Landeshauptstadt: Seit zehn Jahren bunt
Potsdamer sind aktiv im Bündnis gegen Rechts. Stadtsportbund will Ehrenkodex
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Sie können überall auftauchen, sagt Anne Pichler. Kein gesellschaftlicher Bereich sei davor gefeit, dass dort Personen mit rechter Gesinnung auftauchen, erklärt die Geschäftsführerin des Stadtsportbundes, die auch stellvertretende Vorsitzende des Bündnisses „Potsdam bekennt Farbe“ ist. Trotzdem kann man sich wappnen: Die Stärke des Bündnisses, das in Potsdam vor zehn Jahren gegründet wurde, liege in der Vielfalt seiner Mitglieder. In seiner Breite. Alle wichtigen, gesellschaftlich relevanten Gruppen und Organisationen der Stadt sind in dem Aktionsbündnis für Toleranz und Demokratie und gegen Fremdenfeindlichkeit vertreten, darunter sämtliche Kirchen, die Gewerkschaften, Sportvereine, die Studentenvertretung Asta , Opferverbände und die Polizei.
Zehn Jahre Bündnis sind nun Anlass für einen Rückblick. Am morgigen Donnerstag soll es einen feierlichen Empfang für geladene Gäste geben. Von der Geschäftsstelle Sicherheitskonferenz der Stadt Potsdam wurde eine Broschüre zusammengestellt, die die Arbeit des Bündnisses dokumentiert. Dazu gehören zahlreiche Aktionen wie Demonstrationen gegen rechte Aufmärsche, vor allem aber bunte Präventiv-Arbeit: interkulturelle Wochen, Toleranzfeste, die Verleihung von Integrationspreisen und Auszeichnungen von „Schulen ohne Rassismus“.
Der Name des Bündnisses ist der Initiative „Potsdamer Sportler bekennen Farbe“ entlehnt worden, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Dienstag. Mittlerweile ist Potsdam Mitglied der Städtekoalition gegen Rechts. Viermal im Jahr tagt das Bündnis.
Schwerpunkt der Arbeit liege im Erkennen von Alltagsrassismus, auf allen Ebenen der städtischen Gesellschaft, unter anderem an Schulen, Jugendklubs, Kultureinrichtungen oder Sportvereinen. Die gegenseitige Beratung und der Erfahrungsaustausch im Umgang mit rechten Erscheinungsformen sei ihnen wichtig, sagt Anne Pichler. Nicht zuletzt soll dieser Prozess ins öffentliche Bewusstsein gelangen: Als im Frühjahr eine öffentliche Diskussion um die rechtsextreme Gesinnung von Mitgliedern Potsdamer Freizeitsportvereine geführt wurde, reagierte der Stadtsportbund. Das Bündnismitglied beschloss einen sogenannten Ehrenkodex, der im kommenden Frühjahr in die Satzung des Sportbundes aufgenommen werden soll. Kernaussage: „Die Sportvereine treten Gewalt, Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit öffentlich klar entgegen.“ Auch der SV Babelsberg 03 positionierte sich zuletzt klar gegen Rechts, als am Samstag im Stadion die Bande „Nulldrei gegen Homophobie“ enthüllt wurde. Schon vor eineinhalb Jahren waren die Nulldreier auch der Kampagne „Rassismus ins Abseits“ beigetreten.
Dass das Thema an Aktualität nicht eingebüßt habe, lässt sich auch an den steigenden Besucherzahlen der Internetseite des Bündnisses erkennen, sagte Anne Pichler. Im Jahr 2010 zählte man 2217 Aufrufe, 2011 fast doppelt so viele, in diesem Jahr bereits etwa 11 000. Wie viele Personen sich direkt mit Hilfegesuchen und Beratungsbedarf an das Bündnis wenden, dazu gibt es keine aussagekräftigen Zahlen. Wenn ein Jugendklubmitarbeiter sich beispielsweise an das Jugendamt wendet und dort beraten oder an die Geschäftsstelle des Bündnisses weitergeleitet wird, werde das nicht erfasst, sagte Ursula Löbel von der Geschäftsstelle Sicherheitskonferenz.Steffi Pyanoe
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