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Landeshauptstadt: Schwere Vorwürfe gegen Michael Wegener

Waschhaus-Geschäftsführer soll Verlust der Gemeinnützigkeit verschwiegen haben / Kein Plan B für Weiterbetrieb

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Berliner Vorstadt - Schwere Vorwürfe gegen den langjährigen Geschäftsführer des Waschhaus e.V., Michael Wegener: Selbst engste Mitarbeiter soll Wegener nicht darüber informiert haben, dass dem Waschhaus e.V. schon im Jahr 2004 die Gemeinnützigkeit durch das Finanzamt aberkannt wurde. Erst durch eine von Stadt und Land beauftragte Prüfung der Unterlagen durch Rechtsanwälte, deren Ergebnisse vergangene Woche vorgelegt wurden, sei dieser Fakt bekannt geworden. Durch den Verlust der Gemeinnützigkeit hatte der Waschhaus e.V. seine Förderwürdigkeit verloren. Darum zogen Brandenburgs Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) und Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) gestern die Notbremse und verkündeten einen Förderstopp ab dem 1. August. Mit über 300 000 Euro wurde der Waschhaus e.V. jährlich von Stadt und Land unterstützt.

„Wir wussten bis vor wenigen Tagen auch nichts von dem Verlust der Gemeinnützigkeit“, sagte Katja Dietrich-Kröck vom neuen Vorstand des Waschhaus e.V. den PNN auf Nachfrage. Erst durch die Ergebnisse aus dem Prüfbericht sei man darüber informiert worden. Als Ende vergangenen Jahres bekannt geworden war, dass der Verein Schulden in sechsstelliger Höhe habe, wurde Wegener von seinen Aufgaben entbunden und ein neuer Vorstand eingesetzt. In engem Kontakt mit dem Land und der Stadt habe man gemeinsam versucht, eine Lösung für die finanziellen Schwierigkeiten zu finden. Gestern erfuhr der Vorstand von der Einstellung der Förderung, wenig später wurde die Presse informiert.

Michael Wegener bestätigte gegenüber den PNN, dass er die Information über den Verlust der Gemeinnützigkeit vor vier Jahren für sich behielt. „Der Grund für die Aberkennung war, dass wir bestimmte Abrechnungen nicht rechtzeitig beim Finanzamt vorgelegt hatten“, so Wegener. „Ich habe das unterschätzt und bin davon ausgegangen, dass wir bei Vorlage der fehlenden Unterlagen die Gemeinnützigkeit wieder bekommen würden.“ Für dieses Jahr habe man vom Finanzamt eine vorläufige Gemeinnützigkeit zugesprochen bekommen, so Wegener.

„Wie es jetzt weitergehen soll, wissen wir noch nicht“, sagte Katja Dietrich-Kröck. Zuerst einmal müsse der Vorstand beim Amtsgericht einen Antrag auf Einleitung eines Insolvenzverfahrens stellen, da der Verein zahlungsunfähig sei. Man wolle trotzdem versuchen, bis zum Ende des Monats das Programm aufrecht zu erhalten. „Danach stehen wir ohne Räume da, denn die Nutzung der Gebäude in der Schiffbauergasse war an die Förderung und damit an die Gemeinnützigkeit gebunden“, so Katja Dietrich-Kröck. Der Verein will so schnell wie möglich mit Vertretern des Landes und der Stadt zu Gesprächen zusammen kommen, damit gemeinsam eine Lösung gefunden werden kann. Denn eigentlich wollte der Verein ab September wieder im sanierten Waschhaus-Gebäude ein breites Programm anbieten und sein 15-jähriges Jubiläum feiern.

„Auch wir sind daran interessiert, dass ein Verein wie der Waschhaus e.V. in der Schiffbauergasse erhalten bleibt“, sagte Jakobs gestern auf dem Pressegespräch. Die Fördersumme stehe weiter zur Verfügung, doch müssten dafür neue Strukturen geschaffen werden. Mit dem Wissen aus dem Prüfbericht habe es gar keine Alternative zu dem Förderstopp gegeben.

Im Jahr 2002 hatte der Waschhaus e.V. zwei gewinnorientierte GmbHs gegründet, die, so Jakobs, zum Verlust der Gemeinnützigkeit geführt hätten. Hinzu kam, dass Mitarbeiter dieser GmbHs durch Gelder aus den Fördermitteln bezahlt wurden.

„Es gibt keinen Plan B“, so Jakobs. Es müsse geklärt werden, in welcher Form die Angebote in der Schiffbauergasse weitergeführt werden. Ein erstes Expertengespräch ist erst für September geplant.

Dirk Becker

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