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Landeshauptstadt: Sie liebt diese Seele

Für Uschi Ida Leinberger ist Elvis keine Legende. Er ist ihr Glaube

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Für Uschi Ida Leinberger ist Elvis keine Legende. Er ist ihr Glaube Von Sabine Schicketanz Sie trägt eine Einkaufstasche, in die sein Konterfei eingewebt ist. Ihre Brille verstaut sie in einem Etui, auf dem sein Gesicht abgebildet ist. Und ihr Herz, das gehört ihm auch. Es gehört Elvis Presley. Der King of Rock“n“Roll ist für die Potsdamerin Uschi Ida Leinberger viel mehr als nur eine Legende. Elvis, das ist ihr Glaube. Wie ein Blitzschlag hat er sie getroffen, an einem Abend vor zehn Jahren, als sie durchs Fernsehprogramm schaltete, in die letzten Minuten des Dokumentarfilms „That“s the way it is“. Sie war gebannt. „Bridge over troubled water“ sang Elvis, und für Uschi Ida Leinberger hatte sich die Welt verändert. „Ich wusste sofort alles, was er als Künstler zu bedeuten hat, wusste alles über seine menschlichen Qualitäten.“ Elvis hatte ihr Innerstes gefunden. „Er sang so feinfühlig, von Seele zu Seele. Es gab keine Distanz zwischen ihm und dem Publikum, es war alles Liebe, erschütternd und ergreifend.“ Nichts, aber auch gar nichts hat sich für Uschi Ida Leinberger bis heute an diesem Gefühl geändert. Nur ihr Leben, das ist jetzt anders. Sie hat ein Buch geschrieben, eine Hommage, „Elvis Forever“. Hundertfünfundvierzig Seiten voller Poesie, über Elvis, an Elvis. Sie hat sich selbst Englisch beigebracht, um seine Lieder zu verstehen, Bücher über ihn zu lesen. Sie ist zwei Mal nach Memphis, Tennessee, geflogen, um Graceland zu sehen. Sie ist Mitglied im Elvis Presley Verein Bad Nauheim-Friedberg geworden, fährt regelmäßig dorthin, wo Elvis vom 1. Oktober 1958 bis zum 2. März 1960 seine Militärzeit verbracht hat. Sie sorgt dort dafür, dass der kleine Elvis-Presley-Platz in Ordnung gehalten wird, sie wird beim Bürgermeister vorstellig und beim Stadtparlament. Sie hilft, das European Elvis Festival zu organisieren, das am vergangenen Wochenende zum zweiten Mal stattfand. Und sie wohnt im Bad Nauheimer Hotel Grunewald, im Zimmer Nummer 10. Dem Zimmer, das Elvis bewohnte. Dort ist alles noch genau so, wie er es hinterlassen hat. Als jüngst der Bezug des Sofas im Aufenthaltsraum, wo Elvis saß, ausgetauscht werden musste, bekam sie ein Stück des Stoffs. Das beste Stück, das aus der Mitte, auf dem er tatsächlich gesessen hat. Uschi Ida Leinberger spricht in einem weichen, langsamen Singsang, wenn sie von Elvis erzählt. Von seiner spirituellen Persönlichkeit, ohne die er so genial nie hätte sein können. Von einer Verbindung zur Göttlichkeit, davon, dass er nicht auf der Bühne stand, um zu glänzen – es glänzte aus ihm. „Er konnte die Stimmung des Liedes sofort in seine Stimme legen. Ich wusste aus meinem Herzen heraus, worum es geht, auch als ich kein Englisch konnte.“ Bei Elvis, sagt sie, wird man nie enttäuscht. Denn Elvis, das weiß Uschi Ida Leinberger, verlässt sie nicht mehr. „Für mich ist er da, ist er jetzt anwesend.“ Nein, Elvis lebt nicht. „Aber jede Seele hat ein ewiges Leben.“ Und sie liebt diese Seele. „Von Anfang bis Ende.“ Finden andere sie seltsam, diese Gefühle? Vielleicht. Aber Uschi Ida Leinberger sagt, sie kennt viele, eine ganze Reihe Menschen, denen es genauso geht wie ihr. Sie nennt sie ihre „Begleiter“. Zusammen mit ihnen will sie noch viel bewegen – für Elvis. In Bad Nauheim oder in Friedberg soll ein Museum eröffnet werden, dafür sammelt die Potsdamerin Spenden. Aber leider wohnt in dem Haus, das einst Elvis“ Haus war, heute ein Arzt. Und der will nicht ausziehen. Aber einen Ort für das Museum werde man schon finden, sagt sie. Auch der Erlös aus dem Verkauf ihres Buches geht an den Elvis Presley Verein, außerdem hat sie viele Gegenstände aus den 50er Jahren gespendet. Doch vor allem will Uschi Ida Leinberger aufklären, bekehren. Für Elvis-Kritiker hält sie einen Spruch parat. „Wenn ein wahres Genie in dieser Welt erscheint, erkennt man es an diesem Zeichen: Alle Dummköpfe verbünden sich dagegen.“ Allen anderen will sie „die vollständige Wahrheit“ über Elvis vermitteln. Zu einer Pop-Ikone, nur dem Rock“n“Roll verschrieben, darf er nicht heruntergezogen werden, meint sie. „Elvis war so viel mehr.“ Hat man die Quelle entdeckt, findet man sich schnell in einem mächtigen Strom, ja in einem ganzen Meer von Elvis wieder. „So breit wie Elvis ist, will ich auch sein“, sagt Uschi Ida Leinberger. „Ich will in die Tiefe gehen, nicht an der Oberfläche herumplätschern.“ Fanartikel, noch und nöcher von den 550 Elvis-Fanclubs weltweit in Katalogen feilgeboten, sind eine andere Art Oberfläche. Eine Projektionsfläche, eine Huldigung. Trotzdem hat sich Uschi Ida Leinberger mit dem Sammeln sehr zurückgenommen. Nur zwei Mal im Jahr bestellt sie etwas. „Zu meinem Geburtstag und zu Weihnachten.“ Mehr ist auch nicht nötig. Ihr Glaube, ihre Liebe, hängen davon nicht ab.

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