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Kolumne: Etwas HELLA: Schöne Ecken und falsche Füllungen

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger! Ach Quatsch, der pastorale Ton liegt mir überhaupt nicht.

Stand:

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger! Ach Quatsch, der pastorale Ton liegt mir überhaupt nicht. Also: Hi, ihr Potsdamer, ich bin stolz auf euch. Im Jahr 2015 haben wir schließlich einiges gut hingekriegt. Die Schwimmhalle liegt baulich und finanziell im Plan, die Flüchtlinge wurden untergebracht und es ist sogar noch Platz für neue Neu-Potsdamer. Trotz aller Kassandrarufe bleibt die Stimmung freundlich. Es wird wieder mit dem sozialen Wohnungsbau begonnen, aber auch der Historie Tribut gezollt. Die Ecke an der Langen Brücke hin zum Alten Markt ist in ihrer Mischung aus Wohnen, Gewerbe, Kunst im Palast Barberini und den Restaurants gut gelungen. Wenn Sie mich im Sommer mal treffen wollen, ich sitze da garantiert am Ufer der Alten Fahrt. Auch die Baulücken am Kanal wachsen zu oder wurden saniert, siehe Brockessches Palais samt neuem Eckhaus und den Ersatz für die Alte Post. Da schämt sich die Wildnis hinterm Filmmuseum natürlich heftig. Statt Synagoge, Verbindungsbau und einem Achteckenhaus immer noch ein Loch. Von meinem geliebten Stadtkanal, der nicht weiterwächst, dafür aber zum Unratsammelplatz mutiert, ganz zu schweigen.

Wie Sie sehen, es gibt noch genug zu tun. Deshalb wünsche ich mir für das neue Jahr, dass Probleme nicht zerdiskutiert, sondern gelöst werden, obwohl die Streitereien natürlich etwas Erfrischendes und Lebendiges haben. Meistens. Außerdem wünsche ich mir, dass alle noch nicht bebauten Uferzonen (die bebauten machen mich sauer genug) grundsätzlich freigehalten werden, egal ob sie begehbar sind oder eher struppig aussehen. Ich wünsche mir, dass die Stadt endlich den Verkehr in den Griff kriegt und die Feinstaubbelastung herunterregelt – meinetwegen auch mit einer lila Umweltplakette für die Innenstadt. Ich wünsche mir, dass die Verwaltung grundsätzlich erst einmal menschlich fühlt und den Ermessensspielraum auslotet statt unnötige Kosten zu produzieren, wie im Fall des mittellosen Rentners, der immer noch keinen Personalausweis hat. Ich wünsche mir auch eine generell besser beleuchtete Stadt, denn nachdem der Weihnachtsmarkt abgebaut ist, herrscht selbst im Zentrum wieder Finsternis. Vielleicht ist es aber auch nur deshalb so duster, damit keiner die Infopoints findet, denn die sind in einem jämmerlichen Zustand. Von Info wie auf dem Display angekündigt jedenfalls keine Spur. Der normale Tourist hat sich natürlich vorher informiert und trägt ein Smartphone mit sich herum. Da ist er auf der sicheren Seite.

Und nun noch ein Wort zu den braunen Tonnen. Das sind die schwarzen Dinger mit den braunen Deckeln und die stehen nicht für verkappte Nazis, mit denen der aufgeklärte Bürger nichts zu tun haben will, sondern es sind Bio-Tonnen. Da hinein gehören kein Knüllpapier, kein Plasteabfall, keine leeren Flaschen, sondern Essensreste, Laub oder ausgediente Tannenzweige, eben Bio, Biooo, Bio. Verstehste mir, lieber Potsdamer? Aber wir lernen sicher auch das noch und deshalb ein Prosit auf ein frohes, gesundes und erfolgreiches neues Jahr.

Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam.

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