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Bildungsminister Rupprecht sprach an der Uni Potsdam über Qualitätsentwicklung an den Schulen
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Bildungsminister Rupprecht sprach an der Uni Potsdam über Qualitätsentwicklung an den Schulen Holger Rupprecht zeigte sich erfreut, an den Ort seines Studiums zurückzukehren. Zugleich bat er bei seinem ersten Besuch an der Universität Potsdam in der Funktion als Minister um Verständnis für seine leichte Nervosität. Noch sei er nicht vollkommen in seine Rolle als brandenburgischer Minister für Bildung, Jugend und Sport gewachsen, erklärte der im Oktober des vergangenen Jahres in sein Amt gehobene ehemalige Schulleiter des Potsdamer Humboldt-Gymnasiums. Rupprecht, der von 1971 bis 1974 an der damaligen Pädagogischen Hochschule studiert hatte, war unlängst an die Potsdamer Universität gekommen, um über die Qualitätsentwicklung an Brandenburgs Schulen zu referieren. Dabei war der universitäre Rahmen seines Vortrags bewusst gewählt, möchte Rupprecht doch die Zusammenarbeit mit der Universität als Ausbildungsstelle für Lehrer noch enger verzahnen als bisher und die Qualitätsstandards bereits in der Lehrerbildung ansetzen und vermitteln. So sollen Lehramtsstudenten noch stärker als bisher in die Schularbeit eingebunden werden. Die Qualität der Bildungseinrichtungen selbst und deren Überprüfung möchte der Minister bereits vor der Schule, das heißt im Elementarbereich und in Kindertagesstätten ansetzen. Auch durch die Vermittlung der Qualitätsstandards in der Lehrerausbildung erhofft er sich einen Fortschritt, ebenso wie durch die „Qualitätsagentur Berlin/Brandenburg“, deren Einrichtung bereits beschlossene Sache ist. Diese soll als eigenständige Organisation außerhalb der Behörden angesiedelt sein und den Schulen bei der Beurteilung der eigenen Qualität helfen. Bei der „qualitätsorientierten Selbstevaluation“ sieht Rupprecht die strategische Voraussetzung für nachhaltige Schulentwicklungsprozesse, ebenso wie für ein international tragfähiges Qualitätsverständnis. Darüber hinaus sollen „Visitationsteams“, die Schulen in regelmäßigen Abständen nach standardisierten Methoden beurteilen und Schulräte in „datengestützten Qualitätsgesprächen“ mit den Schulen über Maßnahmen sprechen, wobei er auch die Aufsicht des Unterrichts durch die übergeordneten Behörden verstärken möchte: „In meiner Zeit als Schulleiter habe ich vermisst, dass Schulaufsicht auch Aufsicht ist“. Viel Potenzial sieht Minister Rupprecht in der Lehrerfortbildung, die er allerdings mehr auf die unterrichtsfreie Zeit legen möchte, damit weniger Stunden ausfallen. Stephan Antczack, Lehramtsstudent und studentischer Vertreter des Humanwissenschaftlichen Fakultätsrats, meldete sich in der die Diskussion nach dem Vortrag zu Wort. Dem angesetzten Qualitätsbegriff steht er skeptischer gegenüber. „Wie ist Qualität definiert?“ fragt er und befürchtet dass der Begriff zur leeren Hülse verkommt, wird er nicht genauer ausgeführt. Außerdem seien bestimmte Bereiche durch die geplanten Evaluationen und Leistungskontrollen kaum zu beurteilen, meint er mit Blick auf Fächer, in denen nichtsprachliche Kompetenzen gefragt sind, wie etwas die Kunsterziehung, wo Schüler ihr Kreativitätspotential erschließen lernen sollten. Darüber hinaus befürchtet der Student, dass der eingeschlagene Weg in einen Überwachungsapparat ausartet, der den ohnehin vorhandenen Druck auf Schüler und Lehrer noch erhöhen wird, zumal er auch die Einbeziehung der Schüler in den Gestaltungsprozess anzweifelt. Somit werde, so Antczack, erneut nicht der Weg der in der PISA-Studie erfolgreichen skandinavischen Länder beschritten. Zudem sieht er, was die Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge angeht, gerade bei Lehramtsstudenten noch erheblichen Klärungsbedarf. Moritz Reininghaus
Moritz Reininghaus
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