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HEYES Woche: Schulen nicht nur anstreichen

Aus dem Milliardenpaket des Bundes gegen die anbrandende Rezession werden 340 Millionen Euro dem Land Brandenburg zugute kommen. Das Land legt noch 114 Millionen Euro als Gegenfinanzierung drauf.

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Aus dem Milliardenpaket des Bundes gegen die anbrandende Rezession werden 340 Millionen Euro dem Land Brandenburg zugute kommen. Das Land legt noch 114 Millionen Euro als Gegenfinanzierung drauf. Zwei Drittel dieser Summe, etwa 300 Millionen Euro, will die Landesregierung in Kitas, Schulen und Hochschulen investieren. Geld, das hoch willkommen ist in einem Land, das für die Kindertagesstätten bundesweit die kürzeste Personaldecke gewebt hat, und das 2009 daran auch eigentlich nichts ändern wollte. Dass bundesweit jedes Jahr fast 100 000 Jugendliche als funktionale Analphabeten und ohne Abschlusszeugnis die deutschen Schulen verlassen, zeigt ja nur, wie desolat die Bildungslandschaft ist – vor allem für diejenigen, die – ob mit oder ohne Einwanderungshintergrund – in einem sozial schwachen und/ oder bildungsfernen Elternhaus aufwachsen müssen.

Eigentlich ist inzwischen allgemein bekannt, dass vor allem Bildung die entscheidende Voraussetzung ist, um Kindern eine gedeihliche Zukunft zu sichern. Zwei Drittel der Langzeitarbeitslosen hat keinen Berufs- oder Schulabschluss. Zu Recht sitzt der Pisa-Schock tief und hat dennoch bislang zu keiner wirklich überzeugenden Schulreform geführt. Der in den Pisa-Tests überprüfte Fächerkanon ist zudem kaum geeignet zu verbessern, was doch zunehmend als defizitär beklagt wird. Musische Erziehung zum Beispiel, oder soziales Lernen, das den Respekt vor dem anderen entwickeln hilft. Auch und gerade vor den Mitschülern, die andere kulturelle Wurzeln haben. 80 Prozent des Musikunterrichts entfällt, mangels Lehrer, oder um Fehlstunden in anderen Fächern auszugleichen. Und so wird musische Erziehung zur Privatsache – und wieder ist also das Elternhaus entscheidend. Das ist mehr als schade: Denn gemeinsames Musizieren macht Spaß und hebt das Selbstbewusstsein; spielerisch wird das Einhalten von Regeln gelernt. Und erwiesenermaßen kann musische Erziehung insgesamt den Lernerfolg erhöhen. Musischer Unterricht ist auch für die wichtig, die nicht als Mathe- oder Physikgenie auf die Welt gekommen sind. Es verschafft auch denen Erfolgserlebnisse und Anregung, die im eigenen Elternhaus ohne Unterstützung sind. Es wäre also zu hoffen, dass die 300 Millionen Euro nicht nur zum Streichen der Fassaden oder zur Renovierung von Toiletten in ramponierten Schulgebäuden ausgegeben werden, sondern ein ordentliches Stück von diesem Kuchen in die Schulmusik fließt.

Uwe-Karsten Heye schreibt an dieser Stelle regelmäßig für die PNN. Unser Autor war Redenschreiber bei Willy Brandt und Regierungssprecher von Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder. Heute lebt Heye mit seiner Familie in Babelsberg und arbeitet dort als Autor und Publizist.

Uwe-Karsten Heye

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