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EmptyMuseum: Museum Barberini öffnet vorab: „Schnörkel gibt es ja an anderer Stelle genug in Potsdam“

In dieser Woche hat das neue Museum Barberini erstmals seine Türen geöffnet. Die ersten Gäste bei den Besuchertagen waren begeistert - obwohl das Wichtigste noch fehlt.

Von Katharina Wiechers

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Potsdam - „Dieses Haus steht am richtigen Platz“, findet Heidi Spohn. Ein Schmuckstück von allerhöchster Qualität, das am besten Ort der Stadt wiederaufgebaut wurde – das passt für sie zusammen. Gemeinsam mit ihrem Mann Bernd ist Heidi Spohn an diesem Montag nach Potsdam gekommen, um einen ersten Blick in das neue Barberini-Museum am Alten Markt zu werfen. Bei freiem Eintritt dürfen Interessierte wie sie die ganze Woche lang das Gebäude besichtigen – noch ohne Bilder an den Wänden. Die werden erst ab der Eröffnung Ende Januar zu sehen sein.

Gerade steht das Ehepaar im „Lelbachsaal“, dem großen Veranstaltungsraum im ersten Stock. Benannt wurde er wohl nach Abris Lelbach, dem Investor aus Berlin, der einst das Museumsgrundstück kaufte und dann Softwaremilliardär und Kunstmäzen Hasso Plattner mit ins Boot holte. Plattner finanzierte daraufhin nicht nur den aufwendigen Neubau mit historischer Fassade, er wird hier bald auch seine hochkarätige Sammlung zeigen. „Das ist doch mal ein Beispiel dafür, wie man Kapital menschlich einsetzen kann“, findet Bernd Spohn. 20 Jahre haben die beiden in Potsdam gelebt, vor einiger Zeit sind sie nach Göhlsdorf bei Werder (Havel) gezogen. Sie kommen noch öfter in die alte Heimatstadt – und bestimmt auch noch mal ins Barberini, wenn die ersten Ausstellungen zu sehen sind, sagen sie.

Moderneres Museums als gedacht

Das haben sich auch Reinhild und Heinz-Jürgen Menzel aus Steglitz-Zehlendorf vorgenommen, die gerade fertig sind mit ihrem Rundgang. Im Inneren sei das Gebäude moderner, als sie es sich vorgestellt hatten, sagen sie einstimmig. Ist das also gut oder schlecht? „Eigentlich eher positiv“, sagt Reinhild Menzel nach kurzem Nachdenken. „Schnörkel gibt es ja an anderer Stelle genug in Potsdam.“

Die beiden sind nicht die einzigen Berliner, die sich an diesem Montagnachmittag auf nach Potsdam gemacht haben. So auch eine kleine Gruppe, bestehend aus einem Mann und zwei Frauen Mitte 60, Typ wohlsituiertes Bürgertum, die fachsimpelnd durch die Räume flanieren. Darauf angesprochen, offenbaren sie sich als wahre Kunst- und Museumsfans. Museen in der ganzen Welt hätten sie schon gesehen, sagen sie. Und das Barberini könne sich damit messen. „Es ist wirklich alles vom Feinsten hier. Es ist perfekt“, sagt der Mann. „Das sind dieselben Architekten wie bei der Berliner Gemäldegalerie“, fügt seine Begleiterin hinzu. „Und das sieht man.“

Ein Testlauf für das Barberini

Für die Museumsmacher sind die Besuchertage im Barberini auch eine Art Probelauf acht Wochen vor der Eröffnung: Funktionieren die Drehtüren? Läuft der Kartenverkauf rund? Wie viele Menschen gleichzeitig verträgt das Haus? Auf den Besucher zumindest wirkt es, als würde alles funktionieren, nach Probebetrieb fühlt sich der Besuch nicht an – mal abgesehen von den fehlenden Bildern: An der Garderobe kann der Mantel abgegeben werden, im Museumsshop liegen Kunstbände aus und im Café kann eine Kleinigkeit gegessen und getrunken werden.

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„Auch für uns ist diese Woche eine Art Probebetrieb“, sagt Pächter Ralph Junick, der vielen Potsdamern durch die Kaffeerösterei Junick oder dem Restaurant Juliette bekannt ist. Tische und Stühle zum Beispiel hat er für diese Woche nur angemietet, auch in der Küche will er noch einiges ändern, im Hof kommt noch eine zweite Ausgabe dazu. Ein paar Wochen hat er dafür noch Zeit, denn nach den Besuchertagen schließt auch das Café wieder bis zur eigentlichen Eröffnung. Frische, mediterrane Küche will er den Gästen anbieten, sagt Junick. Etwas, was auch Besucher aus dem Ausland anspricht. Und preislich? Eine Karte gibt es noch nicht, bleibt der Selbstversuch: Die Kartoffel-Pilz-Quiche schmeckt gut, ist reichlich und kostet mit Salat zehn Euro – Museumscafépreise. Eine ältere Dame setzt sich mit an den Tisch, die anderen sind alle schon besetzt. Natürlich gefällt auch ihr das Museum sehr gut, sagt sie. Sie kennt das Gebäude noch zertrümmert, nach dem Krieg. Ob sie immer noch Potsdamerin ist? „Ich würde hier nie wegziehen. Jetzt erst recht nicht mehr“, sagt sie. Jetzt, wo es das Barberini gibt.

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