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Landeshauptstadt: Sekt mit Wermutstropfen

Grundsteinlegung im Klinikum: Wegen geringer Landesförderung an neuer Kinder-Notaufnahme gespart

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Grundsteinlegung im Klinikum: Wegen geringer Landesförderung an neuer Kinder-Notaufnahme gespart Von Guido Berg Innenstadt - Nach jahrelangen Vorplanungen wurde gestern der Grundstein für das neue Perinatal- und das Operationszentrum des Klinikums „Ernst von Bergmann“ gelegt. Doch es gab nicht nur Grund zum Anstoßen: Der Geschäftsführer des Klinikums Wilhelm Kahle nutzte die Anwesenheit von Ministerpräsident Matthias Platzeck und Finanzminister Rainer Speer (beide SPD), um in seiner Festrede dem Land Brandenburg nicht nur für die Fördermittel zu danken, sondern kritisch darauf hinzuweisen, dass „die beantragte Fördermittelsumme erheblich unterschritten wurde“. Doch angesichts leerer Kassen müsse das Klinikum mit 68 Millionen Euro zufrieden sein. Wie Hendrik Uebe von der Klinikums-Leitung im Anschluss auf Nachfrage erklärte, wurden ursprünglich 90 Millionen Euro beantragt. Im Zuge der Mittel-Reduzierung habe an der medizinischen Ausstattung gespart werden müssen. So habe das Land neue Röntgentechnik für die Kinder-Notaufnahme im neuen Perinatalzentrum „nicht als Bedarf angesehen“. Im Zuge dessen werden nach der Fertigstellung im Frühjahr 2008 dort aufgenommene Kinder innerhalb des Klinikums zu Röntgengeräten transportiert werden müssen, „dabei geht es da manchmal um Sekunden“, so Uebe. Geschäftsführer Kahle erinnerte daran, „dass bereits 1992 mit der Strukturplanung“ begonnen und 1994 die Planungsunterlagen erarbeitet wurden. Im Mai 2004 bewilligte das Land die Fördermittel. Nach Durchsicht der Unterlagen könne er sagen, dem Zeitverzug lag „keine Arbeitsverweigerung“ zugrunde. Als Gründe für die lange Vorplanung diagnostizierte Kahle dagegen ironisch „westfälische Dickköpfe in den Ministerien“, „preußische Tugenden der Gründlichkeit und Sturheit“ sowie „Beratungsresistenz bei Klinikums-Mitarbeitern“. Ministerpräsident Platzeck konterte in seiner Ansprache, die Fördersumme betrage „ja insgesamt“ 72 Millionen Euro. Er erinnerte daran, dass seit 1991 über 160 Millionen Euro in das Haus geflossen seien. Platzeck weiter: Namensgeber Ernst von Bergmann sei „mit Hingabe und Aufopferungsbereitschaft“ für seine Patienten da gewesen. An die Adresse der Mitarbeiter gerichtet sagte der Ministerpräsident: „Sie werden Tag für Tag diesem Namen gerecht – mit Hingabe und Aufopferungsbereitschaft.“ Und hoffentlich künftig auch „bei auskömmlichen Gehältern“, wie Platzeck ergänzte, wofür er ein zustimmendes Raunen unter den mehreren hundert anwesenden Klinikums-Mitarbeitern erntete. Oberbürgermeister Jakobs würdigte „die großartige Leistung“ des Personals während der Gesamtevakuierung des Klinikums Anfang des Jahres, nachdem in einer Baugrube ein dort gefundener Weltkriegs-Blindgänger entschärft werden musste. Der ärztliche Direktor Professor Hubertus Wenisch erinnerte daran, dass die durchschnittliche Verweildauer des 1773/74 als Armenhaus mit Hospital gegründeten Potsdamer Krankenhaus anfangs bei etwa 50 Tagen lag. Heute betrage sie 8,9 Tage. 2003 seien im Klinikum 35000 Patienten stationär und 40000 ambulant behandelt worden. Als eine der heutigen Herausforderungen nannte Wenisch die Umstellung auf das neue Abrechnungssystem. Wie Klinikums-Mitarbeiter Uebe auf Nachfrage präzisierte, werden die Fördergelder des Landes nicht direkt ausgereicht. Vielmehr habe die Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB) dem Klinikum ein Darlehen von 55 Millionen Euro gewährt, da „das Land die Fördermittel-Vergabe strecken will“. Der Schuldendienst für dieses Darlehen, Zins und Tilgung, übernehme das Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie (MASGF). Der Bewilligungsbescheid des MASGF enthalte, so Uebe, einen Passus, wonach „bei Veränderung der Eigentumsverhältnisse des Klinikums von der Förderzusage Abstand genommen werden kann“. Derzeit denkt die Stadt als Eigentümer, die sich mit 3,1 Millionen Euro an den Kosten für die beiden Neubauten beteiligt, über einen Verkauf des Klinikums nach. Laut Uebe müsste ein Klinikkonzern, so er das Klinikum erwerben will, in den Vertrag mit einsteigen – „oder er löst ihn ab“.

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