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Landeshauptstadt: „Shared Space“ in der Innenstadt

Verkehr ohne Regeln: Antrag an Infrastrukturministerium / Stadtmitte und Babelsberg vorgesehen

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Innenstadt/Babelsberg – Neuartige Verkehrslösungen will die Stadtverwaltung erproben. „Shared Space“ heißt der Begriff und bedeutetet soviel wie „gemeinsame Räume“. Alle Verkehrsteilnehmer, ob Fußgänger, Radfahrer öffentliche oder private motorisierte Verkehrsmittel sollen ohne Verkehrszeichen und andere Reglementierungen den zur Verfügung stehenden Raum gleichberechtigt nutzen. „Das setzt natürlich erhöhte Aufmerksamkeit voraus“, sagte der Bereichsleiter für Verkehrsplanung Bernd Kahle den PNN.

Aus 20 in Frage kommenden Bereichen habe die Stadt zwei ausgewählt, die nach diesem Prinzip umgestaltet werden könnten: die Ecke Brandenburger Straße/ Friedrich-Ebert-Straße sowie in Babelsberg der Kreuzungsbereich Paul-Neumann-Straße/Rosenstraße. Am 30. April sei der Antrag auf Förderung dieser Maßnahmen an das Ministerium für Infrastruktur und Raumordnung (MIR) gestellt worden, informiert Kahle. Mit einem Bescheid sei frühestens Mitte Juni zu rechnen.

Damit sich alle Verkehrsteilnehmer den zur Verfügung stehenden Raum teilen können, muss er einheitlich gestaltet werden. Vorgesehen ist, alle Hochborde und die Trennung zwischen Gehweg und Fahrbahn zu beseitigen. Markierte Fußgängerüberwege gibt es nicht. Als einziges gibt es ein Hinweiszeichen auf den gemeinsam genutzten Verkehrsraum.

Die Absicht in der Friedrich-Ebert-Straße erscheint problematisch, weil der Straßenbereich in hohem Maße von öffentlichen Verkehrsmitteln einschließlich Straßenbahn frequentiert ist und ein starker Pkw- und Lieferverkehr vorhanden ist. Dazu kommt ein hohes Fußgänger- und Radfahreraufkommen.

Wie Kahle berichtete, seien in den Niederlanden, in Schweden und in Norwegen mit „Shared Space“ überwiegend gute Erfahrungen gemacht worden. Schwere Unfälle seien zurückgegangen, allerdings hätten kleinere zugenommen. Wie aus einer Dokumentation von Axel Dörrie aus der Stadtverwaltung hervorgeht, sinke das subjektive Sicherheitsgefühl von Fußgängern und Radfahrern, obwohl geringere Geschwindigkeiten gefahren werden. Wenn möglich, meiden Autofahrer die betreffenden Bereiche.

Für das Land Brandenburg sind solche Verkehrslösungen Neuland. Neben Potsdam wollen Lübben, Ludwigsfelde, Templin, Schwielowsee, Oranienburg, Teltow, Kleinmachnow, Luckenwalde und Nuthetal diese Möglichkeiten erproben und haben entsprechende Förderanträge gestellt.

Wie Kahle informierte, werde nach einem positiven MIR-Bescheid zunächst eine Machbarkeitsstudie für die beiden Bereiche in Auftrag gegeben. Die Finanzierung solle durch das Land erfolgen. Vom Ergebnis der Studie hänge die Realisierung ab. Über deren Zeitpunkt wollte sich Kahle nicht äußern. Wie es aussieht, dürfte in diesem und im nächsten Jahr damit nicht zu rechnen sein.

Günter Schenke

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