zum Hauptinhalt

Potsdam: Seefestspiele kehren auch Berlin den Rücken

Die Rückkehr der Seefestspiele nach Potsdam war kurzzeitig im Gespräch. Intendant Dammann stellte aber sehr schnell klar: „Nur eine Utopie“. Das Potsdamer Rathaus steht aber für Gespräche bereit.

Stand:

Berlin / Potsdam - Nach Potsdam wollen die Seefestspiele nun auch Berlin den Rücken kehren: Aus Verärgerung über den Senat ziehen sich die Seefestspiele aus Berlin zurück, sagte Veranstalter Peter Schwenkow am Sonntag dieser Zeitung. Die „Carmen“-Inszenierung des Potsdamer Regisseurs Volker Schlöndorff, die am Donnerstag am Wannsee Premiere hat, werde damit die zweite und letzte Auflage der Festspiele in der Bundeshauptstadt sein. Er verhandele bereits mit drei möglichen Alternativstandorten, so der Chef des europaweit tätigen Unterhaltungskonzerns DEAG – zwei davon in anderen Bundesländern, einer im deutschsprachigen Ausland.

Kurzzeitig hieß es am Sonntag auch, eine Rückkehr der Seefestspiele nach Potsdam sei möglich. Intendant Christoph Dammann, der selbst in Potsdam lebt, stellte jedoch klar: „Ich fände es schön, aber es ist völlig utopisch und steht nicht zur Debatte.“ Es gebe auch keinerlei Gespräche dazu. Komplett ausschließen wollte Dammann eine Potsdam-Rückkehr jedoch auch nicht: „Ich schließe eine Rückkehr nach Hermannswerder aus“, sagte er.

Auf der Insel Hermannswerder sollten im Jahr 2011 die ersten Seefestspiele stattfinden. Nach anhaltenden Protesten vor allem von Naturschützern waren die Veranstalter an den Berliner Wannsee umgezogen. Schwenkow hatte der Potsdamer Politik damals fehlende Unterstützung vorgeworfen: „Es hat niemanden gegeben, der dieses Projekt wirklich gezogen hat, verteidigt hat, sondern man hat abgewartet.“

Das wäre heute anders, versicherte Rathaussprecher Stefan Schulz: „Die Seefestspiele wären in Potsdam natürlich willkommen. Sie würden die Stadt schmücken.“ Allerdings müssten die Bedingungen stimmen – vor allem die Wahl des Standortes. Dafür sei eine lange Vorbereitungszeit gut, so Schulz. Das Rathaus stehe für Gespräche bereit.

Grund für die Verärgerung der Seefestspiele-Veranstalter über Berlin sind Auflagen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Die Bühne im Strandbad Wannsee musste wegen des angrenzenden Wasserschutzgebietes um sechs Meter versetzt werden. Dadurch gehen pro Veranstaltung 800 Sitze verloren. Insgesamt sind das 9600 Plätze, mindestens 5000 davon sollten laut Kalkulation der Veranstalter verkauft werden. Damit hätten die Seefestspiele nach dem Vorjahresverlust in diesem Jahr ein ausgeglichenes Ergebnis erzielt, so Schwenkow. Jetzt erwartet er ein Minus von mindestens 200 000 Euro – obwohl bereits 28 000 Karten verkauft sind.

Besonders erzürnt ist Schwenkow darüber, dass das Veto der Senatsbehörde sechs Wochen nach Abgabe des Antrags erst am letzten Werktag vor Beginn des Bühnenaufbaus kam. So habe man keine Chance mehr für Verhandlungen gehabt, es sei denn, man hätte die Premiere verschoben. Nach seinen Informationen handelte es sich um eine persönliche Entscheidung von Stadtentwicklungs-Staatssekretär Christian Gaebler (SPD). Im Vorjahr hätte der damalige Staatssekretär der seinerzeit zuständigen Gesundheitsverwaltung, Benjamin Hoff (Linke), keine Bedenken gehabt.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) bedauerte die Entscheidung und hofft, dass doch noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Alle Beteiligten sollten sich „zügig an einen Tisch setzen und klären, ob die diesmal aufgetretenen Schwierigkeiten nicht bis zum nächsten Jahr beseitigt werden können“. Schwenkow sieht jedoch keine Verhandlungsbasis mehr. „Manchmal ist es schwierig, das Kind wieder aus dem Brunnen zu holen“, sagte er. „Sie können das bei uns nicht reparieren wie beim Flughafen, bei uns ist das Geld erst einmal weg.“ R. W. During, S. Schicketanz, dapd

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })