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Landeshauptstadt: Sekretär und Freundin

Alle Achtung, meine Herren: Monika Geicke-Bruder war die erste Frau im Rotary Club Potsdam

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Alle Achtung, meine Herren: Monika Geicke-Bruder war die erste Frau im Rotary Club Potsdam Im 1999 gegründeten Rotary Club Alter Markt hätte es ihr auch gefallen. Dort war 2002 sogar schon eine Frau Mitglied geworden. Ein Jahr später erreichte Monika Geicke-Bruder eine Anfrage vom Rotary Club Potsdam, der sich schon 1991 wiedergegründet hatte, nachdem sich die Vereinigungen berufstätiger Freunde mit Beginn der Nazi-Herrschaft auflösen mussten. „Aber ihr nehmt doch gar keine Frauen auf“, entgegnete sie und erhielt zur Antwort: „Aber das kann man doch ändern“. Heute sagt die Rechtsanwältin, dass es schon einiger Überzeugungskraft der Befürworter bedurfte, die Idee einer weiblichen Anwesenheit im Kreise wohlsituierter Herren durchzusetzen. Unter Männern, da gebe es eine andere Atmosphäre, andere Gespräche. „Aber ich wollte die Nuss knacken“, sagt die Juristin und deutet mit jedem ihrer Sätze jenen Schwung und Elan an, mit dem sie Entscheidungsprozesse im Kreis der Rotarier bisweilen scharf zu verkürzen vermag. Nach der Tsunami-Katastrophe beispielsweise, da musste schnell geholfen – und zügig zur Kasse gebeten werden. „Es war auch meine Eitelkeit“, gesteht sie ein, „ich dachte auch, es wäre ganz schick, wenn ich die erste Frau im Rotary Club Potsdam wäre“. Die Mutter zweier Söhne hält sich nicht für einen Emanze klassischen Typs, sie wollte nie sein wie die Männer. Sie wollte Leistung erbringen, aber als Frau. Sie sagt: „Ich bin gerne Frau.“ So wie die Männer ihre Stärken einsetzen, setze sie ihre Stärken als Frau ein, Sentimentalität im positiven Sinne, soziale Kompetenz und natürlich die „Power“. Frauen seien unheimlich leistungsfähig, „das sieht man ja am Kinderkriegen“. Geboren ist Monika Geicke-Bruder in Heidelberg. Ihr erster Schritt in die Welt geht ins 20 Kilometer entfernte Mannheim, wo sie ein Jurastudium beginnt. Eigentlich wollte sie Journalistin werden, aber die Vielleserin hat sich „breitschlagen lassen“, etwas zu studieren, „was Hand und Fuß“ hat. Der nächste Schritt geht schon weiter, an die Universität von Lausanne (Schweiz), eine unbeschwerte Zeit mit Segeln und Ski-Fahren. „Nach der Schweiz dachte ich, wäre Kalifornien ganz schön“, und tatsächlich, für ihre Referendarzeit findet sie eine Kanzlei in San Diego (USA), die sie schließlich auch fest einstellt. Die Familie ihres Vaters stammt aus Dresden, kurz vor dem Mauerbau floh er nach West-Berlin. Als diese Mauer 1989 wankt und schließlich stürzt, sitzt Monika Geicke-Bruder vor dem Fernseher, sieht auf CNN „die einmaligen Geschehnisse. Da passiert etwas, und ich sitze in Amerika!“ Sie empfindet Sehnsucht nach Europa, nach Deutschland. Fast zeitgleich bekommt sie ein Job-Angebot aus Frankfurt am Main, „wie ein Fingerzeig Gottes“. Über weitere Stationen, London und Ferch, wo sie mit ihrem Mann ihr erstes eigenes Rechtsanwaltsbüro eröffnet, findet sie den Weg nach Potsdam. Ihrer Familie geht es gut, sie wohnt sehr schön, morgens geht sie im Neuen Garten joggen. Dass sie anderen hilft, denen es schlecht geht, ist ihr selbstverständlich. Sie übernimmt die Betreuung alter Menschen, die keine Verwandte mehr haben. An die große Glocke will sie ihr soziales Engagement nicht hängen und sie glaubt auch nicht, dass dies bei den Rotariern eine Rolle spielte, als die Wahl auf sie fiel. Im Club hat sie die Funktion des Sekretärs inne, sie „Sekretärin“ zu nennen, konnten sich die Herren aber nicht durchringen. „Freundin“ nennen sie sie dagegen gern: Es war anfangs ein „Running-Joke“ unter den Mitgliedern, ihren Frauen zu sagen, „wir gehen jetzt zu unserer Freundin“.

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