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Gänserich Schröder (Kanzlergans Doretta) und Frau Merkel (l.).

© dpa

Landeshauptstadt: „Schröder“ turtelt mit „Frau Merkel“

Berlin - Auf einer Wiese in Berlin-Zehlendorf haben „Schröder“ und „Frau Merkel“ so einiges zu beschnattern. Meist führt „Angie“, wie die Bewohner des Altenheims Haus Schönow ihre Therapie- Gans liebevoll nennen, dabei das große Wort.

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Berlin - Auf einer Wiese in Berlin-Zehlendorf haben „Schröder“ und „Frau Merkel“ so einiges zu beschnattern. Meist führt „Angie“, wie die Bewohner des Altenheims Haus Schönow ihre Therapie- Gans liebevoll nennen, dabei das große Wort. Und Gänserich „Schröder“, der vor bald neun Jahren als Kanzlergans „Doretta“ berühmt wurde, die nur ganz knapp der Bratröhre entging, trottet brav hinterher.

Das berichtet Gänse-Betreuerin Elke Gruse, die auch ihre Erfahrungen mit den echten Namensträgern, dem früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und der heutigen Regierungschefin Angela Merkel (CDU) gemacht hat. „Schröder hat nicht mehr fürs Gänsefutter gezahlt, und Frau Merkel ließ mir mitteilen, dass sie keine Altlasten von Herrn Schröder übernimmt“, erzählt die gelernte Kranken- und Tierpflegerin zur Finanzierung des Gänselebens.

„Doretta, oder Schröder, ist komplett fit“, sagt sie. „Aber das Tier ist manchmal genau so launisch wie der Herr, der es gerettet hat.“ Schröder lasse sich von den Heimbewohnern nicht jeden Tag streicheln, gelegentlich sei er auch ein wenig bissig veranlagt. „Frau Merkel“, die ihm auf seinem neuen Heimathof an die Seite gestellt wurde, nachdem der Ganter als Junggeselle doch ein wenig depressive Züge zeigte, sei „viel, viel ausgeglichener“. Doch der Gänserich und die Gans würden sich insgesamt bestens vertragen. „Sie turteln jeden Tag“, berichtet Elke Gruse, „aber ein befruchtetes Ei war noch nie dabei.“ Die seltene zweite Chance im Leben eines Ganters nutzt „Schröder“ mit seiner aktuellen Partnerin nach Kräften. „Er ist so groß wie ein wunderschöner Schwan“, sagt seine Pflegerin.

Dabei hatte die ganze Geschichte ziemlich bedrohlich angefangen.

Im August 2000 hatte Kanzler Schröder bei einer Dienstreise durch die neuen Länder im brandenburgischen Lenzen auf einem Bauernhof besagte Gans, die später Doretta heißen sollte, als Weihnachtsbraten für seine Familie bestellt. Als es dann Mitte Dezember langsam ernst wurde, kam jedoch Schröders Stieftochter Klara ins Spiel, die die Gans retten wollte. Noch einmal machte Doretta Schlagzeilen, nachdem ein Mitarbeiter des Bauern in Lenzen herausgefunden hatte, dass die Gans ein Gänserich ist. Der Promi-Ganter bekam nun eine echte Gans zur Seite, und die Natur nahm ihren Lauf, Doretta sorgte für Nachwuchs. Sechs lange glückliche Jahre verlebte das Gänsepaar in Brandenburg – bis sich die Frage des Futtergeldes stellte, nachdem der echte Schröder kein Kanzler mehr war und die Überweisungen ausblieben. Neuer Ruhesitz wurde der Verein „Leben mit Tieren“. Er gesellte den Gänserich im Tiergehege des Seniorenpflegeheims Haus Schönow im Süden Berlins zu Eseln, Ziegen, Schafen und Schweinen und nannte ihn „Schröder“.

HAUS SCHÖNOW]Hans-Rüdiger Bein

Hans-Rüdiger Bein

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