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Homepage: Sicherheit im Cyberspace
Expertenrunde am Hasso-Plattner-Institut
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Die wahrgenommene Bedrohung und die tatsächliche Sicherheitslage klaffen im Internet oft weit auseinander. Das hat nicht zuletzt das nun gelöste Rätsel um den „Staatstrojaner“ in den vergangenen Wochen gezeigt. Der Chaos Computer Club (CCC) hatte enthüllt, dass eine Spionage-Software, die Fahnder heimlich auf einem privaten PC installiert hatten, erheblich mehr ausspionieren konnte, als sie durfte. Der meist unsichtbare Angriff war auch das Thema des Vortrages von Christoph Meinel, dem Geschäftsführer und wissenschaftlichen Leiter des Hasso-Plattner-Institutes (HPI) in Potsdam bei einer Veranstaltung zum Thema „Cyber Sicherheit“.
Online-Bestellungen, die von fremden Personen abgegeben werden, aber das eigene Konto belasten, Konto-Belastungen mit Abbuchungen, die der Inhaber nicht beauftragt hat, oder auch nur das simple Mobbing im Schulalltag, nun medial verstärkt durch „Social Media“, sind nur einige Beispiele für die Risiken im Netzverkehr. Die beiden Branchenverbände SIBB und SeSamBB aus Brandenburg, die sich mit Sicherheitstechniken im Internet befassen, hatten Vertreter der Branche zu einem Informationsaustausch eingeladen. 267 Unternehmen arbeiten im Bereich der Sicherheitstechnik in Brandenburg und erwirtschaften dabei mit 27 000 Mitarbeitern einen Umsatz von rund drei Millionen Euro.
An der Universität Potsdam befasst sich das Brandenburgische Institut für Gesellschaft und Sicherheit (BIGS) mit Fragen der Sicherheit, allerdings nicht nur im Internet. Dort stehen im kommenden Semester „Perspektiven und Grenzen für unbemannte Flugsysteme“ ebenso auf dem Plan wie die ökonomische Analyse der Piraterie am Horn von Afrika unter dem Seminartitel: „Jack Sparrow ist tot“.
„Wir sind eine offene Universität, und betreiben zunächst einmal wissenschaftliche Forschung und keine Produktentwicklung, auch nicht für ein bestimmtes Unternehmen“, entgegnete Meinel auf Fragen, ob das HPI auch eigene Lösungen für sicherheitstechnische Probleme entwickeln würde. Meinel zeigte auf, wie das Internet zwar im alltäglichen Leben immer wichtiger wird, aber die Vorstellungen von dessen technischen Voraussetzungen und Möglichkeiten eher schwammig bleiben. Es sei beispielsweise bereits heute am HPI üblich, Vorlesungen aufzuzeichnen und dann für Interessierte abrufbar ins Internet zu stellen oder sie auch per „Live-Stream“ direkt zu übertragen. Sicherheitsprobleme und deren Lösung seien ein Teilaspekt des Studiums am Plattner-Institut.
Das Institut hat laut Meinel mit dem SOA Security Lab eine Plattform entwickelt, mit der Sicherheitskonfigurationen und Sicherheitskonzepte in einem allgemein zugänglichen Forum überprüft werden können und in „Jetzt-Zeit“ festgestellt werden kann, ob ein Angriff stattfindet. Meinel wies darauf hin, dass Informatik noch immer eine männliche Domäne sei und gerade die Sicherheitstechnik als besonders schwierig gelte. Der Hochschullehrer bedauerte, dass der Anteil von Frauen, die ein Studium am HPI beginnen würden, auch in diesem Semester nicht über19 Prozent gelegen habe, was allerdings schon eine Verbesserung sei. Unter den besten Absolventen seien Frauen dann allerdings mit gut 50 Prozent vertreten.
Futuristisch mutete schließlich ein Entwurf für Datensicherheit im Internet an, den die Universität Stanford derzeit entwickelt und den Meinel kurz erläuterte. Die Daten werden verschlüsselt zur Berechnung verschickt, der Computer, der sie für seine Rechenoperation nutzt, entschlüsselt sie jedoch nicht und der fremde Nutzer kann so auch ihren Zweck nicht erahnen. Nach der Berechnung wandern die Daten wieder zurück zu ihrem Ausgang. „Auf verschlüsselten Daten wird dabei eine artfremde Operation ausgeführt. Sicherheit hat ein Stück weit auch etwas mit der Hygiene am Rechner zu tun,“ beschrieb HPI-Chef Meinel das Verfahren. Wegen der komplexen Rechenvorgänge sei das aber noch Zukunftsmusik.Richard Rabensaat
Richard Rabensaat
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