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Landeshauptstadt: Schrill in Größe 47
Am Samstag ist das Berliner Travestie-Ensemble Fanny Ladies im Kulturhaus Babelsberg zu Gast
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Michael Buchmann aka Molly La Böff vom Berliner Ensemble Fanny Ladies schwant Schreckliches. Das Umziehen zwischen den einzelnen Nummern der Travestieshow am Samstag im Kulturhaus Babelsberg wird eine Herausforderung. Bei der Rennerei zwischen Bühne und dem etwas entfernteren Backstage-Bereich werden er und seine „Mädels“ bestimmt ein paar Pfunde verlieren, befürchtet – oder hofft er.
Doch Buchmann wäre nicht im Comedy-Fach zu Hause, wenn er so etwas nicht mit Humor nehmen könnte. Die Fanny Ladies brauchen eine extra große Garderobe: Jede der sechs bringt ein Dutzend Kleider für ihre verschiedenen Charaktere mit. Fürs Umziehen und Umstylen während der Show bleiben allerdings oft nur wenige Minuten.
Vermutlich hat bereits das Spektakel hinter der Bühne einen gewissen Unterhaltungswert. Auf der anderen Seite des Vorhangs präsentieren die semi-professionellen Travestie-Künstler, im Übrigen nicht nur Männer, am Samstag ihre neue Show „Dreamgirls?!?“ – mit allen Facetten, die zu einem glitzernden Galaabend gehören: Comedy, Revue- und Steptanz, Operetten- und Musicalnummer, live gesungen. Dazwischen Überleitungen aus frivolen und wortwitzigen Konferenzen.
Das Thema des Abends sind Opernpersiflagen. „Das ist mein persönliches Steckenpferd“, sagt Michael Buchmann, in Deutschland mache das sonst keiner. „Wir erwecken die großen Operndiven der letzten 50 Jahre und ihre Hits wieder zum Leben – aber eben anders“, sagt Buchmann. So bringen sie Maria Callas und Anna Netrebko auf die Bühne, auch Cecilia Bertoli, die als Coloraturfeuerwerk eine tolle Vorlage für Travestie-Künstler liefere, schwärmt Buchmann.
Ebenso wollen sie an berühmte Vorgängerinnen aus dem eigenen Fach erinnern: Cissy Kraner beispielsweise, Wiener Chansonsängerin und Kabarettistin der 50er-Jahre, und ihre Kollegin aus der Schweiz, Helen Vita, damals oft argwöhnisch von der Zensur beäugt.
Heute dürfen die Damen und Herren um Molly La Böff machen, was sie wollen. Mithilfe von etwa 70 Kleidern und 40 Paar Schuhen, 60 Perücken, einem guten Pfund Schminke und vielen Accessoires werden aus normalen Männern und Frauen, Familienvätern und Arbeitnehmern um die 50 Jahre Travestiekünstler. „Uns vereint, dass wir alle großen Spaß am Theater haben, am Verwandeln. Einfach gern in schrille Rollen schlüpfen“, sagt Michael Buchmann. Manche sind von Haus aus talentierte Sänger, zwei von ihnen professionell ausgebildet. Ihre Kleider nähen sie selbst – oder bestellen im Internet. Dort kommen auch die Schuhe her, Pumps in Größe 47 sucht man im Schuhladen vergeblich. Nach jahrelangem Training kann Buchmann auch damit laufen sagt er, im Alltag muss er das aber nicht haben. Steffi Pyanoe
Am Samstag um 19.30 Uhr im Kulturhaus Babelsberg, Karl-Liebknecht-Str. 135, Karten zwölf Euro, ermäßigt zehn Euro, Tel. (0331) 7049264.
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