Landeshauptstadt: Schwarze Gardisten
Neue Broschüre über Zuwanderer in Potsdam
Stand:
14 Schweizer Familien brachen Ende April 1685 in Richtung Potsdam auf. Die hundert Personen große Gruppe reiste auf dem Wasserwege über den Rhein, die Nordsee sowie Elbe und Havel. Nach sieben Wochen erreichten die Schweizer am 18. Juni 1685 ihre neue Heimat im Golmer Bruch. Ausgangspunkt für ihre Wanderung war eine Bitte von Friedrich Wilhelm, Kurfürst von Brandenburg (1640-1688), an den Berner Magistrat, ihm „zehn oder zwanzig Familien, so in der Viehzucht erfahren“ sind, zu schicken. Als Privilegien bot der Kurfürst Gratis-Reise, 300 Taler Zehrungskosten, Haus, Hof , Land und Lebensmittel an.
Über diese Ansiedlung berichtet der Historiker Ulrich Schmelz in einer von der Landeshauptstadt herausgegebenen Broschüre „Internationale Impulse für Potsdam“. Auf 88 Seiten ist in über 30 Kapiteln dargestellt, welch immense Rolle die Zuwanderung für die Entwicklung der Stadt vom 17. Jahrhundert bis heute hatte. Das Tausch-Schema feudalen Zeiten war immer dasselbe: tüchtige Spezialisten oder Soldaten gegen Privilegien und Vergünstigungen. So zitiert Schmelz den Poeten Bellamintes der sich 1727 begeistert über die „Riesen-Schar“, der Leibgarde Friedrich Wilhelms I. (1688-1740), äußerte. Der König bezahlte für treue Dienste gut und unterstützte die Familienangehörigen, um die Soldaten an sich zu binden. Unter den Gardisten waren orthodoxe Russen, etwa zwei Dutzend Muslime und sogar Schwarzafrikaner.
Die Artikelsammlung, die vom „Büro für Chancengleichheit und Vielfalt“ mit herausgegeben wird, spannt den Bogen bis in die Gegenwart. Viele Kapitel beschäftigen sich aber mit historischen Persönlichkeiten wie dem Kartographen Samuel Suchodoletz, dem Festungsbauer Philipp de Chieze oder dem böhmischen Prediger in Nowawes Johann Benjamin Kropatschek. Die vietnamesischen Vertragsarbeiter sind ebenso wenig ausgelassen wie die chilenischen Exilanten. Den Zwangsarbeitern ist ebenfalls ein Kapitel gewidmet. Günter Schenke
Die Broschüre ist erhältlich unter: gleichstellung@rathaus.potsdam.de
Günter Schenke
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