ORTSTERMIN: Schuld-, Zaun- und Stilfragen
Es war ein Schlagabtausch auf offener Bühne – und ein Gradmesser dafür, wie zerrüttet die Beziehung zwischen Stadtverwaltung und Schlösserstiftung ist. Die Protagonisten: Potsdams Grünen-Baudezernent Matthias Klipp und der Generaldirektor der Schlösserstiftung, Hartmut Dorgerloh.
Stand:
Es war ein Schlagabtausch auf offener Bühne – und ein Gradmesser dafür, wie zerrüttet die Beziehung zwischen Stadtverwaltung und Schlösserstiftung ist. Die Protagonisten: Potsdams Grünen-Baudezernent Matthias Klipp und der Generaldirektor der Schlösserstiftung, Hartmut Dorgerloh. Ort: das Restaurant „Alter Stadtwächter“, eine mit 50 Parteifreunden (und -feinden) von Klipp besetzte Mitgliederversammlung der Potsdamer Grünen zum Streit um das Pfingstberg-Projekt von Springer-Vorstand Mathias Döpfner, der nicht eingeladen war. Dorgerloh dagegen schon.
Zwischen den Redebeiträgen anderer Parteimitglieder entsponnen sich zwischen Klipp und Dorgerloh diverse Wortgefechte. Zum Beispiel kritisierte Klipp in Richtung Dorgerloh, dieser solle anerkennen, „Mist gebaut“ zu haben, in dem er „im stillen Kämmerlein“ den jetzt heftig umstritten Vertrag mit Döpfner zur Sanierung der Villa Schliefen und des Welterbe- Parks an der Großen Weinmeisterstraße schloss. Klipp zu Dorgerloh: „Ich erwarte, dass Sie Verantwortung für die Situation übernehmen.“ Dorgerloh konterte: „Wir sind in der Verantwortung und bleiben das auch.“ Gleichwohl räumte er ein, bei der Vertragsgestaltung die Stadtverwaltung nicht einbezogen zu haben – wohl aber andere Institutionen wie das Landesdenkmalamt oder den Stiftungsrat. Im Nachhinein wäre es sicher sinnvoll gewesen, einen Bauvorbescheid für das strittige Vorhaben zu stellen. Schon vor zwei Wochen hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) das Verhalten der Stiftung in dem Fall mit „Mist gebaut“ definiert.
Jetzt ist die Situation diese: Döpfner soll laut Vertrag mit der Stiftung, der das Gelände gehört, mindestens 1,8 Millionen Euro in die Sanierung der maroden Villa Schliefen und den Park stecken. Nach Vertragsschluss ließ er im Auftrag der Schlösserstiftung einen Zaun rund um das gesamte Areal errichten. Es folgten öffentliche Proteste und ein monatelanges Ringen mit der Stadt um einen Kompromiss. Denn Döpfner will einen Teil der laut Bebauungsplan als öffentlich ausgewiesenen Parkanlage einzäunen lassen und privat nutzen – rund um die von ihm gekaufte Villa Henckel. Dafür müsste aber der Bebauungsplan geändert werden, eine Mehrheit im Stadtparlament ist bisher dagegen.
Dorgerloh sagte, sollte Döpfners „Binnenzaun“ näher als bisher vorgesehen an seine Villa Henckel gerückt werden, müsse er wegen Sicherheitsanforderungen entsprechend höher ausfallen – mitten in einem Gartendenkmal. Döpfner gilt als Chef des großen Medienkonzerns Springer als gefährdete Person, auch das Landeskriminalamt mache dabei Vorgaben in punkto Sicherheit, ließ Dorgerloh durchblicken.
Doch ausgeführt wurde dieser Punkt nicht weiter. Stattdessen ging Klipp wenig später wieder zum Angriff über: Die Angelegenheit drohe die Stiftung und auch deren positive Leistungen in der Vergangenheit allgemein in Misskredit zu bringen. Darauf antwortete Dorgerloh nicht direkt – er sagte, man werde den Streit nur lösen können, wenn alle Seiten nicht auf Maximalpositionen beharren würden.
Eine Entscheidung darüber, wie sich Potsdams Grüne in dem Streit positionieren, gab es nicht. Wie berichtet hatten konkurrierende Anträge von Klipp und der Grünen-Stadtverordneten Saskia Hüneke vorgelegen. Er will die Stadt künftig den Park entwickeln lassen, seine Parteifreundin will weitere Verhandlungen mit Döpfner führen, um einen Kompromiss zu erreichen. Doch nach einer fast dreistündigen Debatte entschieden die Mitglieder mit knapper Mehrheit, eine Entscheidung bis September zu vertagen. Dann wollen die Grünen wieder diskutieren.
Kurz vor der Sitzung hatte Klipp eine Entscheidung gefordert, auch als Signal an Döpfner, dass dieser sich vielleicht noch einmal bewege. Doch kann sich der Springer-Chef tatsächlich ein weiteres Nachgeben vorstellen? Am Freitag ließ Döpfner mitteilen, er wolle sich derzeit nicht äußern. Zudem verwies er auf Interview-Aussagen aus dem Mai. Damals sagte Döpfner, er stehe zu seiner Zusage Villa und Park zu sanieren.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: