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Landeshauptstadt: Schön mit Abstrichen

Die erste Bürgerbefragung zeigt: Die meisten Potsdamer fühlen sich wohl in ihrer Stadt. Bemerkenswerte Unterschiede gibt es aber zwischen den Stadtteilen

Stand:

Das größte Problem in Potsdam sind Baustellen und Staus: Das zumindest haben 30 Prozent der Potsdamer erklärt, die an der ersten Bürgerbefragung der Stadtverwaltung teilgenommen haben. Damit führt das Verkehrsproblem die Liste der größten Ärgernisse mit deutlichem Vorsprung an. Dennoch sind die Befragten generell sehr zufrieden mit dem Leben in der Stadt: 81,2 Prozent empfinden die Lebensqualität in Potsdam als „sehr gut“ oder „gut“. Lediglich 4,6 Prozent kreuzten „schlecht“ oder „sehr schlecht“ an – ein weiteres Ergebnis der Umfrage. Insgesamt sollten die Teilnehmer 44 Fragen zum Leben in Potsdam beantworten. Die teils überraschenden Ergebnisse hat die Stadtverwaltung am Mittwoch veröffentlicht, auch im Internet unter www.potsdam.de. Die PNN geben einen Überblick.

Wer wurde überhaupt gefragt?

Im Frühjahr hat die Stadtverwaltung Fragebögen an 5138 zufällig ausgewählte Potsdamer verschickt. 2191 antworteten – 43,5 Prozent. „Das ist für solche Umfragen ein guter Wert“, sagt Potsdams Statistikchef Reiner Pokorny. Abweichungen von der tatsächlichen Zusammensetzung der Potsdamer Bevölkerung gebe es nur im Detail – so seien die 16- bis 25-Jährigen sowie Arbeitslose in der Umfrage leicht unter-, die Seniorengeneration und Personen mit Hochschulabschluss dagegen leicht überrepräsentiert. Bei der nächsten Umfrage dieser Art im kommenden Jahr solle an diesen Stellen noch nachgesteuert werden. Gleichwohl seien die Ergebnisse der Befragung für die Potsdamer Bevölkerung repräsentativ, betont Pokorny.

Zufriedene Potsdamer

Es sind deutliche Werte: Etwa vier von fünf Potsdamern sagen, sie sind mit ihrem Leben „zufrieden“ oder sogar „sehr zufrieden“. 15,9 Prozent beantworten diese Frage mit „weder noch“. Der Anteil der Unzufriedenen liegt bei 3,8 Prozent, „sehr unzufrieden“ sind 0,9 Prozent.

Bemerkenswert auch: Rund zwei Drittel der Potsdamer blicken optimistisch in die Zukunft. Jeder Vierte kann sich nicht für eine positive oder negative Tendenz entscheiden. Und nur 7,7 Prozent der Befragten beurteilt die eigenen Zukunftsaussichten mehr oder weniger pessimistisch. Auffällig laut Pokorny: „Je jünger die Befragten sind, umso höher sind Zufriedenheit und Zukunftsoptimismus.“

So sind auch die Meinungen über die Stadt fast durchweg positiv. 87,5 Prozent der Befragten sagen, dass sie gern in Potsdam wohnen. Die beliebteste Alternative ist das Umland (4,8 Prozent) – aber nur 1,4 Prozent zieht es nach Berlin.

Differenzierter wird es, wenn es um die Lebensqualität in einzelnen Stadtteilen geht (siehe Grafik). Besonders wohl fühlen sich demnach die Anwohner aus Babelsberg, den nördlichen und westlichen Vorstädten und der Innenstadt – mehr als 80 Prozent der Befragten aus diesen Stadtteilen schätzen die Situation als „sehr gut“ oder „gut“ ein. Durchwachsen sind die Werte in den Plattenbauvierteln Schlaatz und Drewitz: Nur rund ein Drittel der Anwohner findet die Lebensqualität dort gut – 15 Prozent halten die Situation sogar für schlecht. Auffällig ist, dass auch knapp 14 Prozent der Bewohner der nördlichen Ortsteile mit der Lebensqualität in ihrem Umfeld unzufrieden sind.

Auch nach den Gründen für solche Meinungen hat die Stadt gefragt. So haben die Bewohner der nördlichen Ortsteile durchweg schlechte Noten für etwa den öffentlichen Nahverkehr, die ärztliche Versorgung und die Einkaufsmöglichkeiten verteilt. „In den Ortsteilen ist auch die Verbundenheit mit Potsdam im Vergleich zu allen anderen Sozialräumen deutlich geringer ausgeprägt“, heißt es in dem Bericht. Am Schlaatz und in Drewitz vermissen Anwohner dagegen Grün- und Erholungsflächen, kritisiert werden auch die öffentliche Sicherheit und die Sauberkeit auf Straßen und Plätzen. Fast durchweg gute Bewertungen für die Angebote in ihrem Stadtteil geben die Potsdamer aus der Brandenburger Vorstadt ab.

Schönes Potsdam, schlechtes Potsdam

Attraktiv – dieses Attribut erfüllt Potsdam für rund 88 Prozent der Befragten. Als „familienfreundlich“ würden 83 Prozent der Befragten die Stadt bezeichnen. 77 Prozent stimmen der Aussage zu, Potsdam sei eine tolerante Stadt. Bemerkenswert laut der Studie: „Die Befragten, die weniger als fünf Jahre in Potsdam leben, schätzen die Stadt attraktiver ein als diejenigen, die länger in der Stadt wohnen.“

Neben den 30 Prozent der befragten Potsdamer, die das Verkehrschaos als größtes Problem der Stadt empfinden, sind hohe Mietkosten für 16,4 Prozent das wichtigste Thema. Andere Schwierigkeiten folgen weit abgeschlagen.

Bemerkenswert sind auch die Bewertungen, die Potsdamer für einzelne Themen vergeben. Eher unzufrieden sind die Befragten demnach mit den Parkmöglichkeiten in der Innenstadt, mit dem Nachtleben in Potsdam und mit den Schwimmbädern. Gute Noten erhalten hingegen die Grün- und Erholungsflächen, die gastronomischen und die Einkaufsangebote, die ärztliche Versorgung und auch der Service der Potsdamer Stadtverwaltung.

Hohe Mieten

Durchschnittlich geben die befragten Potsdamer 33 Prozent ihres monatlichen Nettoeinkommens für die Miete aus. Allerdings haben auch 15 Prozent der Befragten erklärt, dass sie 50 Prozent und mehr für die Miete ausgeben müssen. Die höchsten Mietbelastungen treten demnach in den nördlichen Ortsteilen, in Drewitz und im Kirchsteigfeld auf. Für Drewitz heißt es in der Untersuchung, obwohl dort die Mietpreise vergleichsweise günstig ausfallen, seien die Einkommen im Durchschnitt geringer als im Rest der Stadt. Weiter heißt es, wegen der höheren Nettoeinkommen liege die Mietbelastungsquote in zum Beispiel der Berliner, der Nauener und der Jägervorstadt mit 30,4 Prozent unter dem Durchschnitt.

42,4 Prozent der Befragten erklären, dass sie vielleicht oder auf jeden Fall umziehen werden. Die Gründe: In jedem sechsten Fall ist die Wohnung zu klein. Es folgen private Gründe. Jeder achte Umzugswillige erklärt aber auch, die bisherige Wohnung sei inzwischen zu teuer geworden. In jedem zehnten Fall wird umgezogen, weil ein Haus gekauft worden ist.

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