Landeshauptstadt: Seepromenade: Ausbau-Plan wird überarbeitet
Bauausschuss-Mitglieder finden nicht zu einer Entscheidung und hoffen auf eine „abgespeckte“ Variante
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Groß Glienicke - Der Ausbau der Groß Glienicker Seepromenade bleibt weiter ein Projekt in der Schwebe: Die Stadtverordneten im Bauausschuss schreckten am Dienstagabend davor zurück, sich über das negative Anliegervotum hinwegzusetzen und grünes Licht für den grundhaften Ausbau der Straße zu geben. 86 Prozent der Grundstückseigentümer an der Seepromenade hatten sich gegen das 1,3 Millionen Euro teure Vorhaben ausgesprochen, ganze vier Prozent sind dafür. Die Anlieger wären bei einem Ausbau an den Kosten zu beteiligen – der Ausschussvorsitzende Rolf Kutzmutz (Linke) sieht auch darin einen Grund für die Deutlichkeit der Ablehnung.
Statt eines belastbaren Votums entschied sich der Ausschuss für die Variante „Zurück ins Werk“: Die Verwaltung wurde beauftragt, die Pläne so zu überarbeiten, dass „möglichst viele zustimmen können“, schlug der Bauausschussvorsitzende Matthias Klipp (Bündnisgrüne) vor. Diesen letzten Ausweg aus dem Dilemma nutzten die Ausschussmitglieder gern – ungeachtet des Klippschen Barmens nach „Prämissen, die von ihnen kommen müssen, aus dem politischen Raum“. Martina Woiwode, Arbeitsgruppenleiterin Straßenplanung, sprach angesichts des unklaren Votums von einer „abgespeckten“ Variante, die trotz umfangreicher Vorabstimmungen möglich sei: „Ich sage bewusst nicht optimierte Variante.“
Gebetsmühlenartig erläuterte Martina Woiwode mehrmals die Gründe, die einen Ausbau der Seepromenade notwendig machen. „Das größte Problem“ sei die fehlende Regenentwässerung. Bei Starkregen schwappe das Wasser von der Straße über die Badewiese direkt in den Groß Glienicker See – „mit allem drum und dran“. Bei Installation von Abwasserrohren könnte das Regenwasser in den Friedrich-Günter-Park und auf ein städtisches Grundstück geleitet und dort versickern. Ferner würde mit dem Ausbau der letzte Teil des Groß Glienicker Busringes saniert. Martina Woiwode zeigte Bilder von Bohrkernen, die belegen, dass der Fahrbahnasphalt nur zwischen vier und 15 Zentimeter dick ist. „Viel zu wenig für den Bus.“ Dafür seien Fahrbahndicken von „50 Zentimeter aufwärts notwendig“.
Für Groß Glienickes Ortsvorsteher Peter Kaminski (Linke) sind das Gründe, die ihn dazu bewegten, „vom Gegner zum Befürworter des Vorhabens“ zu werden. Der Ortsbeirat hatte – gegen den Willen der Anlieger – mit vier zu zwei Stimmen für den Ausbau gestimmt. Dazu der Kommentar von Kutzmutz: „Der Ortsbeirat muss die Interessen aller Einwohner vertreten. Die Anlieger dürfen ihre eigenen Interessen vertreten.“ Ortsvorsteher Kaminski sagte im Ausschuss: „Uns geht es um Sicherstellung des Busverkehrs und um eine Sicherung der Badewiese.“ Zudem seien Bürgersteige notwendig, für Mobilitätseingeschränkte sei die Seepromenade „nicht begehbar“.
Für die Ablehner sprach Ortsbeiratsmitglied Norbert Mensch (CDU), Anwohner der Seepromenade. Die Straße sei „in tadellosem Zustand“. Die Bürger könnten nicht einsehen, warum die Straßenbreite von jetzt 6,20 Meter auf sechs Meter verringert werden soll. Martina Woiwode begründete dies mit dem Schutz von Bäumen. Allerdings müssten dennoch „bis zu“ 49 Bäume weichen.
In der Diskussion entdeckten die Stadtverordneten quer durch die Parteien ihr Herz für Bäume. Saskia Hüneke (Bündnisgrüne) beklagte „den großen Baumverlust“; auch Ralf Jäkel (Linke) sieht Möglichkeiten, „Wurzeln zu schonen“. Björn Teuteberg (FDP) am Ende fast flehentlich an die Adresse der Verwaltung: „Sehen Sie denn keine Möglichkeit für einen Kompromiss?“ Diese wird sehen. Guido Berg
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