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Homepage: Schreiben in der Karibik

Internationale Tagung zu facettenreicher Literatur

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Die Karibik ist mehr als Strand und Palmen. So mag es überraschen, dass es auf Haiti ein Schloss Sanssouci gibt, das dem Potsdamer Vorbild nachempfunden ist. Daran erinnerte gestern der Potsdamer Romanist Ottmar Ette auf einer Karibik-Tagung. Auf dem Uni-Campus am Neuen Palais trafen sich internationale Kenner der Karibik zu einem Symposion über karibische Literaturen. Einen Steinwurf von dem Bauwerk entfernt, dass den haitianischen König Henri Christophe zu seinem tropischen Palast inspiriert hatte.

Die Karibik sei ein besonderer Ort auf der Weltkarte der Literatur, sagte Ette zur Eröffnung der Tagung. Dies liege gerade daran, dass die Karibik ein vielsprachiger Raum sei. Die Ursache für die kulturelle Vielfalt der Karibik ist in ihrer besonderen Geschichte begründet. Eroberung, Verdrängung und Sklaverei sind nur einige der Stichwörter, die zu diesem Thema fielen. James Arnold aus den USA (siehe oben) erläuterte im Eröffnungsvortrag, wie freiwillige und erzwungene Bewegungen die Karibik prägten. Diese begannen mit der Ankunft von Christoph Kolumbus und dauern bis heute an. So seien zunächst die Ureinwohner brutal vertrieben und getötet worden, sagte Arnold. Mit der Plantagenwirtschaft der Europäer sei dann eine neue Ära angebrochen. Auf der Tagung war man sich einig, dass der Dreieckshandel, bei dem über elf Millionen Sklaven aus Afrika verschleppt wurden, ein Sinnbild für europäisches Machtstreben sei. Dennoch ist es der Kolonialismus, der Literatur und Gesellschaft in der Karibik geprägt hat.

Die Berliner Literaturwissenschaftlerin Janett Reinstädler zeigte dies an haitianischen Theaterstücken. Auf Haiti, das als erste Kolonie der Karibik im Jahr 1804 die Unabhängigkeit errang, sei das Theater eine Art Spiegelbild der Gesellschaft, so ihre These. Nicht nur, dass die Inselgesellschaft im Zuschauerraum zusammen kam. Auch das Verhältnis zum kolonialen Mutterland sei in den Stücken thematisiert worden. Nach der Unabhängigkeit habe das Theater Verbundenheit zur neuen Nation erzeugen sollen. Ein problematisches Ziel. Anfang des 19. Jahrhunderts sei nur die Hälfte der Bevölkerung auf Haiti geboren worden. Alle anderen waren verschleppte Sklaven.

Bis heute haben die Bewohner der Karibik ein schwieriges Verhältnis zu ihrer Heimat. Dabei sind es gerade diese Unsicherheiten, die das Schreiben motivieren. Eine Geschichte voller Verwerfungen, Immigration und Emigration sind Realitäten der Karibik. Diese Bewegungen müssten aber nicht unbedingt über Europa verlaufen, erläuterte Ette den PNN. Hierfür führte er einen Schriftsteller aus dem arabischen Raum an. Amin Maalouf schreibt auf Französisch und Arabisch und hat Wurzeln in der Karibik. Es sei hier also von besonderer Bedeutung, dass man die sprachliche und geographische Perspektive wechseln könne. Dafür sei die Konferenz, aber auch der Besuch von Gastprofessor James Arnold ein Zeichen. MaMi

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