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Das war einmal ein schönes Auto – nach der simulierten Rettungsaktion von DRK Werder und Feuerwehr blieb davon nicht mehr viel übrig.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: Sensibilisierung für mehr Sicherheit

Mobilität gehört für Jugendliche zum Alltag. Jedes Jahr finden am OSZ II die Verkehrssicherheitstage statt.

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Zuerst geht die Fahrertürscheibe drauf. Als sich die Tür immer noch nicht öffnen lässt, kommt schweres Gerät zum Einsatz. Es knirscht, die hydraulische Schere oder Spreizvorrichtung, je nachdem was gebraucht wird, zerteilt das Blech wie einen welken Butterkeks. Das tut weh.

Vor allem die Jugendlichen, die selbst Besitzer eines Kfz sind, haben so ihre Schwierigkeiten, bei der simulierten Rettungsaktion entspannt zuzuschauen. Hier werden vier Verletzte nach einem Unfall aus dem Pkw geborgen. Was auch von diesem letztlich übrig bleiben wird, liegt keine fünf Meter weiter auf dem Schulhof des Oberstufenzentrum II: Vor einer Stunde lief die erste Show, aus der roten Limousine wurde ein türenloses Cabrio, ein Schrotthaufen.

Die Verkehrssicherheitstage gehören seit über zehn Jahren zum Schuljahr, sagt der stellvertretende Schulleiter Harald Nikoleit. 80 Prozent der 2000 Schüler, die hier ihre Fachoberschulreife oder eine Ausbildung in zumeist kaufmännischen Berufen absolvieren, haben Abitur, viele von ihnen einen langen Anfahrtsweg. Es gibt Schüler, sagt Nikoleit, die fahren täglich zwei Stunden – mit dem eigenen Auto. Immer wieder passieren zumeist kleinere Unfälle.

Aber vor zwei Jahren verunglückte eine Schülerin wegen überhöhter Geschwindigkeit tödlich. „Das war schlimm“, sagt er. Auch der Motorrad-Unfall, bei dem erst vor wenigen Wochen in der Heinrich-Mann-Allee, quasi vor der Schule, der Sozius verstarb, hatte die Schüler sehr mitgenommen.

Andererseits gehört der Führerschein heute bei fast allen Berufen dazu. Das Verkehrssicherheitstraining habe insofern nicht an Aktualität eingebüßt. Gestern stand Nikoleit inmitten der Schüler auf dem Hof, sah der Rettungsaktion zu.

„Führerschein mit 16 – das muss nicht sein“, finden zwei Schülerinnen. Auf Probe ab 17 reicht vollkommen, vorher fehle doch das Verantwortungsbewusstsein, finden sie. Stefanie Sobrecht und Sarah Schaary sind im ersten Ausbildungsjahr der Deutschen Post, da gehört Autofahren auch zum Berufsalltag. Stefanie Sobrecht fährt seit vier Jahren – unfallfrei, sagt sie stolz. Dass es schnell gehen kann, hat ein Mitschüler schon mal gespürt. Bei Glatteis geriet er auf die Gegenfahrbahn, es blieb beim Blechschaden. „Hätte ich Gegenverkehr gehabt, wäre es schlimmer gekommen“, sagt er und schaut zu, wie die Helfer von DRK und Feuerwehr die „Verletzten“ bergen.

Die vier Mädchen und Jungs wurden zuvor geschminkt, die Wunden sehen ziemlich echt aus. Es sei schon mal jemandem schlecht geworden, sagt Sanitäterin Christina Kretschmann, während sie einem Mädchen eine Platzwunde auf die Stirn drapiert.

Wer die Action-Vorführung gesehen hat, nimmt anschließend die weiteren Angebote des Trainings mit etwas mehr Motivation wahr. Ein Highlight ist der Überschlagsimulator: Hier kann ausprobiert werden, wie man sich aus einem auf dem Dach liegendem Pkw selbst befreit. Freilich unter unrealistischen Bedingungen, wie der Betreuer zu bedenken gibt, weder ist man verletzt, noch ist es dunkel, niemand schreit in Panik, weder Glassplitter noch Gepäck fliegen herum.

Um so wichtiger sind präventive Maßnahmen: In einem Bundeswehrtruck kann der „Tote Winkel“, häufige und häufig unterschätzte Unfallursache, erforscht werden. Ein Auto ist so platziert, dass es im Rückspiegel nicht zu sehen war. Rechtsberatung zu Verkehrsproblemen rundet das Angebot folglich ab.

Waldstadts Revierpolizistin Silke Lübke hat sich gleich im Eingangsbereich platziert – mit einem Geschwindigkeitsmessgerät. Hier kann einmal selbst gelasert werden. „Die ganzen Tricks, die angeblich gegen das Lasern helfen, die funktionieren alle nicht“, sagt sie lachend. Im Gegenteil. Die Polizei rüstet auf. Es gibt schon Geräte, die von hinten messen, damit auch Motorradfahrer erwischt werden.

Am heutigen Mittwoch wird der ADAC zugegen sein und für sein Verkehrssicherheitstraining auf dem Übungsplatz in Linthe werben. „Wer sich dafür anmeldet, wird vom Förderverein unserer Schule unterstützt“, sagt Nikoleit.

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