Landeshauptstadt: Sensible Vernehmung
Autonomes Frauenzentrum verlieh den 14. „Hexenbesen“ an zwei Polizistinnen
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Innenstadt – Diese Besen verheißen nichts Böses. Nadine Paul und Beate Spreemann nahmen ihn gestern Vormittag im Polizeipräsidium in der Henning-von-Tresckow-Straße entgegen: Den 14. „Hexenbesen“, in doppelter Ausführung. Der Besen-Preis gehe damit an zwei Frauen, „die für Fraueninteressen mit Schwung kehren“, erklärte Heiderose Gerber vom Autonomen Frauenzentrum bei der Übergabe. Die Auszeichnung wird vom Frauenzentrum jährlich zur Walpurgisnacht verliehen.
Dabei gehört gerade die Verletzung von Fraueninteressen zum Dienstalltag der beiden Preisträgerinnen. Denn sie arbeiten im Kommissariat „Leben und Gesundheit“. Und dort werden unter anderem Körperverletzungsdelikte sowie Fälle von häuslicher Gewalt und sexueller Gewalt behandelt. Paul und Spreemann vernehmen die betroffenen Frauen und informieren sie über ihre Rechte. Das geschieht durchaus auch mal bei einer Tasse Kaffee oder einer Zigarette, wie Nadine Paul erzählte.
Die stellvertretende Kommissariatsleiterin und ihre Kollegin waren wegen ihrer „einfühlsamen und sensiblen Beratung“ positiv aufgefallen, begründete Lydia Sandrock von der Beratungsstelle des Frauenzentrums den Preis. „Das freut uns, aber das ist eigentlich so unsere normale Arbeit“, kommentierte Beate Spreemann dagegen lapidar. Denn nach Inkrafttreten des neuen Gewaltschutzgesetzes Anfang 2002 hätten alle Polizeibeamten im Schutzbereich einen einwöchigen Lehrgang zu häuslicher Gewalt belegen müssen. Seitdem gehöre auch die Information über Opferberatungsstellen, wie die im Frauenzentrum, zum normalen Ablauf. Alle Polizeibeamten lernten, wie man sich verhält, um Frauen nicht einzuschüchtern. „Die Justiz ist da noch nicht ganz so weit wie die Polizei“, kritisierte Heiderose Gerber.
Ein Zehntel ihrer Klienten werde ihr mittlerweile von der Polizei vermittelt, sagt Sandrock. Voraussetzung dafür sei das Einverständnis der Frauen. Vom Kommissariat erhält Sandrock dann nur die Kontaktdaten. Informationen über den Fall würden nicht weitergegeben, betont Sandrock. Allein in dieser Woche habe sie drei solcher Faxe erhalten.
37 polizeiliche Einsätze in Fällen mit häuslicher Gewalt habe es 2007 bis Ende März im Schutzbereich Potsdam, zu dem auch Teltow zählt, gegeben, sagt Polizeisprecherin Angelika Christen. In zwölf Fällen sei ein Platzverweis ausgesprochen worden. Im gleichen Zeitraum habe das Kommissariat außerdem 41 Strafanzeigen im Bereich häuslicher Gewalt bearbeitet.
Auch wenn ihre gerade die Fälle, in denen Kinder betroffen sind, sehr nahe gingen, Nadine Paul ist in ihrem „Wunschkommissariat“. Die Arbeit sei abwechslungsreich und man habe viel mit Personen zu tun, begründet die 31-Jährige. Die Hexenbesen wollen die beiden Polizistinnen als Erinnerung im Büro behalten.
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