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Landeshauptstadt: Schröter: SVB-Fans werden nicht überwacht

Innenminister versichert, dass Verfassungsschutz linksalternative Babelsberger Fanszene nicht beobachtet

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Babelsberg - Das brandenburgische Innenministerium hat Vorwürfe zurückgewiesen, linksalternative Fans des SV Babelsberg 03 (SVB) stünden im Visier des Verfassungsschutzes. „Der Verfassungsschutz Brandenburg beobachtet weder die Fanszene noch Spiele oder Veranstaltungen des SV Babelsberg 03“, erklärte Innenminister Karl-Heinz Schröter (SPD) jetzt auf eine Anfrage der Linken-Landtagsabgeordneten Andrea Johlige.

Wie der FC St. Pauli in Hamburg ist der Regionalligist SV Babelsberg 03 für seine linksalternative Fanszene bekannt. Im brandenburgischen Verfassungsschutzbericht 2013 wird der Verein zweimal erwähnt: Bei einem Regionalligaspiel hätten rechtsmotivierte Fans des 1. FC Lokomotive Leipzig Fans des SV Babelsberg angegriffen, bei einem anderen Spiel seien Mitarbeiter einer Berliner Sicherheitsfirma als Ordner eingesetzt und eine Mitarbeiterin von 20 SVB-Fans als „Nazibraut“ beschimpft und geschlagen worden. Der Bericht für 2014 liegt noch nicht vor.

Im November vergangenen Jahres veröffentlichte die Initiative „Nordkurve Babelsberg“ die auch den PNN vorliegenden Ergebnisse des Auskunftsersuchens eines SVB-Fans beim Landesverfassungsschutz. Dort kann jeder Bürger anfragen, ob er aktenkundig ist und welche Daten über ihn gespeichert sind. Über den besagten Fan hatte der Verfassungsschutz demnach auch erfasst, wann dieser Spiele des SV Babelsberg 03 besucht hatte; neben der Teilnahme an Demonstrationen und Partys. Zudem hat die Behörde angegeben, dass der Fan 2010 das antirassistische Stadionfest „Der Ball ist bunt“ in Potsdam besucht habe, das von der linksalternativen Fanszene organisiert und beworben wird. Szeneintern weist man zudem darauf hin, dass der Verfassungsschutz sich Medien gegenüber gut informiert über die Babelsberger Fanszene gezeigt habe. So hieß es in einem Zeitungsbericht im Dezember 2014, der Verfassungsschutz stufe 85 der Fans als „gewaltbereit“ und weitere 15 als „gewaltsuchend“ ein.

Die Fans vermuten als Quelle Informanten in der eigenen Szene, in den vergangenen Jahren habe es Anwerbeversuche durch den Verfassungsschutz gegeben, heißt es. Nach Anwerbeversuchen und V-Männern in der Fanszene fragte auch die Linken-Abgeordnete Andrea Johlige in ihrer parlamentarischen Anfrage. Das Innenministerium erklärte dazu: „Da der Verein kein Beobachtungsgegenstand der Verfassungsschutzbehörde Brandenburg ist, werden keine nachrichtendienstlichen Mittel eingesetzt.“ Die linke Potsdamer Initiative „Arbeitskreis für die totale Einsicht“, die zum Ziel hat, „Bespitzelungen öffentlich zu thematisieren“, ließ daraufhin verlauten: „Wenn der Brandenburger Verfassungsschutz keine nachrichtendienstlichen Mittel in der Fanszene des SV Babelsberg einsetzt, kann es nur heißen, dass die Anwerbeversuche alle fehlschlugen oder eine andere Behörde ihre Finger im Spiel hat.“ Der Linke-Bundestagsabgeordnete Norbert Müller, der während seiner Zeit als Mitglied des Landtags häufiger eine Überwachung der linken Szene Potsdams thematisierte, teilte mit: „Die Antworten des Verfassungsschutzes sind ziemlich nichtssagend, anderes war aber auch nicht zu erwarten.“ Johlige signalisierte indes auf PNN-Anfrage, noch weitere Nachfragen stellen zu wollen. Die Linke in Brandenburg will die Sicherheitsbehörde erklärtermaßen perspektivisch auflösen. RS/HK/axf/dpa

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