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Diplomat. Botschafter García-Berdoy mit Schulleiterin Grit Steinbuch.

©  M. Thomas

Landeshauptstadt: „Seien Sie vorsichtig“

Juan Pablo García-Berdoy y Cerezo besuchte das Helmholtz-Gymnasium. Der spanische Botschafter riet dabei zu Obacht bei der Wahl des Studienfachs

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Der Besuch des spanischen Botschafters war so etwas wie der Höhepunkt der Europawoche am Helmholtz-Gymnasium. Bereits vergangene Woche war die Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm (Grüne) in die Schule in die Kurfürstenstraße gekommen, um mit Neuntklässlern über Politik zu diskutieren. Am gestrigen Montagvormittag nun besuchte kurzfristig der spanische Botschafter in Deutschland, Juan Pablo García-Berdoy y Cerezo, das Gymnasium.

Die Europawochen haben Tradition an der fremdsprachlich ausgerichteten Schule, die den Titel Europaschule trägt. Eine „innere Verpflichtung“ für die Schüler nannte es deswegen auch Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), der die Delegation begleitete, „sich mit dem Thema Europa auseinanderzusetzen“.

Mit García-Berdoy y Cerezo ist ein glühender Europa-Anhänger in die Aula der Schule gekommen, um mit den 16- und 17-Jährigen zu diskutieren – gleichsam als Lehrstunde in Politischer Bildung. Hauptthemen: die hohe Jugendarbeitslosigkeit und die Schuldenkrise in seinem Land. „Mehr als jeder zweite Spanier unter 25 Jahren ist arbeitslos“, so García- Berdoy y Cerezo. Trotz tragischer Einzelschicksale sieht er keinen Grund zur Sorge, sondern eher zum politischen Handeln. Zwar habe Spanien vier Jahre lang entscheidende Fehler begangen und eine unvernünftige Kreditpolitik verantwortet, die in die noch anhaltende Krise geführt hat. Ähnlich wie in Deutschland mit der Agenda 2010 habe das Land nun aber entscheidende Reformen angestoßen, sowohl in der Arbeitsmarkt- als auch in der Bildungspolitik. Vor allem jungen Menschen müsste die Gesellschaft mehr Perspektiven aufzeigen. So gebe es in Spanien „viele gute Leute, die keinen Beruf erlernt haben.“

Auf den Einwand einer Schülerin, dass die Krise in Spanien nicht nur Ungelernte, sondern auch ausgebildete Akademiker treffe, entgegnete García-Berdoy y Cerezo: „Das Bildungssystem hat in den letzten 40 Jahren nie an den Arbeitsmarkt gedacht.“ Die abgeschlossene Welt der Universitäten habe zu wenig mit der realen Wirtschaft zu tun – sichtbar etwa an einer Inflation von Jurastudenten. Den Helmholtz-Schülern rät er deswegen auch für ihre Studienwahl: „Seien Sie vorsichtig.“

Immer wieder ist Deutschland für García-Berdoy y Cerezo sowohl in der Arbeits- als auch in der Bildungspolitik beispielgebend: „Europa ist für uns eine Schule. Wir sehen, was andere besser machen und lernen voneinander.“ Trotz kultureller Unterschiede zu Deutschland gebe es für sein Land keine Alternative zu einer gemeinsamen Europapolitik und den einschneidenden Reformen. Die Konkurrenz zu China, Indien oder Brasilien ist seiner Meinung nach zu stark, um Zeit zu verlieren. „Europa ist die einzige Lösung, um unser Sozialsystem in einer globalisierten Welt zu erhalten.“ Auf die Frage, ob sein Land in absehbarer Zukunft nicht gerade diejenigen bräuchte, die derzeit das Land verlassen, um eine Arbeit zu finden, gibt sich der Botschafter optimistisch: „Die werden zurückkommen“, ist er sich sicher. Allein das Wetter sei ein Rückkehrgrund. giw

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