zum Hauptinhalt
BER-Spezial. Verkäuferin Heike Wollher zeigt die süßen Souveniers.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Schoko-Flieger ohne Flughafen

Eigentlich wollte die Confiserie Felicitas mit süßen Souveniers am BER Geld verdienen. Stattdessen stapeln sich leere Schachteln auf dem Dachboden

Von Matthias Matern

Stand:

Wenigstens mussten Goedele Matthyssen und Peter Bienstman nichts wegschmeißen: Die extra für das Geschäft am künftigen Großflughafen BER entworfenen Verpackungen liegen auf dem Dachboden, die erste Charge Schokoladenspezialitäten ist bald aufgegessen. „Die kleinen Schokoflugzeuge und die Berliner Schokoladen-Mauern haben wir alle auf unsere Filialen und an Vetriebspartner in Berlin verteilt“, sagt Matthyssen, Chefin der Confiserie Felicitas, die für ihre in Handarbeit gefertigten Pralinen bekannt ist und auch in der Potsdamer Gutenbergstraße einen Laden betreibt. Eigentlich hätten die süßen Souveniers aus der Haupstadtregion seit Anfang Juni auch in einem Laden im BER-Terminal angeboten werden sollen, doch die geplatzte Airport-Eröffnung hat Matthyssen einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Wenn das BER-Debakel die Confiserie auch nicht gerade in wirtschaftliche Schwierigkeiten gebracht hat, so hat es doch einiges an bislang überflüssigen Kosten verursacht. Auf immerhin 180 000 Euro schätzt die Firmenchefin alleine den Wert der vorproduzierten leeren Verpackungen auf dem Dachboden. Matthyssen spricht von ihrem „schlafenden Kapital“. Bedruckt seien die Pralinenschachteln mit mehreren Motiven von Sehenswürdigkeiten aus Berlin und Brandenburg. „Irgendwann wird der Flughafen eröffnen und wir können die Verpackungen verwenden“, sagt die aus Belgien stammende Chocolatier.

Auch in der Produktion hatte sich die Confiserie bereits auf den zusätzlichen Absatz eingestellt. Fünf Mitarbeiter seien extra eingestellt worden, die nun für höhere Personalkosten sorgen, berichtet Matthyssen, die die Firma zusammen mit Peter Bienstman vor 20 Jahren in der Lausitz gegründet hat und erst vor wenigen Tagen eine zweite Filiale in Dresden eröffnete. Am Mittwoch wurde die Confiserie wie berichtet für ihre wirtschaftliche Entwicklung mit dem Unternehmenspreis CAI der Industrie- und Handelskammer Potsdam ausgezeichnet.

Auch andere Einzelhändler der Region hat die verschobene BER-Eröffnung kalt erwischt. Viele Laden-Pächter hatten ebenfalls bereits neue Mitarbeiter eingestellt, für die es nun vorerst keinen Bedarf gibt. Zudem wurden Kredite für die Einrichtung aufgenommen. Um eine Entschädigung wird gestritten.

Wenn Matthyssen vom Flughafen-Fiakso erzählt, ist keine Spur von Verbitterung zu hören. Vielleicht liegt es daran, dass es noch schlimmer hätte kommen können. „Eigentlich wollten wir am BER sogar einen eigenen Laden aufmachen“, sagt die Unternehmerin. Dann aber habe sich der Ausbau der Potsdamer Filiale als weit umfangreicher erwiesen als anfangs gedacht, erzählt Matthyssen. Deshalb hätten sie und ihr Partner damals entschieden, auf ein eigenes Geschäft in Schönefeld zu verzichten und dafür einen Händler vor Ort zu beliefern. „Heute sind wir absolut glücklich, dass wir die richtige Wahl getroffen haben“, meint die Geschäftsfrau. Matthias Matern

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })