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Zum zweiten Mal mit Emmerich. Schon beim ersten Film des „schwäbischen Spielbergles“ war Peter R. Adam, als Cutter dabei.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Schnitte an William Shakespeare

Peter R. Adam ist der Cutter von Roland Emmerichs „Anonymous“. Jetzt war er zu Gast an der HFF

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Seine Arbeit findet im Stillen statt, hinter den Kulissen. Obwohl der Cutter viel weniger im Rampenlicht steht als der Regisseur, ist seine Arbeit genauso unverzichtbar.

Peter R. Adam gehört zu den bekannesten Cuttern Deutschlands und war am Montag Gast beim Workshop „Insight Out“ – Europas führender Ideenschmiede für digitales Kino und HDTV – an der Film- und Fernsehhochschule „Konrad Wolf“. Adam war erstmalig bei „Insight Out“ dabei, wo er über den Prozess des „Editing“, des Filmschnitts, am Film „Anonymous“ berichtete.

Doch es war ein langer Weg für ihn bis auf die Rednertribüne der HFF. Denn eigentlich hatte Peter R. Adam etwas ganz anderes studiert: Nachrichtentechnik. „Ich war leidenschaftlicher Cineast, ging jeden zweiten Abend ins Kino“, bekannte Adam mit einem Lächeln. Aber dass er eines Tages selbst am Fertigungsprozess von Filmen mitwirken würde, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Es gab für ihn keine konkreten Perspektiven, irgendwann einmal zum Film zu kommen. „Das änderte sich jedoch mit einem Angebot meines Freundes“, erzählte Adam. Der lud ihn ein, an der Hochschule für Fernsehen und Film München an einem studentischen Übungsfilm als Toningenieur mitzuarbeiten. Was er zu diesem Zeitpunkt nicht wusste: Der angebliche Übungsfilm, „Das Arche-Noah-Prinzip“, ein Science-Fiction-Film aus dem Jahr 1984, entpuppte sich als Regiedebüt eines angehenden Absolventen der Münchener Filmhochschule – Roland Emmerich, der später mit Filmen wie „Independence Day“ oder „2012“ zu Hollywoods „Master of Desaster“ avancieren sollte. Nun, fast 30 Jahre später, kam es zur zweiten Zusammenarbeit: Emmerich engagierte Adam als Cutter für seinen Film „Anonymous“, der im London der Zeit Elisabeths I. spielt und die Autorenschaft von William Shakespeares Werken thematisiert. Gedreht wurde im Filmstudio Babelsberg, in dessen Nähe Adam jetzt ein knappes Jahr später zurückkehrte, denn „Insight Out“ findet bereits zum achten Mal nur einen knappen Steinwurf vom Filmpark Babelsberg enfernt statt. Der Workshop hat sich das Ziel gesetzt, Arbeitsabläufe einer Filmproduktion optimaler zu gestalten, zu vereinfachen, schneller zu machen und damit Ressourcen einzusparen.

„Die Arbeit an ,Anonymous’ war etwas ganz besonderes“, betont Adam. Der gesamte Arbeitsprozess sei volldigitalisiert abgelaufen und in Potsdam, Los Angeles und München abgewickelt worden, erzählte der Schnittmeister. Das setzte eine enge Kommunikation zwischen Adam, Regisseur Roland Emmerich und anderen beteiligten Bereichen voraus. „Der Film wurde unter anderem mit vier Prototypen der Arri-Alexa-Kamera gedreht“, schwärmte Adam begeistert. Die Neuheit war damals noch nicht auf dem freien Markt erhältlich. Die Aufgabe sei zwar eine Herausforderung gewesen, die sich jedoch sehr gut meistern ließ, berichtete Adam. Der 54-Jährige arbeitete unter anderem an „Herr Lehmann“ (2003), „Herr der Diebe“ (2006) und „Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken“ (2007) sowie vielen weiteren Filmen mit. Außerdem wurde er mit dem Deutschen Filmpreis in der Kategorie Schnitt für die Filme „Comedian Harmonists“ (1998) und „Good Bye, Lenin!“ (2003) ausgezeichnet.

Ivo Dommaschk

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