zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Schülern neue Chancen eröffnen

Wie MoSeS zu mehr Selbstständigkeit verhilft

Stand:

Vor vier Jahren startete im Land Brandenburg ein Modellvorhaben zur „Stärkung der Selbstständigkeit von Schulen“, kurz MoSeS. Es räumt den Schulen personalrechtliche Befugnisse ein und ermöglicht freie Entscheidungen z.B. über den Einsatz von Sach- und Fortbildungsmitteln. Auch vier Potsdamer Schulen haben sich daran beteiligt. Nun, kurz vor dem Abschluss des Projekts, ziehen sie Bilanz. Heute: Helmholtz-Gymnasium

Immer wenn die Möglichkeit besteht, Schülern neue Chancen zu eröffnen, die Qualität des Lehrangebots zu erhöhen, die eigene Schule noch attraktiver zu gestalten, dann ist die Motivation von Schulleiter Dr. Dieter Rauchfuß hoch, sich auf bislang unbetretenes Terrain zu begeben. War das Interesse anderer Schulen am Modellversuch zur „Stärkung der Selbstständigkeit von Schulen“ anfangs eher gering, so fiel im Helmholtz-Gymnasium sehr schnell die Entscheidung für MoSeS. Dem zusätzlichem Verwaltungsaufwand, der andere vor dem Projekt zurückscheuen ließ, begegnete man hier mit dem Einsatz einer Haushälterin, die nicht nur Finanzen abzurechnen hatte, sondern in die Veränderungsprozesse der Schule gestaltend einbezogen wurde. Für Dieter Rauchfuß hat MoSeS ein Instrumentarium geschaffen, „das sich wunderbar in das bestehende Schulprogramm einfügt“. Der Lehrerrat, der bei Einstellungen neuer Kollegen personalratsähnliche Aufgaben zu übernehmen hat, erfährt eine Aufwertung. Und auch die Schülerräte und die gesamte Schulkonferenz sind in ihren Mitspracherechten stärker gefordert, müssen sich nun auch mit Haushaltsangelegenheiten beschäftigen.

Die durch MoSeS gewonnene Freiheit in den Personalentscheidungen ist für Dieter Rauchfuß das Schwarzbrot, das zuerkannte Extrabudget an Sachmitteln der Honig darauf. Das Gymnasium nutzte die Mittel, um seinem selbstgestellten Anspruch an mehr Individualisierung und die Förderung von Begabungen gerecht zu werden. Externe Fachleute halten in der Schule seither Rhetorikseminare ab oder leiten englisch- und französischsprachige Theatergruppen. Jetzt, nach dem Wegfall des Budgets, wird es schwer, diese zusätzlichen Angebote aus eigener Kraft zu erhalten. Die durch MoSeS eröffneten Möglichkeiten, Drittmittel einzuwerben oder selbst wirtschaftlich tätig zu werden, sieht Dieter Rauchfuß in allgemeinbildenden Schulen eher begrenzt. Auch die Kapitalisierung nicht besetzter Lehrerstellen geht nur für kurze Zeit. „Wenn man das Stundenkontingent ausschöpft, kann man praktisch keine Stelle stilllegen“, weiß der Schulleiter.

Um die Angebotspalette für die Schüler dennoch vielfarbig zu erhalten, setzt er verstärkt auf die Kooperation mit wissenschaftlichen Instituten und mit Partnern aus der Wirtschaft. So unterstützt die DaimlerCrysler AG die Schule finanziell und mit Praktika. Fachleute des Telefonunternehmens O2 erklären in Physik die Funktionsweise von Handys und Berater der Boston Consulting Group beleben den Wirtschaftskundeunterricht mit Beispielen aus der Praxis.

Auch für die Lehrerfortbildung hat das Helmhotz-Gymnasium Expertenrat von außen hinzugezogen, der mit MoSeS-Mitteln finanziert werden konnte. Zentrale Themen sind die für die Schule so bedeutsame Begabtenförderung, differenzierende Unterrichtsmethoden und eine verbesserte Kommunikation. Seit MoSeS fließen die schulinternen Informationsströme schneller und der Kontakt zur Elternschaft hat sich aktiviert. Mit reger Resonanz. Regelmäßige Elternbriefe unterrichten über jüngste Entwicklungen, Werkstattgespräche helfen, Veränderungsprozesse am Laufen zu halten. Alle mit einzubeziehen – das ist für Dieter Rauchfuß der Schlüssel zur Identifikation, zu mehr Selbstständigkeit der eigenen Schule. Antje Horn-Conrad

Antje Horn-Conrad

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })