Landeshauptstadt: Schule verwaltet eigenes Budget
Jakobs und Lenius fordern mehr Eigenbestimmung: Kilpinen-Schule als Vorbild für Potsdam
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Jakobs und Lenius fordern mehr Eigenbestimmung: Kilpinen-Schule als Vorbild für Potsdam Von Jan Brunzlow, Jyväskylä Heftige Veränderungen im deutschen Schulsystem forderten Oberbürgermeister Jann Jakobs und Schulleiter Dirk Lenius beim Besuch der Kilpinen-Schule in Jyväskylä. Der Rektor der Carl-Friedrich-Benz-Realschule Potsdam will sich weiter für eine gemeinsame Schulform von der ersten bis zur neunten Klasse kämpfen. Die Ergebnisse seines Besuches an der Partnerschule in Jyväskylä hätten ihn in seiner Sicht weiter bestätigt, dass das Brandenburger Schulmodell keine Zukunft habe. So stehe der finischen Partnerschule beispielsweise ein eigener Etat von 2,5 Millionen Euro jährlich, mit dem Lehrerstellen und Sonderpädagogen sowie Gebäudebewirtschaftung bezahlt werden, zur Verfügung. In welchen Bereichen das Geld eingesetzt wird, sei der Schule überlassen. Auch Jann Jakobs, der sich begeistert von der modernen Einrichtung mit 450 Schülern und etwa 40 Lehrern zeigte, forderte mehr Eigenbestimmung für Schulen in Brandenburg. Die Kilpinen-Schule in Jyväskylä ist ebenso Ganztagsschule wie alle anderen Einrichtungen in Finnland. Zudem können die Schüler nach dem Schulende um 16 Uhr noch zwei Stunden die Einrichtungen der Penne nutzen. Auch während der Ferienzeiten steht den Schülern die Schule offen. Dabei werden sie zwar nicht von Lehrern betreut, aber von anderen Pädagogen. Laut Schulleiter Sami Kalaja nutzen dies jedes Jahr etwa 50 Schüler. Für ihn sei es wichtig, dass sich Eltern sowie Schüler in der Schule wohl fühlen, sagte der Schulleiter, der trotz der hohen finanziellen Verantwortung für die Einrichtung keine kaufmännische Ausbildung vorweisen musste und Sportlehrer ist. Warum die finnischen Schüler im internationalen Vergleich so erfolgreich sind, ist dagegen laut dem deutschen Botschafter Hanns Schumacher nicht erklärbar. Die Schüler hätten in einer Umfrage zur Zufriedenheit mit dem Bildungssystem als die unzufriedensten gegolten. Disziplin und Leistungsdruck zählen hier schon fast zum Lehrplan. Laut Botschafter stehe jedoch fest, dass sich in Deutschland etwas ändern müsse. Der Potsdamer Schuleiter Dirk Lenius, der sofort zu einem Saunabesuch am Abend eingeladen wurde, sagte: „Ich bin strikt gegen das geliederte Schulsystem in Brandenburg.“ Er bewunderte die Gestaltung der Schulstruktur und die Ausstattung mit Personal. Dazu zählen 36 Lehrer, drei Sonderpädagogen und sechs weitere Pädagogen. „Und wenn noch mehr gebraucht werden, kann im Rahmen des Etats alleine entschieden werden“, so Lenius. In Finnland wird ähnlich dem früheren DDR-Oberschulmodell unterricht. Die Schüler bleiben von der ersten bis zur neunten Klasse in gemeinsamen Klassenverbänden und können danach entweder auf ein Gymnasium oder eine Fachschule mit Berufsausbildung wechseln. Dabei ist die Ausbildung von der Vorschule bis zum Abschluss von Studium oder Lehre kostenlos. Selbst das Mittagessen an den Bildungseinrichtungen kostet nichts. Die Schulen in Jyväskylä leiden jedoch inzwischen unter den gleichen demografischen Problemen wie in Potsdam. Eine sinkende Geburtenrate hat in den letzten Jahren zur Schließung von drei Einrichtungen geführt und auch die Sozialstruktur in der Stadt hat sich verändert. Laut Schulleiter Sami Kalaja fehle inzwischen der „Mittelbau“. Es gebe entweder arm oder reich, dazwischen wenig. Zwar sei die Situation noch nicht so verschärft wie in Deutschland, doch gebe es eine klare Tendenz.
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