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Landeshauptstadt: Schweinemüsli unterm Mikroskop

Landeslabor an neuem Ort und auf dem neuesten Analysestand: „Zuckerstück aus dem See filtern“

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Templiner Vorstadt - Aufgepoppter Mais, schwarze pfefferkorngroße Kügelchen, heugrüne Pellets: die Kraftnahrung für Schweine, Kühe, Pferde, Hühner und Fische kommt in verplompten Plastiksäcken zur Analyse. Von satten Wiesen allein ernähre sich heute keine Kuh, sagt Dr. Roland Körber, Direktor des brandenburgischen Landeslabors. Alles, was Brandenburgs Nutztiere zu fressen bekommen, werde im Landeslabor einer Prüfung unterzogen. Zu den Aufgaben der staatlichen Einrichtungen gehörten außerdem Düngemittel- und Pflanzenschutzmittelkontrollen sowie seit neuestem Lebensmittelanalysen. „Allerdings nur pflanzliche Lebensmittel wie Backwaren, Sportlernahrung und Nahrungsergänzungsmittel“, erklärt der Direktor. Tierische Lebensmittel würden in Frankfurt (Oder) untersucht.

Bereits 2004 seien die ursprünglich im Land Brandenburg auf 14 Standorte verteilten Einrichtungen des landwirtschaftlichen Untersuchungswesens zum Landeslabor zusammengezogen worden. Gestern wurde in der Templiner Straße die Einweihung der neuen Analytikräume gefeiert. Die offizielle Abnahme der modernen Laboratorien übernahm mit einem Rundgang Verbraucherschutzminister Dietmar Woidke (SPD). Begonnen wurde im Keller bei der Probenannahme. Hier unten werden die zum Teil an Müsli erinnernden Futtermischungen zunächst unter lautem Getöse gemahlen und homogenisiert. Danach erfolgt der ruhige Teil in den Stockwerken darüber mit Untersuchungen unter dem Mikroskop und Analysen mit chemischen Verfahren. Für die Erneuerung des Geräteparks gebe man im Jahr zwischen 1,2 und 1,5 Millionen Euro aus. Die zum Teil nahezu autarken Analysegeräte könnten kleinste Spurenelemente ausfiltern, erklärt Labordirektor Körber. „Sogar ein Zuckerstück, das im Starnberger See aufgelöst wurde“, sagt er. Der Laborpark ersetze Arbeitskräfte, verhehlt er nicht. Mit der vor vier Jahren begonnenen Konzentration der Laborarbeiten sei auch der Auftrag verbunden, 40 Prozent des Personals bis 2010 abzubauen, sagt Körber. Allein in der Templiner Straße würden im Jahr rund 6000 Lebensmittel-, 1700 Futter- und je 300 Düngemittel- und Pfanzenschutzmittelproben untersucht. Dazu stehen dem Potsdamer Labor 55 Beschäftigte – Lebensmittelchemiker, Biologen, Tierärzte sowie technische Assistenten und Laboranten – zur Verfügung. Analysiert werden Stichproben, die die Veterinär- und Lebensmittelüberwacher der Ämter bei Herstellern oder im Großmarkt nehmen. Untersucht werde auf Inhalts- und Zusatzstoffe, aber auch auf unerwünschte Stoffe wie Pilzgifte und Schwermetalle oder verbotene Stoffe wie tierische Bestandteile im Futter für Wiederkäuer, sagt die Prüfleiterin Futtermittel Dr. Ingrid John. In etwa 15 Prozent der Fälle gebe es eine Beanstandung – meist, weil die angegebenen Energiewerte, also Kilokalorien, unter den Analyseergebnissen lägen. Dass ein Produkt ganz vom Markt genommen werden müsse, komme nach Angaben von John bei unter zwei Prozent der Tierfuttermittelproben vor.

Nicola Klusemann

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