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Landeshauptstadt: Seeblick oder Schutz der Landschaft?

Anrainer ließ Uferstreifen ohne Genehmigung räumen, Potsdamer Umweltbehörde stoppt Arbeiten

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Anrainer ließ Uferstreifen ohne Genehmigung räumen, Potsdamer Umweltbehörde stoppt Arbeiten Groß Glienicke - Am Ufer des Groß Glienicker Sees hat jetzt der Dumper zugeschlagen. Auf einer Breite von 30 Metern wurde der Uferstreifen völlig von Sträuchern beräumt und die Grasnarbe weg geschoben. Am Freitag untersagte die Potsdamer Umweltbehörde jegliche weitere Arbeiten. „Es lag bei der Stadt keinerlei Antrag auf Genehmigung solche Rodungen vor“, sagte Rita Haack von der Pressestelle den PNN. Der Anlieger habe im Zuge der Bauarbeiten auf dem Grundstück eine Baufirma mit der Beräumung der Böschung auf dem Grundstück beauftragt und gleich noch den Uferstreifen mit ausholzen lassen. Nunmehr habe die Stadt den Anlieger aufgefordert, sich zu dem Vorgang zu äußern, so Haack. Der kann die ganze Aufregung überhaupt nicht verstehen. „Ich habe heute bereits einen Anruf von der Stadt Potsdam bekommen und mich etwas gewundert“, sagte Ingmar Gaus. Er sei momentan nicht in Groß Glienicke und könne sich kein Bild machen. Seine Firma Park Site GmbH baut derzeit eine Stadtvilla in der Seepromenade nahe der Badewiese. In diesem Zuge werde die gesamte Böschung des Grundstücks umgestaltet und begrünt, dabei habe er gleich die wilden Sträucher am Ufer entfernen lassen, so Gaus. „Ich werde mich in der kommenden Woche mit Vertretern der Stadt treffen, da wird sich alles aufklären.“ Eigentlich habe er noch Gras sähen wollen. Die Situation vor Ort stellt sich etwas anders dar. Der gerodete Uferbereich bietet jetzt den Anblick einer wüsten Einöde, links und rechts der kahlen Uferstelle wuchern dagegen Gras und Gesträuch mannshoch. Jedoch liegt der Uferbereich samt See seit 1990 im Landschaftsschutzgebiet, zuvor stand hier die Berliner Mauer, und das Ufer konnte ohnehin nie betreten werden. Landschaftsschutz bedeute aber vor allem Veränderungssperre, erläuterte gestern Andreas Menzel (B 90/Grüne). Er hatte am späten Donnerstagnachmittag das Resultat der Beräumungen entdeckt und sofort die Potsdamer Umweltbehörde davon informiert. „Wir haben erst vor drei Wochen gemeinsam mit Vertretern der Stadtverwaltung den Uferbereich besichtigt“, sagte er. Dabei sei festgelegt worden, den gesamten Uferbereich zu kartieren und alle Bäume, Sträucher und Neophyten (fremde Gewächse, die einheimische Pflanzen massiv verdrängen) aufzulisten. Die werden noch im Oktober nach fachkundiger Anleitung zurück geschnitten und es sollen auch Empfehlungen für Nachpflanzungen ausgesprochen werden. Zwei Bauarbeiter unterdessen haben gestern in ihrer Mittagspause den freien Blick auf den See genossen. Von Landschaftsschutz hätten sie nichts gewusst, sagen sie. „Wir haben nur unseren Auftrag ausgeführt.“

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