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Kommentar: Sicherheitsvorkehrungen kommen zu spät

Dass erst der Anschlag in Halle passieren musste, bevor für das neue jüdische Zentrum am Neuen Palais ernsthaft über dauerhafte Sicherheitsvorkehrungen gesprochen wird, ist traurig, sagt unsere Redakteurin.

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Auf einmal ging es dann ganz schnell: Acht Wochen blieb das Schreiben der Allgemeine Rabbinerkonferenz an Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) unbeantwortet. Darin wurden dauerhafte Sicherheitsvorkehrungen für das neue jüdische Zentrum am Neuen Palais gefordert, genauso wie zuvor schon mehrfach vom Abraham-Geiger-Kolleg. Doch erst jetzt, nach dem Anschlag in Halle und seit Journalisten sich für die Sicherheit jüdischer Einrichtungen interessierten, kam die Reaktion. Das Schreiben habe fast den gleichen Wortlaut gehabt wie ein ähnliches vom Geiger-Kolleg, hieß es am Montag aus der Staatskanzlei zur Begründung. Das Schreiben sei als „Unterstützungsschreiben“ für das Anliegen des Kollegs gewertet worden, „auf das üblicherweise vom Absender keine Antwort erwartet wird.“ Jetzt wolle man kurzfristig Kontakt aufnehmen. Vielleicht kann man nicht erwarten, dass die Staatskanzlei jedes Schreiben zeitnah beantwortet. Doch diese bedrohte Minderheit verdient gerade in Deutschland eben besondere Aufmerksamkeit. Offenbar ist beim Geiger-Kolleg und der Rabbinerkonferenz das Gefühl entstanden, nicht ernstgenommen zu werden. Dass erst der Anschlag in Halle passieren musste, damit sich das ändert, ist traurig.

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