Kolumne Etwas HELLA: Sie haben uns immer noch lieb
Der Abstimmungsmarathon um die neue Beigeordnete für Kultur und Bildung geht – hoffentlich ohne Zwischenfälle – in die letzte Runde. Doch schon jetzt ist klar, auch da bekommen wir eine Superfachkraft.
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Der Abstimmungsmarathon um die neue Beigeordnete für Kultur und Bildung geht – hoffentlich ohne Zwischenfälle – in die letzte Runde. Doch schon jetzt ist klar, auch da bekommen wir eine Superfachkraft. Ausgewählt wurde eine Frau, die einzige, die es in der Potsdamer Führungsriege dann noch gibt.
In puncto fehlende Schulen fällt ihr sicher etwas ganz Grandioses ein. Sie könnte Kinder zum Lernen ins Umland schicken, kostenlos und verkehrsgünstig natürlich. Und nicht etwa umgekehrt welche aus dem Umland an Potsdamer Schulen aufnehmen, wie es jetzt noch geschieht. Wie die Gesetzeslage ist, weiß ich nicht, aber der amerikanische Präsident schert sich auch nicht um solche Kleinigkeiten.
Dass Führungskräfte in Potsdam ein dickes Fell, aber auch Rückgrat haben müssen, hat der neue Baudezernent schon zugesichert. Die Neuen, fürchte ich, werden beides brauchen. Weil die Potsdamer, sogar die Stadtverordneten, immer mal wieder zur Unberechenbarkeit neigen, dachte ich schon, uns hat überhaupt keiner mehr lieb. Stimmt aber gar nicht. Nicht nur die Frau des neuen Baudezernenten lächelt Potsdam zu, auch auf die Stelle der in Rente gehenden Bildungs- und Kulturbeigeordneten haben sich 117 Fachleute beworben. Und das für ein Ressort, das kein Geld einbringt, sondern immer nur welches haben will.
Gut, mit dem Image einer Kulturstadt kann man natürlich punkten und die Schlösser und Gärten haben Potsdam weltberühmt gemacht. Aber leicht zu händeln sind die Hüter des nationalen Erbes auch nicht gerade. Sie zanken sich zum Beispiel mit den Potsdamern um eingezäunte Parks oder wollen für den berühmtesten Eintritt nehmen. Und dann noch die Künstler... Mit dem Theaterintendanten sind die Potsdamer nicht richtig warm geworden. Dem Potsdam Museum fallen bei den Ausstellungen mitunter die falschen ein und so ging 2016 die Besucherzahl zurück. Aktuell machen bildende Künstler Stress, weil sie keinen Garnisonkirchturm vor dem Fenster haben wollen, obwohl sie sich mit befristetem Mietvertrag auf fremdem Territorium befinden. Nämlich auf dem der Garnisonkirchenstiftung, die es bekam, um darauf einen der schönsten alten Barocktürme wiedererstehen zu lassen.
Doch Superpersonal macht das alles wieder wett. Die beiden neuen Geschäftsführer des kommunalen Betriebs Energie und Wasser Potsdam, kurz EWP, haben zum Beispiel Wörter wie Vorteilsnahme und Korruption noch nie gehört und sie gehen in Zukunft sparsam mit den Finanzen um, sogar mit den Geldern ihrer Kunden. Der Verkehrsbetrieb verlängert die Kurzstrecke bei Bahn und Bus wieder auf die bisherigen sechs Stationen und bricht das unüberhörbare Schweigen nach dem Vorstoß der Linken in der Stadtverordnetenversammlung durch eine hörbare Ankündigung.
Summa summarum werde ich Mühe haben, Themen für meine nächsten Kolumnen zu finden. Aber keine Angst. Das geschieht garantiert nicht, dafür werden die Potsdamer und ihre Stadtverwaltung schon sorgen.
Unsere Autorin ist langjährige Redakteurin und jetzt freie Mitarbeiterin der PNN. Sie lebt in Potsdam
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