Landeshauptstadt: Schwierige Willensbildung
Streit um Seepromenaden-Ausbau: Während Groß Glienickes Ortsbeirat zustimmte, lehnen die Anlieger ab
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Groß Glienicke - Mit Ablehnung reagieren die Anwohner der Groß Glienicker Seepromenade auf die Ausbaupläne der Stadt für ihre Straße. „Wir waren schockiert, dass die Ablehnung so deutlich ist“, sagte Martina Woiwode, Arbeitsgruppenleiterin Straßenplanung und Entwurf, am Dienstagabend im Bauausschuss. Von 53 Anliegern der Seepromenade hätten 44 das Bauvorhaben abgelehnt; andere machten keine Angaben. Zwei Zustimmungen erhielt die Stadt auch – sie gab sie sich selbst, als Eigentümerin zweier Grundstücke an der Seepromenade.
Allerdings ist damit das 1,33-Millionen-Euro-Projekt nicht vom Tisch. Der Ortsbeirat von Groß Glienicke hat dem Ausbau der Seepromenade mit knapper Mehrheit zugestimmt. Nun müssen die Stadtverordneten entscheiden.
Ortsbeiratsmitglied Winfried Sträter (Groß Glienicker Forum) erläuterte im Bauausschuss das Votum. Es sei „kein Vergnügen“ trotz „massiver Ablehnung“ für das Vorhaben zu stimmen. Aber die Straße sei nur oberflächlich in gutem Zustand; sie werde nur noch begrenzte Zeit halten. Dringend notwendig sei die Installation einer Regenentwässerung; unzumutbar sei die Gehwegs-, chaotisch die Verkehrssituation, insbesondere an der Badewiese. Ferner verweist Sträter darauf, dass der Ortsbeirat mit den Mitteln aus der freiwilligen Eingliederung nach Potsdam 2003 den Busring sanieren wollte. Dies sei auch bis dato geschehen – es fehle nur noch die Seepromenade. Aufgrund dieser „übergeordneten Gesichtspunkte“ habe der Ortsbeirat dem Ausbau zugestimmt, an dessen Kosten sich die Anlieger beteiligen müssen. Oft steckten hinter der Ablehnung „sehr persönliche Kostenbeteiligungsmotive“, so Sträter.
Dem hielt Norbert Mensch von der Bürgerinitiative Seepromenade entgegen, allein 49 Alleebäume sollen im Zuge der Straßensanierung gefällt werden. Dies gefalle den Bürgern ebenso wenig wie die Absicht, die Breite der Seepromenade um 30 Zentimeter zu verkürzen. 400 Bürger hätten sich bereits mit ihrer Unterschrift gegen den Ausbau ausgesprochen. Die Straße sei noch in gutem Zustand, sie müsse nicht grundhaft ausgebaut werden. Lediglich das Problem der Entwässerung erkennen die Bürger an, so der Groß Glienicker. Allerdings könnte ein Entwässerungsrohr auch ohne völligen Ausbau verlegt werden.
Dieser Ansicht widersprach Verwaltungsmitarbeiterin Woiwode: Die bereits verlegten Medien – Rohre und Leitungen – lägen zu eng beieinander, um ein weiteres Rohr blind unter den Asphalt zu schieben. Wie sie informierte, müssten die Anwohner zudem auch an den Kosten einer Regenentwässerung ohne Straßenausbau beteiligt werden. Guido Berg
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