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Landeshauptstadt: Seepromenade: Entwässerungsfrage noch ungeklärt

Entscheidung über Ausbau soll im September fallen / Anlieger fürchten erhebliche finanzielle Belastung

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Groß Glienicke – Mitte September fällt die Entscheidung über den Ausbau der Seepromenade in Groß Glienicke. Das kündigte Martina Woiwode von der Stadtverwaltung am Montagabend auf einer Anliegerversammlung an. „Wenn alles gut geht“, könne die Ausschreibung für das 1,2- Millionen-Euro-Projekt Ende des Jahres starten, so Woiwode. Doch ob alles gut geht, ist nicht sicher. Wenn nämlich die Anlieger mehrheitlich gegen das Projekt votieren, müssen die Stadtverordneten erst ein Machtwort sprechen. Das verzögert die Ausschreibung .

„Die Fäkalien der Bewohner laufen über mein Grundstück“, klagt der Eigentümer der Seepromenade 33. Zwar war 1998 neben einer Trinkwasser- auch eine Abwasserleitung gebaut worden, für eine durchgehende Regenentwässerung fehlte damals jedoch das Geld. Über das Wie der Regenentwässerung und den Ausbau der Straße gibt es nun bereits länger Streit. Die Verwaltung, die Mehrheit des Groß Glienicker Ortsbeirats und die Ingenieurfirma Merkel favorisieren eine zentrale Entwässerungs-Anlage: ein 30 Zentimeter dickes Rohr unter der Straßenmitte. Ein Überlaufen des Niederschlagswassers soll eine Versickerungsanlage gegenüber der Badewiese verhindern. Für den Bau der 17 Meter langen Grube sei keine Baumfällung erforderlich. Auch der Baumbestand in der Straßenmitte würde bei dieser Variante geschont.

Die Bürgerinitiative um Ortsbeiratsmitglied Norbert Mensch und den bündnisgrünen Stadtverordneten Andreas Menzel will dagegen eine dezentrale Anlage aus fünfzig kleinen Sickergruben, so genannten Regenwasserfilterkästen, am Straßenrand. Das würde nach ihren Berechnungen statt der veranschlagten 1,2 Millionen Euro nur 200 000 Euro kosten. Die Ersparnis komme vor allem dadurch zustande, dass die nach Meinung der Initiative „gute Fahrbahndecke“ der Seepromenade nicht aufgerissen werden müsse. Das hört manch Anlieger mit Freude, denn den Bau bezahlen die Grundstückseigner zum Teil mit ihren Beiträgen. Andere bezeichnen die Vorteile der dezentralen Versickerung als „Spekulation“.

Laut Woiwode liege der Anliegerbeitrag unter 75 Prozent, weil es sich nicht um eine reine Anliegerstraße handele. Summen nannte sie zwar nicht. Bei einem großen Grundstück könnten jedoch schätzungsweise 10 000 Euro zusammenkommen.

Projektleiter Gerald Göhler von der Firma Merkel erklärte auf der Anliegerversammlung, dass eine dezentrale Versickerung keine Vorteile bringe: Fünfzig Einzelanlagen bedeuten einen erheblichen Eingriff in den Wurzelbereich der Alleebäume. Die Sickerlöcher seien nicht miteinander verbunden und erforderten einen hohen Betriebsaufwand. Und schließlich bestehe bei starkem Regen nach wie vor die Gefahr der Überflutung.

Menzel lässt sich von den Argumenten des Diplomingenieurs nicht überzeugen und fordert von den Projektverantwortlichen einen „Paradigmenwechsel“. Der Stadtverordnete kündigt an, dass seine Fraktion die Verwaltung veranlassen wolle, einen „unabhängigen Gutachter“ zur Prüfung beider Ausbauvarianten zu bestellen. Günter Schenke

Günter Schenke

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