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Süßes Studentenleben. Um Prüfungen muss sich Clemens Süß, Hauptfigur im Roman „Oberwasser im Juni“, keine Sorgen mehr machen, den Abschluss hat er schon in der Tasche. Den Abschied vom Studentendasein in Potsdam zögert er noch hinaus.

© promo

Homepage: Seeuferidylle, Saufgelage und Sinatra

Im Roman „Oberwasser im Juni“ beschreibt Eike Arnold das Potsdamer Studentenleben

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Es gibt vier Arten von Potsdamern, behauptet Eike Arnold. Da seien die Reichen, wie Jauch und Joop, die die Preise in der Stadt in die Höhe trieben, die Hartzer in den Plattenbaugebieten am Schlaatz oder in der Waldstadt, die Normalos – „waschechte Ossis, mit ein bisschen mehr Horizont und Kultur als die draußen in Brandenburg“ – und dann die Studenten. Für letztere hat Arnold, selbst Absolvent der Uni Potsdam, einen Roman geschrieben: „Oberwasser im Juni“.

Darin erzählt er von Clemens Süß, einem sensiblen, egozentrischen und belesenen Macho. Den Magister-Abschluss bereits in der Tasche, darf er sein Zimmer im Studentenwohnheim am Griebnitzsee noch ein weiteres halbes Jahr behalten. In der Übergangszeit zwischen Studium und Berufseinstieg genießt Clemens das Studentenleben noch einmal in all seiner süßen Sahnigkeit: Seeuferidylle am Griebnitzsee, Saufgelage und die große Studentenliebe – alles garniert mit reichlich flotten Sprüchen: „Kommentieren statt Engagieren“, „Leben für den Lebenslauf“, „Das Studium ist nur die Eintrittskarte zum Bewerbungsgespräch“, so muntert man sich gegenseitig auf.

Eike Arnold denkt mit etwas Wehmut an seine eigene Studentenzeit, das wird beim Treffen mit ihm schnell klar. Drei Jahre liegt seine letzte Prüfung zurück. So lange hat es auch gedauert, bis der Roman nun endlich gedruckt vor ihm liegt. Das Buch sei ein Versuch, die Erinnerung an eine gute Zeit lebendig zu halten, sagt der Politik- und Betriebswissenschaftler und nippt an seinem Hefeweizen. In der Mittagspause natürlich alkoholfrei, denn Arnold arbeitet mittlerweile als Referent bei einer Berliner Verkehrsgesellschaft. Nie habe er den Anspruch gehabt, dass das Buch literarisch herausragende Qualitäten besitzen sollte, räumt er gleich ein: „Aber es musste fertig werden“, sagt er.

Genau wie damals mit dem Studium. Daneben galt vor allem eins: Alles mitnehmen und das Gemeinschaftsgefühl genießen. Gitarre spielen und gemeinsam Oasis-Songs singen, „damit waren wir der Hit auf jeder Party“, sagt Arnold und gerät schon wieder ins Schwärmen. Manchmal, erzählt er, hätten sie sich untereinander nur in Songzitaten unterhalten: „Shut down in May?“ – „Ja genau.“ Das Zitat stammt aus Frank Sinatras Song „That’s life“, erklärt Eike Arnold. Für ihn beschreibt das Lied das Auf und Ab des Lebens.

Auch der Buchtitel „Oberwasser im Juni“ entstand aus dieser Art Spiel: Er ist Arnolds persönliche Übersetzung von Sinatras Zeile „I am rising high in April, shut down in May, but I am back on top in June.“ Studentisches Lebensgefühl in einer Nussschale.

Im Buch habe er natürlich Vieles übertrieben, sein Held Clemens sei ganz anders als er selbst, versichert der Autor. Aber ganz so entfernt von der Realität seien seine Beschreibungen dann auch wieder nicht. Arnold ist ein guter Beobachter, er betrachtet sich selbst und seine Geschichte mit einer sympathischen Selbstironie. An manchen Stellen ist seine Sprache von explosiver Vitalität und Schöpfungskraft.

So wie er schreibt, spricht er auch. Er sei eben Kleinstädter – aus Wernigerode im Harz kommt er – ordnet Arnold seinen Blick auf Potsdam und Berlin ein. Nach Potsdam sei er erst zum Hauptstudium gewechselt. Vor der Metropole Berlin hätte er damals noch Angst gehabt. Mittlerweile ist er souveräner Berlin-Schöneberger. Man glaubt es ihm, wenn er sagt, dass „Oberwasser im Juni“ seine erste literarische Schreibübung gewesen sei und vermutlich auch sein letzter Roman bleiben wird.

Eike Arnolds Roman mag sich an vielen Stellen kitschig lesen. Er beschreibt andererseits aber auch die Gefühle und Beziehungen seines Studenten-Helden mit entwaffnender Direktheit: Sorglosigkeit, die Internetplattform Facebook und große Gefühlsdramen sind der Kern seines studentischen Lebens.

Nachdem er vergeblich zehn Verlage angeschrieben hat, hat Eike Arnold seinen „hauptstadtregionalen Poproman“ im epubli-Verlag drucken lassen. Das habe den Vorteil, dass man das Buch günstig online kaufen kann, sagt er. Denn gedruckt sei es viel zu teuer: „25 Euro, das sind zweieinhalb Kästen Bier, so viel gibt kein Student für ein Buch aus.“ Die Rechnung kommt auch heute noch wie aus der Pistole geschossen. Drei Jahre sind eben doch nicht so lange her.

Eike Arnold, Oberwasser im Juni, Hauptstadtregionaler Poproman, 2011, erschienen bei epubli.de

, ine Zimmer

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