Landeshauptstadt: Schulen planen für den Notfall
Handlungsempfehlung nicht überall umsetzbar
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Einen Aktenordner voll mit gelbem, orangefarbenem und rotem Papier bekommen die Schulleiter Ende August vom Bildungsministerium. Darin sind die Handlungsempfehlungen für 23 verschiedene Notsituationen in Schulen zusammengefasst. Damit bekommen die Schulen in der Landeshauptstadt und im gesamten Land erstmals einen Plan an die Hand, wie sie sich in verschiedensten Situationen zu verhalten haben. Die Listen reichen vom Delikt der Gefahrenklasse I auf gelben Blättern – dazu gehören Mobbing und Beleidigungen von Lehrern – über die orangefarbenen Blätter der Gefahrenklasse II – unter andrem Extremismus, Erpressung, Morddrohung, Amokdrohung – bis hin zur Gefahrenklasse III auf rotem Papier. Dazu zählen ein Amoklauf, Geiselnahme, Gewalthandlung mit Todesfolge, Schusswaffengebrauch und der Brandfall. Laut Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) sind die Schulen nun aufgefordert, individuelle Notfallpläne zu erarbeiten. Er rechnet damit, dass die ersten Schulen bis zum Herbst die Pläne aufgestellt haben. Diese seien dann mit dem Schulamt abzustimmen und gegebenenfalls nachzuarbeiten.
Da jede Schule anders aufgebaut sei, müsse es auch für jede Schule individuelle Pläne geben, sagte Brandenburgs Bildungsminister gestern bei der Vorstellung des Notfall- Hilfeordners. Bereits am Tag der Tat von Winnenden, als ein ehemaliger Schüler 16 Menschen getötet hatte, habe er sich für die Erarbeitung solcher Notfallpläne ausgesprochen. Denn Brandenburg hatte im Gegensatz zu Berlin keine Anleitung, wie sich Lehrer in solchen Fällen verhalten sollten. Zudem erhalten die Lehrer mit dem Ordner des Landes Gesetzestexte und Hinweise, wie sie mit besonderen Situationen wie Waffenbesitz oder Drogenhandel an der Schule umzugehen haben. Es gebe Fälle, in denen Schulleiter nicht wissen, ob sie die Polizei informieren müssen oder nicht, begründete Rupprecht die zusätzlichen Informationen. Für den Fall eines Amoklaufs werde beispielsweise erklärt, wie ein Notruf bei der Polizei abzusetzen sei. Außerdem gebe es die Empfehlung, für einen internen Notruf ein Codewort zu vereinbaren. Mit diesem könnten dann Schüler und Lehrer alarmiert werden.
Die Entwicklung bei Gewalttaten an Brandenburgs Schulen sei insgesamt positiv, auch wenn es „nach wie vor hier und da Bombendrohungen“ gibt, sagte Rupprecht. Laut Landeskriminalamt zählte die Polizei im vergangenen Jahr 4827 Straftaten, darunter 147 gefährliche und schwere Körperverletzungen sowie 463 leichte. Schwerpunkt unter allen Schulstraftaten waren Sachbeschädigungen mit 1443 Delikten sowie Diebstähle (1969 Fälle). Insgesamt ging die Zahl der Straftaten an Schulen im Vergleich zu 2007 allerdings zurück. jab
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