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Kronleuchterexperte Michael Borowski.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Sein letzter Kronleuchter

Nach 43 Jahren Schlösserstiftung geht Michael Borowski in den Ruhestand

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Die letzten Handgriffe an einem 250 Jahre alten Kronleuchter bedeuteten gestern im Neuen Palais auch den Abschied für Michael Borowski, der nach mehr als 43-jähriger Tätigkeit für die preußischen Schlösser und Gärten in den Ruhestand geht. Der 99-teilige Lüster aus feuerversilbertem Messing mit Glasbehang war von König Friedrich II. um 1765 beim Potsdamer Glasschleifer Brockes für 800 Taler bestellt worden. (Das Existenzminimum für eine Handwerkerfamilie lag damals bei jährlich 160 Talern.)

Nach sorgfältiger Restaurierung kehrt der Leuchter nun in das Zimmer des Unteren Fürstenquartiers zurück, in dem 1888 Kaiser Friedrich III. starb. Kronleuchter auseinanderzunehmen, zu reinigen, aufzuarbeiten, trübe gewordenen Glasbehänge auszutauschen, fehlende zu ergänzen, später stilwidrig eingefügte auszuwechseln - und dann den Lüster wieder richtig zusammenzubauen, das ist schwer.

In der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten beherrschte nur Michael Borowski diese Kunst. Vase d''enfilade, Pendeloque, Bas-de-Lustre und wie die aus geschliffenem Bergkristall oder Glas geschaffenen Behangstücke alle heißen, handhabt er virtuos. Schon als Junge hatte er seinem Großvater, einem Antiquitätenhändler, bei der Aufarbeitung von Leuchtern geholfen. Aufbauend auf den Forschungen von Dr. Käthe Klappenbach, der Stiftungskustodin für historische Beleuchtungkörper, hat Michael Borowski immer mehr Schlossräumen die originalgerechten Lüster zurück gegeben. Das gelang beispielsweise für die Blaue Galerie der Neuen Kammern, die Friedrichswohnung im Neuen Palais oder das Marmorpalais und nun auch für das Berliner Schloss Schönhausen, das nach Generalrestaurierung im November als Schlossmuseum eröffnet wird.

Als Elektriker nahm Borowski 1966 seine Arbeit in Sanssouci auf; 1970 wurde er Meister der Elektrowerkstatt. Mit seinen sechs Mitarbeitern, darunter zwei Lehrlingen, wartete er seitdem das von sieben Trafostationen ausgehende, insgesamt 60 km lange Kabelnetz für Strom, Steuerungsanlagen und Telefon. Außerdem überwachte er die Elektroarbeiten von Fremdfirmen.

Mit dem 43-jährigen Holger Lessel, der fünf Jahre lang eingearbeitet wurde, ist ein neuer Werkstattleiter gefunden worden. E. Hoh

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