Landeshauptstadt: Schöner lesen
Das neue Bildungsforum wurde erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Am 7. September ist Eröffnung
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Es hängt noch kein Schild an der gläsernen Fassade, das auf die Bestimmung des grundsanierten alten Gebäudes hinweist. Doch am 7. September soll das Bildungsforum Am Kanal nach fast drei Jahren Bauzeit seine Türen öffnen, wenngleich ohne die vierte Etage, in der noch bis Dezember gebaut wird. Für viele Potsdamer ist der futuristische Kasten bisher die Bibliothek, doch bis zur Eröffnung soll der neue Name „Bildungsforum“ an der Hausfront angebracht sein, hieß es bei einer Begehung am Freitag seitens der Stadt.
Von Anfang an war die Volkshochschule (VHS) als Partner für die Gebäudenutzung im Gespräch und wird jetzt in die dritte Etage einziehen. Wenn das Haus mit neun Monaten Verspätung öffnet, bedeutet das eine deutliche räumliche Entspannung für die Bildungseinrichtung. Am bisherigen Standort in der Dortustraße war die VHS in einem verwinkelten Altbau mit vielen Treppen untergebracht. Jetzt bekommt sie eine komplette Etage mit 17 hellen Unterrichtsräumen, alle mit moderner Technik ausgestattet, zwei Räume sogar mit Smartboards, interaktiven Tafeln. Es gibt einen Computerraum und endlich einen Gymnastikraum mit Spiegelwand, dazu zwei Umkleideräume. „Das hatten wir alles vorher nicht“, sagt Susanne Herrmann, stellvertretenden Leiterin der Volkshochschule. 200 Kurse beginnen im Herbst, Herrmann rechnet mit mindestens 2000 Nutzern im ersten Trimester am neuen Ort. Barrierefrei ist selbstverständlich nicht nur die Etage der VHS, sondern das ganze Haus, sämtliche Etagen sind mit Fahrstühlen zu erreichen und mit behindertengerechten Toiletten ausgestattet, die Fußböden sind ohne Schwellen verlegt, die Gänge breit.
Bereits der Eingangsbereich ist lichtdurchflutet, eine gläserne Deckenkonstruktion verleiht dem Raum Leichtigkeit. Anmeldung, Informationstresen, Selbstausleihe gehen nahtlos in den Bücherbereich über. Früher war dieser erst über ein Treppenhaus zu erreichen. Im Untergeschoss findet man Belletristik, eine Jugendecke und den Kinderbereich, der mit einem Leseboot, einer interaktiven Wand und Sitzplätzen direkt in Regalwänden nach Ideen der Kinder gestaltet wurde. Ebenfalls im Untergeschoss: das Café und der Veranstaltungsraum für bis zu 80 Personen. Über eine frei im Raum schwebende Wendeltreppe gelangt man ins zweite Bibliotheksgeschoss mit Fachliteratur und Musikabteilung.
14,3 Millionen Euro kostete der Umbau des Gebäudes, das seit dem 7. Oktober 1969 die „Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek“ beherbergt hatte. 5,8 Millionen gab es aus Städtebaufördermitteln vom Land, 1,8 Millionen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. 4,1Millionen brachte die Stadt an Eigenmitteln auf, der Kommunale Immobilienservice (KIS) zahlte 2,6 Millionen. Der mit dem Gebäudetrakt der Fachhochschule gekoppelte Würfel wurde komplett entkernt, bis auf tragende Stützen, Riegel und Decken sei alles weggerissen worden, sagte KIS-Werkleiter Bernd Richter. Sämtliche Außenfassaden und Einbauten entstanden neu, der gesamte Innenausbau wurde nach einem Entwurf des Architekten Reiner Becker neu gestaltet, es dominiert Großzügigkeit statt sachlicher Enge, übersichtlich sind die einzelnen Bereiche aneinandergegliedert. Trennwände fielen Sichtachsen zum Opfer, verspielte Elemente, Treppen, runde Wände, halbe Etagen, wurden eingefügt.
Das Haus bekam aber auch einen neuen Lastenaufzug für das Magazin. In wenigen Tagen beginnt der Umzug des Freihandbereichs zurück in das Haus. Für die Mitarbeiter bedeutet das eine gewaltige Umstellung. „Die neue Ordnung hat mit der alten nichts gemein“, sagte Mattekat. Für die 43 Bibliotheksmitarbeiter ist es bereits der zweite Umzug innerhalb weniger Jahre. Drei Wochen sind für den Einzug der etwa 180 000 Freihand-Medien eingeplant. Seit 2010 waren diese in Räumen der Fachhochschule untergebracht. Trotz der Enge habe diese Übergangsphase gut geklappt, sagt Mattekat. Nun sei sie froh, im neuen Haus endlich sämtliche Medien wieder ansprechend präsentieren zu können. Dafür war eine neue Innenausstattung notwendig, Regale, Leseplätze mit Blick über den Platz der Einheit, bequeme Lounge-Sessel. Ebenfalls auf der zweiten Etage befindet sich die Lernwerkstatt, ein separater Raum mit acht PC-Arbeitsplätzen. „Das ist die Schnittstelle der Besucher von Bibliothek und Volkshochschule, für Hausaufgaben oder Recherche“, sagt Susanne Herrmann.
Im Januar soll auch der Verein Pro Wissen in das Bildungsforum einziehen. Dann sind die Mieter komplett. Die sogenannte Wissenschaftsetage wird von der Universität Potsdam angemietet und an den Verein untervermietet, der weitere Nutzer mit ins Boot nimmt, darunter die der Universität angegliederten Netzwerke Pearls of Science und UP Transfer. Auf den 1600 Quadratmetern entstehen Veranstaltungs- und Konferenzräume sowie eine 300 Quadratmeter große Dauerausstellung zum Thema „Forschung in Potsdam und Brandenburg“. An dem Konzept arbeiten neben einem erfahrenen Kurator Professor Detlef Saalfeld sowie Studierende der FH Potsdam.
Den besten Blick hat man aus einem Glaskasten auf dem Dach: Der kleine Konferenzraum kann angemietet werden, eine umliegende Veranda bietet freie Sicht in alle Himmelsrichtungen. Wann die Fachhochschule und damit die Reste des Verbinders abgerissen werden, die eine endgültige Gestaltung des Innenhofs bisher blockieren, konnte Bernd Richter nicht sagen. Es könnte 2018 werden, so seine Vermutung.
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