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Landeshauptstadt: Schulkompromiss in Gefahr

Zwei im Norden für Schulen vorgesehene Areale sind jetzt denkmalgeschützt– die Folgen sind unklar

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Bornstedter Feld - Gerade erst haben sich Politik und Stadtverwaltung auf den Bau dreier neuer Schulen im Norden geeinigt – doch jetzt droht neues Ungemach. Denn erst jüngst hat das Landesdenkmalamt zwei der im Bornstedter Feld geplanten Standorte als Gartendenkmal unter Schutz gestellt. Konkret geht es um den Standort an der Esplanade, an dem ab dem Schuljahr 2017/2018 neben der künftigen Gesamtschule „Leonardo da Vinci“ eine dreizügige Grundschule in Containerbauweise entstehen soll – und um die geplante Grund- und die weiterführende Schule am Nedlitzer Holz, welches ohnehin als Trinkwasserschutzgebiet ausgewiesen ist. Stadtsprecherin Christine Weber sagte, es sei noch unklar, ob und welche Einschränkungen es durch den neuen Schutzstatus für die einzelnen Bauvorhaben gibt. Das werde derzeit geprüft.

Auch im Landesdenkmalamt kann man über die Auswirkungen für die geplanten Schulbauten derzeit nur spekulieren. Der in der Behörde für das Verfahren zuständige Gartendenkmalpfleger Hans-Joachim Dreger sagte den PNN, die Frage nach den Auswirkungen auf Bauvorhaben könne nicht pauschal und allgemeingültig beantwortet werden. „Ob für ein bestimmtes Bauvorhaben die denkmalrechtliche Erlaubnis erteilt werden kann, hängt allein von dessen Art und Umfang ab.“ Die Denkmalverträglichkeit werde daher stets im Einzelfall geprüft.

Konkret geht es laut Dreger an der Esplanade um zwei Bestände mit alten Eichen und um große Teile des Nedlitzer Holzes. Diese Standorte seien unter Schutz gestellt worden, weil sie mit zu den prägenden und erhalten gebliebenen Elementen der ehemaligen, von dem berühmten preußischen Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné nach künstlerischen und ökonomischen Gesichtspunkten gestalteten Bornimer Feldlandschaft gehören. Der Denkmalwert besteht laut Dreger wegen ihrer besonderen geschichtlichen Bedeutung, da die Entstehung die Areals bereits auf die Landschaftsverschönerung zu kurfürstlicher Zeit im 17. Jahrhundert zurückgehe – und zwar bevor sie im 19. Jahrhundert als raumbestimmende Bestandteile in die künstlerische Gestaltung der Bornimer Feldflur miteinbezogen worden seien. Wie Dreger erklärte, zeigen die beiden Denkmale – speziell aber das Nedlitzer Holz – eine „reizvolle Abwechslung von baumbestandenen Flächen und freien, unbebauten Bereichen“. Insgesamt habe sich die gestalterische Prägung des landschaftlichen Raumes westlich der Nedlitzer Straße über die Jahrhunderte im Wesentlichen unverändert erhalten. Stadtsprecherin Weber sagte, angesichts der Schulplanungen müssten nun für die beiden neu geschützten Standorte die Auswirkungen geprüft werden – „und wie die unterschiedlichen Erfordernisse miteinander abzuwägen sind“. Im Klartext: ob die Schule im Zweifel wichtiger ist als das Denkmal. Für das Nedlitzer Holz hatte der zuletzt gefundene Kompromiss wie berichtet eine Alternative vorgesehen: Demnach soll ein Grundstück im Entwicklungsgebiet Krampnitz für den Bau einer Grundschule und einer weiterführenden Schule reserviert werden. Für den Standort an der Esplanade gibt es bisher keinen Plan B.

Über das Schulpaket wollen die Stadtverordneten im April entscheiden, am kommenden Dienstag tagt zuvor noch einmal der Bildungsausschuss. Noch strittig ist die Finanzierung des Schulpakets, inbesondere für die geplante Erhöhung der Grundsteuer auf Immobilien und Grundstücke ist noch keine Mehrheit absehbar. Die Finanzierung soll nach Vorstellung der Stadtverwaltung parallel mit den neuen Schulstandorten und dem dazughörigen Planwerk beschlossen werden.

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