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Landeshauptstadt: Schwindel, Taubheit, Sehstörungen

Das Schlaganfall-Zentrum am St.-Josefs-Krankenhaus wurde zertifiziert

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Die Symptome setzen plötzlich ein: Der Betroffene sieht schlecht oder doppelt, ihm ist schwindlig, er hat Schwierigkeiten beim Gehen, bemerkt ein Taubheitsgefühl oder Lähmungen, hat Sprachstörungen. Manchmal sind es auch die Angehörigen, denen auffällt, dass die eine Gesichtshälfte von Opa plötzlich so komisch hängt. In all diesen Fällen sollte sofort der Notarzt verständigt werden – selbst dann, wenn die Beschwerden scheinbar wieder abklingen, betont Dr. Olaf Hoffmann, der Leiter der auf Schlaganfall-Patienten spezialisierten „Stroke Unit“ und Chefarzt der Neurologie am katholischen St.-Josefs-Krankenhaus. Es handelt sich um typische Anzeichen für einen Schlaganfall, bei dem Blutgerinnsel die Durchblutung des Gehirns gefährlich stören.

Seit dem Wochenende ist das bereits seit anderthalb Jahren bestehende Schlaganfall-Zentrum des Krankenhauses in der Allee nach Sanssouci als erste Einrichtung in der Region durch die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft zertifiziert.

Rund 350 Patienten pro Jahr hat Hoffmann dort bisher behandelt. Das Zentrum hat eine Kapazität von vier bis zehn Betten, ist rund um die Uhr mit speziellen Pflegekräften besetzt und wird durch ein Ärzteteam von Neurologen, Kardiologen und Gefäßchirurgen betreut, in Zusammenarbeit mit dem Rettungsdienst.

Denn Schlaganfälle sind Notfälle, bei der Behandlung geht es um jede Minute, betont Hoffmann. Je schneller die genaue Diagnose vorliegt, Blutgerinnsel wenn möglich mit der sogenannten Thrombolyse aufgelöst werden und die Durchblutung wiederhergestellt wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass Betroffene keine bleibenden Schäden davontragen, erklärt der Mediziner. Vergeht zu viel Zeit, sei die Thrombolyse nicht mehr wirksam. Hoffmann rät deshalb dringend zum Anruf unter der Notnummer „112“ bei den eingangs beschriebenen Symptomen: Eine „falsche Bescheidenheit“ könne katastrophale Folgen haben.

Schlaganfälle sind der häufigste Grund für im Erwachsenenalter erworbene Behinderungen und die dritthäufigste Todesursache in Deutschland, so Hoffmann. 40 Prozent der Betroffenen sterben im ersten Jahr nach dem Schlaganfall, weitere 40 Prozent werden pflegebedürftig. Statistiker gehen von brandenburgweit 6500 Schlaganfällen pro Jahr aus. Die Tendenz ist der demografischen Entwicklung zufolge steigend – 80 Prozent aller Schlaganfall-Patienten sind 65 Jahre und älter.

Durch die „engmaschige Überwachung“ im Schlaganfall-Zentrum werden die Heilchancen verbessert, sagt Hoffmann. Von Anfang werde ein Nachsorgekonzept erarbeitet und Rehabilitationsmaßnahmen wie die Physio- oder Sprachtherapie eingeleitet. Im Durchschnitt verbleibt der Patient eine Woche in der Stroke-Unit, bevor er auf eine normale Station kommt. Jana Haase

Dr. Olaf Hoffmann spricht am 20. März um 11.30 Uhr bei der Sonntagsvorlesung am St.-Josefs-Krankenhaus zum Thema „Schlaganfall – Wer ist gefährdet?“.

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