl der Krongut-Hof mit seinen Bratwurst- und Glühweinständen, dem Schmiedefeuer und der Schaubäckerei eher heimelige Wärme verströmte. „Wir haben einen Traum wahrgemacht“, erklärte Krongut-Geschäftsführer Cees Zonneveld fröhlich. Zuerst habe man auf Wasser und Schneekanone gesetzt, aber der so aufbereitete Schnee wäre sofort geschmolzen. Der Ausweg bestand in Stärkekrümeln, biologisch einwandfrei. Nur zu Schneebällen wollen die sich nicht formen lassen. 10 000 Liter solcher Stärkeflocken wurden aus Augsburg herangeschafft und wenn sie nicht verweht sind, liegen sie heute immer noch da.

Überirdisch ging es auch zu, als der Nikolaus mit seiner von vier Schimmeln gezogenen Kutsche eintraf. Quer durch die Stadt angereist, wurde er im Krongut von einer Engelschar empfangen und von ihr auch zur Bühne geleitet, auf der es täglich ein Kinderprogramm gibt. Zur Eröffnung des Weihnachtsmarktes durften die Kinder aber erst einmal das Lichterspiel an der 15 Meter hohen Tanne starten. Rund 300 Weihnachtsbäume schmücken dazu den Krongut-Hof, es gibt zwei Kinderkarussells und am 5. und 12. Dezember wird sich Susann Prinzessin von Preußen in der Weinscheune mit Kindern unterhalten. Dazu kann man sich an 42 Ständen umtun und dort allerlei Fremdländisches probieren, zum Beispiel einen echten Schwedenpunsch oder finnische Spezialitäten. Wie aber er als Prager Holzschnitzer und seine australische Freundin nach Potsdam gekommen sind, das sei „eine lange Geschichte“, meinte der 25-jährige Daniel Birhanzl. Er hat einen deutschen Großvater und wollte dessen Geburtsland schon immer einmal besuchen. Also deckte er sich mit Holzspielzeug ein und bietet es nun im Krongut an. Seine Freundin wirbt nebenan für hübsch verzierte tschechische Lebkuchen. Nach dem weihnachtlichen deutschen Intermezzo wollen die beiden für längere Zeit nach Australien gehen und dort in einem Restaurant arbeiten.

Nicht ganz so weit hatte es Bäckermeister Dieter Lehmann aus Salzwedel. Er hat sich für die Märkte extra eine mit Buchenholz betriebene fahrbare Baumkuchenbackanlage angeschafft. Lage um Lage wird der Baumkuchenteig auf einen Holzkern aufgetragen und das ganze schließlich mit Zuckerguss oder Schokolade versiegelt. Kunstschmiedemeister Philip Gordon Knieser ist mit Amboss und Kohlebecken aus Werneuchen angereist und nun pingelt und hämmert er vor seinem Stand. Kerzenleuchter und Schmuck entstehen und können noch schmiedewarm den Besitzer wechseln.

Der Krongut-Weihnachtsmarkt ist bis zum 26. Dezember wochentags von 12 Uhr, an den Wochenenden ab 11 Uhr jeweils bis 20 Uhr geöffnet.