Landeshauptstadt: Selbst bestimmen
Zwei Frauen aus dem Flüchtlingsheim in der Hegelallee konnten in eigene Wohnungen umziehen
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Seit der Eröffnung im Oktober haben sie in der Unterkunft für traumatisierte Asylbewerberinnen in der Hegelallee gelebt, nun sind zwei Frauen mit ihren Kindern in eigene Wohnungen umgezogen – für beide ein Schritt zu eigenständigem Leben. So hat die 33-jährige Behnagh Narimani für sich und ihren achtjährigen Sohn Alireza eine Wohnung im Potsdamer Norden gefunden. Die Wohnung eines privaten Vermieters hatte die Verwaltung mithilfe eines Maklers gefunden, der sogar auf seine Provision verzichtete. „Ich bin sehr glücklich“, sagte sie am Dienstag bei einem Besuch in der Hegelallee. Vor einem Jahr ist die studierte Sozialpädagogin aus der iranischen Hauptstadt Teheran nach der Scheidung von ihrem Mann nach Deutschland geflohen. Etwas Deutsch hatte sie im Studium gelernt und konnte es mithilfe der Mitarbeiter in der Flüchtlingsunterkunft und eines Integrationskurses schnell auffrischen. Nun will sie bald wieder in ihrem Beruf arbeiten. Dafür beginnt sie noch in diesem Jahr eine Weiterbildung bei der Urania.
Der Unterkunft in der Hegelallee wird sie aber weiter erhalten bleiben: Wie auch Asifa Jafari, die zweite Frau, die im Juli eine eigene Wohnung beziehen konnte, wird sie künftig den Bewohnerinnen der Unterkunft bei der Eingewöhnung in Deutschland helfen. Hilfe sei gerade bei der Eingewöhnung wichtig, so Potsdams Sozialbeigeordnete Elona Müller-Preinesberger (parteilos): „Nach einer Flucht müssen die Menschen wieder Kraft schöpfen.“ Künftig sollen sie auch nach einem Umzug in eine Wohnung unterstützt werden. Im Herbst schreibe die Verwaltung einen Auftrag für einen sozialen Träger zur Nachsorge für Flüchtlinge aus, so Müller-Preinesberger.
Die 29-jährige Asifa Jafari und ihre siebenjährige Tochter Marsia freuen sich nicht nur über ihre neue Wohnung der Gewoba in Potsdam-West: Ihr Ehemann und der 13-jährige Sohn Majid werden in Kürze aus der zentralen Flüchtlingsaufnahmestelle in Eisenhüttenstadt nach Potsdam kommen. Auf der Flucht über den Iran, die Türkei, Griechenland und Frankreich war die Familie getrennt worden. Zwei Jahre lang haben sie sich nicht mehr gesehen. Tochter Marsia, die in einer Potsdamer Kita schon sehr gut Deutsch gelernt hat, geht ab August in die Schule. Ihrer Mutter war das in der afghanischen Heimat nicht möglich. Erst in Potsdam besuchte sie einen Alphabetisierungskurs und lernte in drei statt der vorgesehenen neun Monate Lesen und Schreiben.
Ihre Zimmer in der Hegelallee sind sofort an andere Asylbewerberinnen vergeben worden. In der etwa 200 Quadratmeter großen Zwölf-Zimmer-Wohnung mit Gemeinschaftsraum und Gemeinschaftsküche leben jetzt sechs Frauen und sieben Kinder. Marco Zschieck
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