
© Manfred Thomas
Von Erhart Hohenstein: Schöne Aussicht soll’s richten
Am Neujahrstag pilgerten die Potsdamer zum Belvedere auf dem Pfingstberg – insgesamt gehen die Besucherzahlen jedoch noch immer zurück
Stand:
Nauener Vorstadt - Potsdams schönste Aussicht durften die Besucher, die zur Neujahrsöffnung auf den tief verschneiten Pfingstberg pilgerten, nur vom Fuße des Belvederes aus bewundern. „Wegen der Rutschgefahr konnten wir den Turmaufstieg nicht öffnen“, bedauerte Eva Riks. Die Vorsitzende des Fördervereins, der das Welterbedenkmal betreibt, hatte gerade den letzten der mit Silvestermüll gefüllten Säcke zum Abtransport bereit gestellt. Auch diesmal waren in der Nacht zuvor zahlreiche Potsdamer auf den Berg gestiegen, um das alte Jahr zu verabschieden.
Trotz des Verbots, in den Welterbeparks der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Feuerwerk zu zünden, hatten die Feiernden auch diesmal nicht an Raketen und Böllern gespart. Die Gefahr, dass eine verirrte Rakete hölzerne Teile des Belvederes in Brand setzt, sei nicht zu unterschätzen, sagt Riks. Zudem verneble der Rauch der Feuerwerkskörper die schöne Aussicht, wegen der die Besucher doch auf den Pfingstberg kämen.
Diese Aussicht will der Förderverein im neuen Jahr als Highlight des Pfingstberges in den Mittelpunkt seiner Werbung stellen. „Es ist wirklich die schönste in Potsdam“, bekräftigt Riks nach dem Test auch der anderen Aussichtspunkte wie Normannischer Turm, Sanssouci-Belvedere, Turmgeschoss der Orangerie oder Nikolaikirchenkuppel. Dagegen verzichtet der Verein künftig auf romantische Hörspielprogramme, Horrorfilme zu nächtlicher Stunde, 20er-Jahre-Tanzabende und ähnliche Veranstaltungen. Diese speziellen Angebote waren vom inzwischen ausgeschiedenen Geschäftsführer Eckhard Braun eingeführt worden, um die sinkenden Besucherzahlen zu stabilisieren. Dieses Ziel konnte jedoch nicht erreicht werden.
Das unter Friedrich Wilhelm IV. in zwei Bauetappen von 1847 bis 1863 durch Persius, Hesse und Stüler errichtete und 1992 bis 2003 auf Initiative des Fördervereins mit Millionenhilfe der Großunternehmer Werner Otto und Hans-Hinrich Reemtsma erneuerte Pfingstbergensemble zog 2008 nur noch gut 55 000 Interessenten an, im abgelaufenen Jahr sank die Zahl erstmals unter 50 000.
Mit dem Slogan „Potsdams schönste Aussicht“ wolle man 2010 eine Trendwende erreichen, zeigen sich Riks und der Berliner Marketingfachmann Karsten Riehm als neuer Geschäftsführer optimistisch. Die Neuorientierung bedeute jedoch nicht, dass der Pfingstberg seine Rolle im Kulturleben einschränke. Auch 2010 würden im Programm Eckpunkte wie die Walpurgisnacht, das Sommertheater, Konzerte, nächtliche Führungen und die Reihe „Kultur in der Natur“ erhalten. Ein Schwerpunkt liege auf Veranstaltungen für Familien. Am ersten Juniwochenende ist das Bauensemble gemeinsam mit der Russischen Kolonie Alexandrowka Potsdamer Schauplatz des Welterbetags. Weiterhin angeboten wird das Belvedere für Trauungen, Seminare, Empfänge und Firmenfeiern. Dagegen steht das Vereinshaus künftig nicht mehr für Privatfeiern zur Verfügung.
Im Pomonatempel will der Potsdamer Kunstverein 2010 wieder Ausstellungen veranstalten. Das Äußere des 1992/93 dem verlorenen Original nachgebauten Erstlingswerks von Karl Friedrich Schinkel wird in diesem Jahr renoviert – eine Neuausmalung des Inneren, wofür bereits ein schlüssiger Entwurf vorliegt, kann erst später erfolgen. Die Arbeiten werden aus Vereinsmitteln finanziert.
Gestern bereiteten die Mitglieder des Fördervereins – die Zahl der Aktiven ist von 66 auf 71 gestiegen – dem Publikum wie in den Vorjahren erneut einen gastliche Empfang. Sie sorgten für einen Imbiss, Glühwein und heißen Apfelsaft. „Con Piacere“ (Mit Vergnügen), das Blechbläserensemble der Städtischen Musikschule „Johann Sebastian Bach“, bot unter der Leitung von Dieter Bethke Posaunenmusik von Händel bis zu Arrangements aus Filmmusiken.
Erhart Hohenstein
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